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Pleitekandidat Credit Suisse? Credit Default Swaps auf höchstem Stand seit der Finanzkrise

Die Credit Suisse steckt in tiefen Schwierigkeiten. Der „Lehman-Moment“ genießt Hochkonjunktur, doch so richtig neu sind die Nachrichten nicht.

(Foto: Michael Derrer Fuchs / Shutterstock)

Die Credit Suisse steckt in tiefen Schwierigkeiten. Der „Lehman-Moment“ genießt Hochkonjunktur, doch so richtig neu sind die Nachrichten nicht.

Die Credit Default Swaps, also das eingeschätzte Ausfallrisiko der Bank, stiegen auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Die Anleger fürchten ein Déjà-vu-Erlebnis, wie im Jahr 2008 und warten gespannt auf die Berichtsaison der Banken, um die finanzielle Situation der Banken neu einschätzen zu können.

Die Aktien der Credit Suisse eröffneten die Woche auf einem neuen 52-Wochen-Tiefs und gleichzeitig einem neuen Allzeittief. Die Bank hat weiterhin mit den Folgen zweier großer Krisen zu kämpfen - dem Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos und des britischen Finanzunternehmens Greensill -, die sie zusammen Milliarden von Dollar gekostet und zu einer Umstrukturierung des Managements geführt haben.

Ist die Credit Suisse am Ende?

Die Probleme der Credit Suisse sind nicht neu. Vor fast einem Jahr verpflichtete sich die Credit Suisse nach den zahlreichen Versäumnissen im Risiko-Management der Bank zu einer Umstrukturierung. Diese Umstrukturierung läuft allerdings eher schlecht als recht, sodass sich die Bank nicht mit ihren Kernaufgaben beschäftigen kann. Neu ist die wachsende Besorgnis über die Gesundheit der Bank, zumal die sich verschlechternden makroökonomischen Bedingungen die Situation verschlimmern könnten. Der Spread auf Credit-Default-Swaps der Credit Suisse - Instrumente, die eine Versicherung gegen den Zahlungsausfall eines Unternehmens bieten - hat sich auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise ausgeweitet. Der höhere Spread deutet darauf hin, dass die Anleger die Wette, dass die Credit Suisse überleben wird, für riskanter halten. Im bisherigen Jahresverlauf hat sich der Spread der Credit Suisse stärker ausgeweitet als die anderen europäischen und amerikanischen Großbanken. Anders ausgedrückt: Die Kosten für die Absicherung der risikoreicheren nachrangigen Schuldtitel der Credit Suisse sind in der letzten Woche um mehr als 27 % gestiegen.

Credit Suisse CEO versucht zu beruhigen

Der Vorstandsvorsitzende Ulrich Koerner erklärte am Montag, dass das Unternehmen über genügend Barmittel verfüge, um den anstehenden Restrukturierungsplan zu erfüllen, der zusammen mit den Ergebnissen des dritten Quartals Ende des Monats veröffentlicht werden soll. Weiter erklärte die Bank in einer Pressemitteilung, dass sie sich „mit ihrer umfassenden strategischen Überprüfung, die auch potenzielle Veräußerungen und Verkäufe von Vermögenswerten umfasst, auf gutem Wege befindet. Ziel ist es, eine fokussierte, agilere Gruppe mit einer deutlich niedrigeren absoluten Kostenbasis zu schaffen, die in der Lage ist, nachhaltige Renditen für alle Stakeholder und erstklassige Dienstleistungen für die Kunden zu erbringen."

Wird die Credit Suisse zu Lehman Brothers 2.0?

Der Zusammenbruch von Lehman Brothers im Jahr 2008 mag eine perfekte Analogie für den aktuellen Zustand der Credit Suisse sein, die einem in den Sinn kommt, aber die Größe und Bedeutung der Credit Suisse machen ein solches Szenario weniger wahrscheinlich. Nichtsdestotrotz zeichnet sich angesichts des Krieges, der Energiekrise und der sinkenden Staatsanleihen in Europa ein beunruhigendes Bild für die Bank ab, denn der Kontinent taumelt auf eine Rezession zu.

Ist die Credit Suisse ein Übernahme-Kandidat?

Die Marktkapitalisierung der Credit Suisse ist mittlerweile unter 10 Milliarden Schweizer Franken gefallen, was für eine Bank ihres Kalibers ein beunruhigendes Zeichen ist. Dies könnte die Bank in einen negativen Teufelskreis bringen, ähnlich wie die Deutsche Bank im Jahr 2016. In den nächsten Wochen dürfte es die Kernaufgabe des Vorstands sein, die Wiederauffüllung der Kapitalbasis zu forcieren. Ein groß angelegter Kostensenkungsplan und eine wesentliche Verkleinerung der Investmentbank könnten dabei die Wege aus der Krise sein. Experten zufolge könnte die Bank demnach bis zu 6 Milliarden Franken benötigen. Eine Kapitalerhöhung zulasten der alten Aktionäre wäre ebenfalls eine Option.

Fazit

Die gute Nachricht ist, dass die Probleme der Credit Suisse nicht das Ausmaß haben, um einen sofortigen Dominoeffekt auszulösen. Die aktuelle Situation unterscheidet sich wie Tag und Nacht von 2008, da sich die Bilanzen in Bezug auf Kapital und Liquidität grundlegend unterscheiden. Die Banken verfügen heute über mehr Barmittel, mehr Reserven für das Kreditrisiko und sind weniger auf kurzfristige Finanzierungen angewiesen als früher. Jedoch bleibt die Credit Suisse ein Problem- und Sanierungsfall, bei dem wahrscheinlich nur rigorose Mittel helfen, wie es zum Beispiel die Deutsche Bank vor einigen Jahren vorgemacht hat.

Wie könnte es bei der Credit Suisse Aktie weitergehen?  

Der Chartverlauf der Credit Suisse Aktie könnte kaum schlechter sein. Der Abwärtstrend ist lang, stark und bisher ungebrochen. Somit ist der Gedanke an einen Bankrott, eine Übernahme oder der Verfall in die Bedeutungslosigkeit nicht weit hergeholt. Die aktuelle Erholung nach der kleinen Panik am Montag ist der einzige kleine Aufhänger für die Bullen. Hierbei müssen die Bullen jedoch unter allen Umständen neue Tiefpunkte unter 3,51 CHF verhindern und in den nächsten Wochen den Widerstandsbereich zwischen 5,01 und 6,18 CHF nach oben aufbrechen. Über diesem Widerstand wäre dann eine weitere Erholung in den Bereich bei 13,45 CHF möglich. Unter dem Allzeittief bei 3,51 CHF würde demnach der Abverkauf mit einem offenen Ergebnis munter weitergehen.

Von Konstantin Oldenburger, Marktanalyst CMC Markets