HUGO BOSS: Schickes aus Schwaben
Kleider machen Leute, sagt ein bekanntes Sprichwort. Manchmal machen sie auch Unternehmen: Gut geschnittenen Herrenanzügen verdankt die Modefirma HUGO BOSS ihren internationalen Ruf und ihren Aufstieg zur weltbekannten Luxusmarke. Doch die globale Rezession und auch ein Finanzinvestor beschäftigen derzeit die zuletzt erfolgsverwöhnte Firma.
Dabei schien das 1923 im schwäbischen Metzingen gegründete Unternehmen bis vor Kurzem der Wirtschaftskrise zu trotzen. Neben besagten Herrenanzügen eroberten im Lauf der Jahre auch zunehmend Damen-, Freizeit-, Sport- und Abendkollektionen sowie eine Linie für die jugendlichere Kundschaft die Laufstege von Paris bis Mailand und die Modestrecken in den Hochglanz-Magazinen, während Lizenzen für Brillen, Parfum und Uhren zusätzlich für klingelnde Kassen sorgten. Erst kürzlich zog eine HUGO-BOSS-Modenschau auf der Berliner Fashion Week Promis wie Eva Padberg, Klaus Wowereit, Sabine Christiansen, David Coulthard oder Milla Jovovich an, die sich persönlich vom Können des BOSSDesigners Bruno Peters überzeugen wollten.
Umsatzeinbruch im 1. Quartal
Doch so gut die Entwürfe des Belgiers Peters auch ankamen: Offenbar sitzt auch der sonst so zahlungskräftigen HUGO-BOSS-Kundschaft das Geld für feinen Zwirn nicht mehr ganz so locker wie gewohnt. Im ersten Quartal des Jahres 2009 mussten die Schwaben nämlich einen Umsatzeinbruch um 5% auf 484 Mio. Euro hinnehmen. Der Gewinn reduzierte sich um 2% auf 64 Mio. Euro. Das Management geht davon aus, dass 2009 ein schwieriges Jahr werden dürfte und stellt erst für 2010 eine Trendwende in Aussicht. Stellenabbau und Sparmaßnahmen sollen dem Unternehmen helfen, die Flaute zu überstehen.
Finanzinvestor griff zu
Seit geraumer Zeit steht HUGO BOSS unter erhöhtem Renditedruck: Mit dem Finanzinvestor Permira stieg im Sommer 2007 ein Private- Equity-Unternehmen bei den Schwaben ein und baute den Anteil auf knapp 90% des Stammkapitals aus. Es folgte der Griff in die Kasse: Im Frühjahr 2008 genehmigte man sich eine Sonderdividende in Höhe von 450 Mio. Euro, für die HUGO BOSS einen Kredit aufnehmen musste. Dadurch sank die Eigenkapitalquote von 52% auf nur noch 20%. Permira bemühte sich indes, Vorwürfe zu entkräften, Investoren wollten sich in Heuschreckenmanier die Taschen vollmachen. Man sei vielmehr langfristig an HUGO BOSS interessiert.
Unstimmigkeiten über Strategie
Der langjährige Vorstandsvorsitzende, Bruno Sälzer, war dem Vernehmen nach dennoch nicht mit dem Vorgehen Permiras einverstanden und wechselte zu einem weiteren international angesehenen Modeunternehmen, ESCADA. Auch Produktionschef Werner Lackas und der Aufsichtsratsvorsitzende, Giuseppe Vita, verabschiedeten sich. 2007 hatte HUGO BOSS unter der Führung von Sälzer noch Rekordmarken erzielt: So wurde der Umsatz um 9% auf 1,63 Mrd. Euro und das EBIT um 19% auf 220 Mio. Euro gesteigert. Nach Steuern blieben den Schwaben 154 Mio. Euro in der Kasse. Sälzer werden wesentliche Verdienste für den Erfolg von HUGO BOSS zugeschrieben, so führte er eine erfolgreiche Damenlinie ein und brachte den wichtigen Bereich der Accessoires voran.
Bald wieder en vogue?
Bei HUGO BOSS ist inzwischen ein anderer damit betraut, die Renditevorstellungen Permiras zu verwirklichen, nämlich Claus-Dietrich Lahrs, der sich im Geschäft mit Luxus bestens auskennt: Er war bereits für Cartier, Louis Vuitton und Christian Dior Couture tätig und gilt als kompetent, was Amerika und Asien angeht – beide Regionen sind wichtige Zielmärkte für den schwäbischen Edelschneider. Doch leicht wird es ihm nicht gemacht: Zusätzlich zur allgemeinen Wirtschaftsflaute muss die Firma mit hohen Zinsen klarkommen, die aus der Verschuldung in Zusammenhang mit der Permira-Sonderdividende auf der Firma lasten. Im Geschäftsjahr 2008 sank daher auch das Nettoergebnis um 27% auf 112 Mio. Euro. Der Umsatz konnte dagegen um 3% auf 1,69 Mrd. Euro gesteigert werden. Ab 2010 dürfte sich zeigen, ob HUGO BOSS wieder mit erfreulichen Schlagzeilen in Mode- und Finanzmagazinen gleichermaßen punkten kann.