Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Unternehmen >

Fresenius-Aktie: Sollten Anleger nach den Zahlen einsteigen?

Bei dem angeschlagenen Gesundheits-Konzern läuft es im ersten Quartal besser als gedacht – aber immer noch nicht gut. Für risikobereite Anleger könnte das der Moment für eine Turnaround-Wette sein. Der eingeleitete Konzernumbau schließlich beginnt Früchte zu tragen.

(Foto: Fresenius)

Bei dem angeschlagenen Gesundheits-Konzern läuft es im ersten Quartal besser als gedacht – aber immer noch nicht gut. Für risikobereite Anleger könnte das der Moment für eine Turnaround-Wette sein. Der eingeleitete Konzernumbau schließlich beginnt Früchte zu tragen.

Es sind zarte Zahlen des Aufbruchs, die Fresenius diese Woche vorgelegt hat. Und es sind erste hoffnungsvolle Aktienkäufe, die den Kurs des arg gebeutelten Papiers in die positive Richtung lenken. Um acht Prozent kletterten die Fresenius-Anteile nach der Ergebnisvorlage für das erste Quartal. Angesichts der hohen Kursverluste seit 2017, insgesamt über 70 Prozent, entspricht das keinen Jubelstürmen. Allerdings kann der Anstieg durchaus als Zeichen dafür verstanden werden, dass sich etwas zu drehen beginnt bei dem Konzern mit Sitz im hessischen Bad Homburg.

Nach einer langen Durststrecke scheint der neue Vorstandschef Michael Sen eine Strategie gefunden zu haben, die greifen könnte und vor allem eine, die Anleger und Investoren honorieren.
Im ersten Quartal sank der operative Gewinn von Fresenius um neun Prozent auf 908 Millionen Euro, unter dem Strich blieb ein Ergebnis von 346 Millionen Euro hängen, ein Minus von rund 16 Prozent. Der Umsatz stieg leicht, um fünf Prozent, auf 10,2 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern einen Zuwachs beim organischen Umsatz im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Das operative Ergebnis könnte hoch einstellig schrumpfen, bestenfalls bleibt es wohl stabil.

Ein starker Quartalsbericht sieht anders aus. Doch Analysten hatten schlimmeres erwartet. Und: Sens Sparkurs verzeichnet die ersten Erfolge. 130 Millionen Euro gab Fresenius durch diesen von Januar bis März weniger aus. Bis 2025 will Sen jährlich eine Milliarde Euro einsparen. Dass die ersten Maßnahmen Wirkung zeigen, ist für Investoren ein wichtiges Signal.

Der Rückgang der Margen sei verlangsamt worden und das Umsatzwachstum das höchste seit Beginn des Jahres 2020, lobte JP Morgan-Analyst David Adlington. Bei Kabi gebe es Anzeichen für eine Trendwende, die Margen hätten sich verbessert, so Adlington weiter. Sein Kursziel beließ er bei 29,60 Euro.

Tatsächlich lässt sich die Entwicklung von Kabi sehen. Im Bereich Infusionspumpen, Medizintechnik und Biopharma-Produkte läuft es gut, die Umsätze der Tochter stiegen in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich. Auch Jefferies-Analyst James Vane-Tempest wertete die Kabi-Entwicklung positiv.
Das passt zum Umbauplan von CEO Sen, der sich in Zukunft auf Kabi und die Klinikkette Helios, deren Umsätze dank steigender Behandlungszahlen stiegen, konzentrieren will. Die Dialyse-Tochter FMC, die der Mutter nun schon seit längerer Zeit die Bilanz verhagelt, soll hingegen Ende des Jahres abgespalten werden. Im ersten Quartal stiegen die Umsätze von FMC zwar, der Gewinn sank unter dem Strich allerdings um 45 Prozent auf 86 Millionen Euro. Insgesamt legte FMC damit sogar bessere Zahlen vor als erwartet, bleibt aber nach wie vor das Sorgenkind im Konzern. Die Dienstleistungssparte Vamed machte operativ einen Verlust von 27 Millionen. Sen will sie zukünftig deshalb nur noch als Finanzbeteiligung führen.

„Die Weichen sind gestellt, unsere Produktivitätsmaßnahmen greifen“, erklärte Sen im Rahmen der Zahlenvorlage. „Wir werden Fresenius nachhaltig verändern, um eine konsistente Leistung zu gewährleisten und den Wert des Unternehmens zu steigern.“

Sen weiß dabei aber einen langen Weg vor sich: „Es gibt noch viel zu tun, mehr als ursprünglich erwartet.“ Ein großes Problem für Fresenius sind nach wie vor die hohen Schulden. Mit 25,4 Milliarden Euro liegen die Verbindlichkeiten des Konzerns fast viermal so hoch wie das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen ein Risiko in der Bilanz.

Dieses wird so schnell auch nicht verschwinden, doch die Umstrukturierung läuft und kommt immer besser in Gang. Das macht die Aktie für risikobereite Anleger interessant, denn grundsätzlich ist Fresenius in einer wachstumsversprechenden Branche beheimatet und würde von einer Rezession vergleichsweise wenig getroffen. Darüber hinaus sei die Aktie günstig bewertet, meint JP Morgan-Experte Adlington. Die Dividendenrendite liegt bei 3,3 Prozent. Sowohl die Zahlen zum ersten Quartal wie auch der jüngste Kursverlauf machen einen Turnaround zumindest möglich.   

OG