Ludwig Beck: Das Kaufhaus der Sinne
Von einer Krise im deutschen Einzelhandel ist bei Ludwig Beck nichts zu spüren: Das Kaufhaus am Münchener Marienplatz ist dank eines erlesenen Sortiments voll wie eh und je. Das florierende Geschäft lockte die Nürnberger Kaufmannsfamilie Wöhrl an, die 2006 bei Ludwig Beck einstieg und drei Jahre später die Mehrheit übernahm.
Ludwig Beck ist mehr als ein Bekleidungsgeschäft, auch wenn drei Fünftel des Umsatzes auf Mode und Accessoires entfallen. 40% der Erlöse erwirtschaftet das Kaufhaus in der Münchener Innenstadt mit Musik, Wein, Parfüm und Kosmetik. Weit über München hinaus ist die CD-Abteilung bekannt, vor allem für das Jazz- und Klassik-Sortiment. Am wichtigsten ist jedoch das besondere Flair der Verkaufsräume. Weder grelles Licht noch Hitparaden-Gedudel bestimmen die Atmosphäre. Bei gedämpfter Beleuchtung, geschmackvoller Musik und gediegenen Hölzern genießen Kunden das Einkaufen und achten deshalb weniger auf den Preis. Für Ludwig Beck lohnt sich das exklusive Ambiente: Die Bruttomarge liegt bei 49% – weit mehr als in der Branche üblich. Neben dem Stammhaus betreibt der Konzern mit rund 500 Mitarbeitern noch einige Geschäfte in Bayern und einen Lagerverkauf in Parsdorf bei München. Dominant ist jedoch das Kaufhaus am Marienplatz mit einem Umsatzanteil im Konzern von 90 Prozent.
Märchenschlösser bringen den Durchbruch
Mit ein paar Angestellten hatte alles angefangen. Der Münchener Knopfmacher Ludwig Beck eröffnete 1861 im elterlichen Anwesen eine Werkstatt und einen kleinen Laden. Obwohl das Geschäft gut lief, kam erst 1876 der Durchbruch: Ludwig Beck belieferte die Märchenschlösser Ludwigs II. mit Gold- und Silberposamenten und erhielt dafür den Titel „Königlich Bayerischer Hofposamentier“. 1938 erwarb Gustl Feldmeier das Unternehmen und fusionierte es nach dem Krieg mit seiner eigenen Firma zu „Ludwig Beck am Rathauseck – Textilhaus Feldmeier.“ 1954 kaufte er das Haus am Marienplatz und baute es im Laufe der Jahre zu einer Münchener Institution aus. In den Achtzigerjahren lag Gustl Feldmeier jedoch strategisch falsch, als er Filialen in Deutschland und den USA eröffnete. Die Expansion überforderte das Unternehmen. Mitte der Neunzigerjahre schrumpfte sich Ludwig Beck gesund. Schlusspunkt der Konsolidierung war 1998 der Börsengang zu 34 D-Mark je Aktie. Nach einigen exzellenten Jahren traf die Rezession des Jahres 2003 das Unternehmen hart. Aber das Kaufhaus erholte sich schnell wieder. Die rasche Rückkehr in die Gewinnzone lockte die Nürnberger Kaufmannsfamilie Wöhrl an. Den Anfang machte Gerhard Wöhrl. Er stieg 2006 mit 29% ein. Danach kaufte auch sein Bruder Anteile. Drei Jahre später übernahm Hans Rudolf Wöhrl das Ruder bei Ludwig Beck: Im Rahmen einer Offerte zu 11,90 Euro je Aktie und weiteren Käufen an der Börse erhöhte er seine Beteiligungsquote auf über 70%. Insgesamt dürfte ihn das Aktienpaket etwa 30 Mio. Euro gekostet haben.
Massives Gewinnplus erwartet
Das Geld scheint gut angelegt, denn Ludwig Beck verdient ungewöhnlich gut. Trotz der Wirtschaftskrise kletterte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern im vergangenen Jahr um ein Fünftel auf 9,8 Mio. Euro. Aufgrund eines steuerlichen Sondereffekts fiel zwar der Überschuss auf 2,2 Mio. oder 0,61 Euro je Aktie. Aber 2010 dürfte der Gewinn massiv anziehen: Analysten rechnen mit deutlich mehr als einem Euro je Aktie. Deshalb wird wohl auch die Ausschüttung erneut steigen – 50 Cent sind realistisch. Der Cashflow würde auch für eine weitaus höhere Dividende reichen, zumal noch 4,4 Mio. Euro in der Kasse liegen und die Eigenkapitalquote mit 39% schon recht hoch ist. Ins Geschäft muss Hans Rudolf Wöhrl jedenfalls nicht mehr viel investieren, und die Hälfte des Grundstücks am Marienplatz gehört der Firma auch schon. Vielleicht konzentriert sich Wöhrl einfach nur aufs Geld verdienen. Davon versteht er einiges, wie seine Engagements bei den Luftfahrtgesellschaften dba und LTU zeigen. Binnen weniger Jahre sanierte er beide Firmen und verkaufte sie mit einem satten Plus an Air Berlin weiter.