Kurs in sechs Tagen verdreifacht – Batteriehersteller begeistern!
Kein E-Auto fährt ohne E-Batterie. So weit, so logisch – und so spannend. Denn während sich zuvörderst alles um erstere und deren Hersteller dreht, bringen sich im Hintergrund die Zulieferer der Zukunft in Stellung. Immer mehr von ihnen begeistern inzwischen immer mehr Anleger. Vor allem in China scheint ein regelrechter Hype losgebrochen. Besonders ein Konzern wird dabei groß gefeiert. Und könnte viele seiner Konkurrenten mitziehen.
Kein E-Auto fährt ohne E-Batterie. So weit, so logisch – und so spannend. Denn während sich zuvörderst alles um erstere und deren Hersteller dreht, bringen sich im Hintergrund die Zulieferer der Zukunft in Stellung. Immer mehr von ihnen begeistern inzwischen immer mehr Anleger. Vor allem in China scheint ein regelrechter Hype losgebrochen. Besonders ein Konzern wird dabei groß gefeiert. Und könnte viele seiner Konkurrenten mitziehen.
Von Oliver Götz
Wenn es um die deutsche Autoindustrie geht fallen die Namen von Städten wie München und Stuttgart in gewohnter Regelmäßigkeit, dank Volkswagen und Audi auch die von Wolfsburg und Ingolstadt. Große Zulieferer-Konzerne wie Continental, ZF oder Bosch sitzen in Hannover, Friedrichshafen und Stuttgart. Und damit wenig überraschend in der Nähe. Oder zumindest im zugehörigen Bundesland.
Eine der größten Fabriken für Batteriezellen dagegen entsteht nun weit weg von diesen etablierten automobilen Ballungsräumen in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt. Genauer gesagt auf einem rund 80 Hektar großen Areal zwischen Erfurt und Arnstadt, im sogenannten „Erfurter Kreuz“. Mit ihr entstehen sollen bis zu 1.500 Arbeitsplatze, die Kosten dürften bei mehreren hundert Millionen Euro liegen, produziert werden soll ab dem Jahr 2021.
Aufgrund der Tatsache, dass es sich damit für Thüringen um eine der bedeutendsten Industrie-Investitionen der letzten zehn handelt, ist Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee das Lachen auch kaum mehr aus dem Gesicht zu kriegen. Thüringen habe jetzt die Chance „zu einem der wichtigsten europäischen Standorte für Batterietechnologie aufzusteigen“, freute er sich. Aus gesamtdeutscher Sicht dagegen mehr als fraglich ist, warum es dafür einen Konzern aus China braucht. Der Auftraggeber nämlich heißt CATL und hat seinen Hauptsitz ganz weit weg, in der chinesischen Provinz Fujian. Die ernüchternde Antwort lautet wohl: Die Bundesrepublik und ihre Unternehmer haben nach Internet und der einsetzenden Digitalisierung den nächsten Trend verpasst.
Und was ist dieser Trend? Ganz einfach: die Elektrifizierung der globalen Fahrzeugflotte. Aber das bleibt Thema und Baustelle für sich. Fakt ist: In Sachen Batterieproduktion gibt China gemeinsam mit Südkorea und Japan den Ton an. Vor allem mit Blick auf die Lithium-Ionen-Variante für Smartphones, Tablets und nun eben ganz besonders das elektrisch fahrende Automobil. 2014 noch wurden nur 25 Prozent aller Lithium-Ionen-Akkus für das blecherne Klientel produziert, inzwischen jedoch gehen mehr Batterien in den Fahrzeugsektor als in alle anderen zusammengenommen.
CATL mit eindrucksvollstem Börsendebüt des Jahres?
Der Branchenprimus heißt seit kurzem Contemporary Amperex Technology. Kurz: CATL. Gerade einmal sieben Jahre alt, legten die Chinesen im Juni das vielleicht eindrucksvollste Börsendebüt des Jahres hin. Nicht zuletzt wohl auch deshalb, da die Aktien des Konzerns hierzulande noch nicht handelbar sind, bekam das allerdings – ebenfalls hierzulande – kaum einer mit. Allein am ersten Tag sprang der Kurs um 44 Prozent in die Höhe. Wäre das nicht das chinesische Limit für einen ersten Börsentag, wäre das Papier wohl noch in ganz andere Gefilde vorgedrungen. Das tat es dann in den Tagen danach, stieg sechs Tage lang ein ums andere Mal um den höchstmöglichen Prozentsatz. Inzwischen hat sich der Kurs beinahe verdreifacht und der Börsenwert des Akkuspezialisten ist umgerechnet auf über 20 Milliarden Euro gestiegen. Also immerhin schon auf fast die Hälfte dessen, was Tesla an Marktkapitalisierung aufbieten kann. Und der große Unterschied: CATL ist wie alle Batteriehersteller nicht zuvorderst von Entscheidungen der Konsumenten abhängig. Egal ob nun Tesla, Daimler, BMW oder jemand ganz anderes im E-Bereich die Gunst der Kunden gewinnt, CATL kann jeden beliefern. Und der Bedarf wird zunehmen.
Bislang besitzen nur rund ein Prozent aller Fahrzeuge des Planeten einen Elektroantrieb. Die Boston Consulting Group geht davon aus, dass dieser Anteil bis zum Jahr 2025 auf sechs Prozent steigt, bis 2030 dann auf 15 Prozent. Das entspräche allein in China sieben Millionen elektrifizierten Fahrzeugen. Für die Akku-Industrie kann das zum Segen werden. Für den Moment steht die Batterie für 40 Prozent der Wertschöpfung eines Elektro-Autos. CATL ist einer der Vorreiter. 2021 könnten mehr als 70 Prozent aller Lithium-Ionen-Akkus aus China kommen, schätzen Experten. Mit der frühzeitigen Expansion nach Europa könnte man dort wichtige Marktanteile abgreifen, bevor die Konkurrenz größer wird. BMW hat bereits Zellen im Wert von vier Milliarden Euro bestellt. Auch Daimler und Volkswagen sind Kunden der Chinesen.
Panasonic greift an
Doch freilich ist CATL nicht das einzige vielversprechende Unternehmen der Branche. Auch ein altbekannter Namen rückte zuletzt aus dem Hintergrund wieder vermehrt in den Vordergrund: Panasonic. Und deren Aktie wiederum ist auch hierzulande handelbar. Als bereits 1918 in Kadoma gegründetes Unternehmen hat Panasonic gegenüber vielen jungen Herstellern einen großen Vorteil. Produktionshallen, Produktionssysteme, Liefer- und Wertschöpfungsketten müssen nicht komplett neu aus dem Boden gestampft beziehungsweise angelegt und verhandelt werden. Die Japaner sind so bereits jetzt exklusiver Zelllieferant für Teslas Model 3 und darüber hinaus mit vielen japanischen Herstellern in Verhandlungen. In den nächsten Jahren will man sich noch stärker auf die Automobilindustrie konzentrieren. Bis 2021 soll sich die Batterieproduktion für die Branche verdoppeln. Bis 2022 dann auch der Umsatz, und auf rund 20 Milliarden Euro steigen. Aus dem operativen Verlust, den die Sparte im Geschäftsjahr 17/18 machte, soll zudem allmählich Gewinn werden.
Konzernübergreifend konnte die Nummer Zwei am Batteriemarkt diesen deutlich um 37 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro steigern. Im laufenden Geschäftsjahr rechnen die Japaner mit einem weiteren Plus in Höhe von zehn Prozent. An der Börse steht bislang ein Minus. Von 12,50 Euro ging es für die Aktie über die letzten sechseinhalb Monate auf 10,50 Euro nach unten. Von Februar 2016 bis Oktober allerdings mit einem Kursplus von 105 Prozent auf das Zwischenhoch bei 13,15 Euro auch steil bergauf.
Starke Südkoreaner
Das ging es auch für den Anteilsschein der Samsung-Tochter Samsung SDI. Genauer gesagt: Um 133 Prozent von 18,70 Euro im November 2016 auf inzwischen 43,70 Euro. Die Südkoreaner sind mitten drin im Geschäft mit Batteriezellen, liefern unter anderem exklusiv die Akkumulatoren für die BMW-Stromer i3 und i8. Da BMW bis 2025 mindestens 25 verschiedene E-Modelle auf den Markt bringen will, könnte die Nachfrage noch zunehmen. So will auch Samsung bald in Europa Batteriezellen produzieren. Allerdings nicht in Erfurt, sondern in Ungarn. LG Chem, der zweite große südkoreanische Batteriehersteller investiert in Polen und beliefert unter anderem Audi. Im Gegensatz zum SDI-Papier ist die LG Chem-Aktie aber wiederum nicht in Deutschland handelbar. Schade, denn beide Aktien bieten Potenzial. Allein in Südkorea, also dem Heimatland von LG Chem und Samsung SDI, soll sich die E-Auto-Zahl im laufenden Jahr auf rund 30.000 Stück verdoppeln.
Nochmal zurück nach China. Neben CATL gibt es hier nämlich noch einen weiteren vielversprechenden Kandidaten. Bild Your Dreams, kurz: BYD, ist der größte E-Auto-Hersteller im Reich der Mitte und wird gern als das „Tesla Chinas“ bezeichnet. Vor allem im Geschäft mit E-Bussen ist BYD weltweit führend. Und: Die Chinesen produzieren ihre Batterien selbst. BYD ist also Autohersteller und Batterieproduzent in einem. Das macht die Aktie spannend. Nicht zuletzt, da sie zuletzt massiv an Wert verlor. Ausgehend vom bisherigen Rekordhoch bei 8,96 Euro aus dem Oktober vergangenen Jahres ging es in den letzten Monaten um fast 60 Prozent auf aktuell 5,20 Euro nach unten. Grund dafür ist ein operativer Gewinneinbruch im ersten Quartal 2018 von 90 Prozent. Der jedoch rührt hauptsächlich von den seitens der chinesischen Regierung gekappten Subventionen. Vielleicht bieten die argen Kursverluste also eine schöne Einstiegschance. Tesla schließlich hat in seiner 15 jährigen Unternehmensgeschichte noch nie einen Gewinn erzielt, an der Börse aber trotzdem schon manch Anleger reich gemacht.
Zukunft ohne Risiken? Nein!
Das Geschäft mit Batterien für kommende Fahrzeuggenerationen haben Deutschland und ganz Europa bislang verschlafen. Wohlwissend, dass dieser Antriebsform recht wahrscheinlich die Zukunft gehören dürfte. So teilen sich Firmen aus Asien fast den gesamten Markt unter sich auf. Und strömen nun auch nach Europa. Für die deutschen Autobauer ist das vorerst ein Grund zur Freude. Sie bekommen die Zulieferer der Zukunft quasi direkt vor die Tür gesetzt. Und gleichzeitig einen möglichen Wettbewerbsvorteil gegenüber den USA. Verschärft sich der Handelskonflikt zwischen China und den Vereinigten Staaten könnten die chinesischen Batterieproduzenten verstärkt auf den europäischen Markt setzen, in Amerika drohen schließlich Investitionshürden. Zudem würden hohe Importzölle für amerikanische Automobilhersteller den Import von Batterien teurer machen und somit auch deren Autos. Allerdings will beispielsweise Tesla seine Produktion in China ausweiten, schon allein deshalb, da Peking nun Zölle auf US-Autos erhoben hat.
Das alles jedoch kann den Batterieproduzenten selbst ziemlich egal sein. Ihre Zukunft scheint rosig. Für den Moment sind nicht sie von den großen Autoherstellern abhängig, sondern umgekehrt. Allerdings wird weiterhin an alternativen Antriebstechnologien geforscht. Sollte sich das E-Auto entgegen aller Erwartungen am Ende doch nicht durchsetzen oder deren Akkus auf einer völlig neuen Technologie basieren, die von ganz andere Unternehmen vorangetrieben wird, dann wären all die bisherigen Umsatz-, Gewinn- und Kursvorhersagen eine riesige Blase. Dieses Risiko besteht. An ihm kommen Anleger dieser Tage aber auch kaum vorbei.