Nvidia Aktie – Schwierige Gegenwart, positive Zukunft?
Trotz guter Aussichten und weitem Vorsprung vor der Konkurrenz konnte sich auch die Aktie des Chipherstellers Nvidia im vergangenen Jahr nicht dem Ausverkauf im Technologiesektor entziehen. Nach einer Halbierung in der Spitze geht es in den ersten Wochen des Jahres mit dem Kurs wieder nach oben. Auch weil sich das Glück eines Unternehmens manchmal schlagartig wenden kann, wenn sich durch neue Entwicklungen neue Chancen eröffnen.
Trotz guter Aussichten und weitem Vorsprung vor der Konkurrenz konnte sich auch die Aktie des Chipherstellers Nvidia im vergangenen Jahr nicht dem Ausverkauf im Technologiesektor entziehen. Nach einer Halbierung in der Spitze geht es in den ersten Wochen des Jahres mit dem Kurs wieder nach oben. Auch weil sich das Glück eines Unternehmens manchmal schlagartig wenden kann, wenn sich durch neue Entwicklungen neue Chancen eröffnen.
Von Konstantin Oldenburger, Marktanalyst CMCMarkets
Spötter würden allerdings sagen, weil die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird – die Rede ist vom aktuellen Hype um die Künstliche Intelligenz (KI). Nvidia wäre zumindest deshalb ganz vorne mit dabei, weil es über die nötigen Chips und Rechenleistungen verfügt, auf denen KI-Software ausgeführt und entwickelt werden kann.
In dieses Bild passt der Ausblick, den Nvidia bei der gestrigen Vorlage der Zahlen gab. 6,5 Milliarden Dollar Umsatz strebt das Unternehmen im laufenden Quartal an, was über dem Konsens der Wall Street liegt. Die Talsohle bei Grafikarten scheint erreicht und damit könnten sich auch die Lagerbestände wieder normalisieren. Ein Umsatzschub durch die jüngste Welle von Dienstleistungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz wäre dann das i-Tüpfelchen auf den nächsten Zahlen. Die Aktie gewann nachbörslich neun Prozent.
Probleme im einstigen Wachstumsmarkt
Die rückläufige Nachfrage nach Chips im vergangenen Jahr war vor allem einem stagnierenden PC-Markt geschuldet. Auch das Platzen der Blase am Markt für Kryptowährungen führte dazu, dass die Nutzer ihre Ausgaben für Grafikprozessoren von Nvidia deutlich zurückschraubten. Hinzu kamen die Probleme auf dem chinesischen Markt und fertig war das Rezept für eine Reihe enttäuschender Quartalsbilanzen. Und die Aussichten für PC-Verkäufe haben sich in den vergangenen Monaten nicht wirklich verbessert. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens IDC gingen die weltweiten PC-Lieferungen auch im Dezember und Januar gegenüber dem Vorjahr um bis zu 28 Prozent zurück, nachdem sie im Septemberquartal um 15 Prozent gesunken waren.
Cloud-Computing und Künstliche Intelligenz als neue Wachstumstreiber
Nun ist Nvidia allerdings mehr als ein Hersteller von Gaming- und Krypto-Zubehör. Die Zukunft des Unternehmens soll im Cloud Computing und der Künstlichen Intelligenz liegen, mit der Aussicht auf höhere Margen und Gewinne. Der Markt für Cloud-Computing hat derzeit ein Volumen von rund 368 Milliarden US-Dollar und soll bis 2030 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate (CAGR) von 15,7 Prozent wachsen. Da Rechenzentren hierfür von entscheidender Bedeutung sind, kann Nvidia erheblich von dem sich schnell entwickelnden Markt profitieren. Bereits im dritten Quartal lag das Wachstum hier bei über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und das Segment erwirtschaftete mit 3,8 Milliarden US-Dollar den größten Anteil am Gesamtumsatz.
Obwohl KI und der Einstieg von Nvidia in diesen Bereich noch in den Kinderschuhen stecken, hat das Unternehmen positive Fortschritte auf dem bisher 137 Milliarden Dollar großen Markt gemacht, der bis 2030 mit einer CAGR von 37,3 Prozent wachsen soll. Im November ging der Tech-Gigant eine Partnerschaft mit Microsofts Azure ein, um mit der Entwicklung eines massiven Cloud-KI-Computers zu beginnen, der von Nvidias Prozessoren angetrieben wird. Die Partnerschaft zwischen Nvidia und Microsoft könnte sich also langfristig auszahlen, da beide von ihren Ambitionen in diesem Bereich voneinander profitieren.
Kaum Konkurrenten im Rückspiegel
Um das Wachstum und die positive Entwicklung der letzten Jahre beizubehalten, muss sich Nvidia von einstigen „Cash Cows“ lösen und neue lukrativere Märkte wie KI und Cloud-Computing erschließen. Nur so kann sich das Unternehmen auch von einer Verlangsamung der Gesamtwirtschaft teilweise abschirmen. Derzeit sieht man ein anhaltendes, überproportionales Wachstum im Bereich der Rechenzentren, das durch die zunehmende Akzeptanz von KI getrieben wird und damit für Wachstumsfantasie in den nächsten Jahren sorgen könnte. Gaming könnte damit für Nvidia Vergangenheit sein, während Cloud, KI und Automotive auf allen Zylindern laufen und das Unternehmen in diesem Bereich kaum Konkurrenten im Rückspiegel sieht. Ja, Nvidia hat im vergangenen Jahr wie der Gesamtmarkt gelitten, aber das ändert nichts an der langfristigen Positionierung von Nvidia. Aufgrund seiner Technologiehoheit und eines intelligenten Managements mit Visionen könnte der Weg zwar lang, am Ende aber erfolgreich sein.