Wieviel Potential steckt in der Microsoft-Aktie?
Alles schaut auf Facebook, Amazon, Apple, Alphabet und Netflix. Auf die Top-Stars der US-amerikanischen Tech-Welt, die immer wieder gerne unter dem inzwischen weltbekannten Akronym FAANG zusammengefasst werden. Dabei geht ein Konzernriese fast unter, der nach einer beeindruckenden Aufholjagd jedoch längst und mindestens auf eine Stufe mit den FAANG-Aktien gestellt werden muss: Microsoft.
Alles schaut auf Facebook, Amazon, Apple, Alphabet und Netflix. Auf die Top-Stars der US-amerikanischen Tech-Welt, die immer wieder gerne unter dem inzwischen weltbekannten Akronym FAANG zusammengefasst werden. Dabei geht ein Konzernriese fast unter, der nach einer beeindruckenden Aufholjagd jedoch längst und mindestens auf eine Stufe mit den FAANG-Aktien gestellt werden muss: Microsoft.
Von Oliver Götz
„Wir hatten ein unglaubliches Jahr“, blickte Microsoft-Chef Satya Nadella im Rahmen der jüngsten Quartalsbilanz, die zeitgleich das Geschäftsjahr 2017/2018 abschloss, freudestrahlend zurück auf die letzten zwölf Monate. Und sagte damit eigentlich alles. Denn was Microsoft da jüngst an Geschäftszahlen hingezaubert hat, das überraschte Anleger wie Analysten gleichermaßen. Mit Blick auf das Gesamtjahr steigerte der von Bill Gates gegründete Konzern seinen Umsatz um 14 Prozent auf 110,4 Milliarden US-Dollar. Der bereinigte operative Gewinn schnellte gar um 21 Prozent auf 35,1 Milliarden Dollar empor. Dass Nettoergebnis ging zwar von 25,5 Milliarden auf 16,6 Milliarden Dollar zurück, das lag aber an negativen Einmaleffekten aufgrund von Donald Trumps Steuerreform. Die kommt dem Konzern dafür in den kommenden Jahren zugute.
Der Kurs kennt nur eine Richtung
Anleger quittierten die starken Ergebnisse mit kontinuierlichen Zukäufen. So stieg der Kurs der Microsoft-Aktie auf Jahressicht um fast 50 Prozent, auf Zweijahres-Basis hat er sich sogar mehr als verdoppelt. Allein im laufenden Jahr kletterte der Kurs trotz mehrmaliger Börsenturbulenzen um 22 Prozent in die Höhe. Die Zahlen zum vierten Geschäftsquartal hievten ihn darüber hinaus zum wiederholten Male auf ein neues Rekordhoch bei etwas über 108 Dollar. Mit einem Umsatzplus in Höhe von 17 Prozent auf 30,1 Milliarden Dollar und einem Gewinnanstieg in Höhe von zehn Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar waren auch diese Ergebnisse einmal mehr überzeugend. Dass die Aktie nicht zu größeren Sprüngen ansetzte, lag wohl einzig und allein daran, dass ihr Kurs bereits im Vorhinein so stark gestiegen war. Vielleicht auch an einem derzeit eher vorsichtigen und verhaltenen Börsenumfeld.
Und freilich ist die Microsoft Aktie wenig bekannt für große Kursexplosionen, dafür steigt sie seit Jahren stetig an und hat sich einen langfristigen Aufwärtstrend per Excellence ins Chartbild gemeißelt.
Das Ergebnis: Inzwischen ist der Konzern mit Sitz in Redmond im US-Bundesstaat Washington 823 Milliarden Dollar wert. Und damit sechsmal mehr als Netflix, mit 300 Milliarden deutlich mehr als Facebook und mit rund 50 Milliarden sogar mehr als Alphabet. Das bringt Microsoft Rang Drei in der Liste der wertvollsten Konzerne der Welt. Und Amazon ist als zweitplatzierter mit einer Marktkapitalisierung von 877 Milliarden Dollar nicht weit entfernt. Selbst zu Apple beträgt der Abstand „nur“ noch rund 100 Milliarden Dollar. Gerade dieser Abstand zu einem der Hauptkonkurrenten von Microsoft war schon mal deutlich größer.
Supertrand: Datenwolke
Der große Treiber für Microsofts Jahr der Superlative war das Cloud-Geschäft. Allein im letzten Quartal stiegen die Umsätze in dem Sektor um 89 Prozent. Über seine Plattform Azure stellt Microsoft seinen Kunden Rechenkapazität via Datenwolke bereit. Ebenso die dafür nötige Software. Ein höchst-einträgliches Geschäft, denn immer mehr Unternehmen verzichten inzwischen auf eigene Rechenzentren, um Kosten zu sparen. Experten gehen daher auch davon aus, dass sich der Trend zur Cloud manifestieren und noch viele Jahre andauern wird. Microsoft ist mit Azure die Nummer zwei hinter Amazons AWS-Sparte und damit einhergehend blendend am Markt positioniert. Das weiß auch Nadella der dementsprechend selbstbewusst auftritt. Die Ergebnisse spiegelten das große Vertrauen der Kunden in die Microsoft-Cloud wieder. Man werde daher weiter Innovationen mit Blick auf die Datenwolke vorantreiben, die früheren zahlten sich nun bereits aus.
Überhaupt zahlt sich bei Microsoft derzeit ziemlich viel aus, was Nadella selbst nach seinem Amtsantritt 2014 in die Wege leitete. Neben florierenden Cloud-Geschäften scheint sogar die klassische PC-Sparte, die hauptsächlich vom Betriebssystem Windows zehrt, wieder in der Spur. Im vierten Quartal legten die Umsätze in dem Bereich um 17 Prozent auf 10,8 Milliarden Dollar zu. Nicht ganz unwichtig, schließlich ist die Sparte immer noch für den Großteil der Konzerneinnahmen verantwortlich. Und auch das Geschäft mit Microsofts Office-Software floriert. Auch die wird inzwischen via Cloud und gegen monatliche Gebühr Angeboten. Das schafft wiederkehrende Einnahmen und sorgt für mehr Nutzerbindung. Von April bis Juni stiegen die Erlöse um 38 Prozent.
Beste Aussichten
Microsoft scheint also kerngesund dazustehen und mit dem Cloud-Geschäft hervorragende Wachstumsaussichten zu haben. Charttechnisch scheint darüber hinaus ein besseres Bild kaum möglich. Und die Amerikaner zahlen auch noch eine für den Tech-Sektor eher untypische Dividende von 1,43 Dollar. Kein Wunder, dass derzeit 21 von 21 Analysten zum Kauf der Aktie raten. Bernstein-Research-Analyst Mark Moerdler zeigt sich mit einem Kursziel von 135 Dollar am optimistischsten. Derzeit entspricht das einem Aufwärtspotenzial von 25 Prozent. Mit 130 Dollar setzt Deutsche Bank-Analyst Karl Keirstead sein Ziel etwas niedriger, lobte jedoch ebenfalls die guten Ergebnisse des Konzerns. Das tat auch Goldman Sachs-Analystin Heather Bellini. Microsoft habe einmal mehr ein beeindruckendes Quartal abgeliefert, sämtliche wichtige Kennziffern seien stark gewesen, urteilte sie in ihrer Studie. Im Geschäft mit Mietsoftware rechne sie zudem mit einer weiter steigenden Profitabilität.
Geht es nach den Analysten steckt in der Aktie des Gates-Konzerns – gemessen an der bereits hohen Bewertung – noch eine ganze Menge Potenzial. In den vergangenen beiden Jahren hat die Microsoft-Aktie aber auch schon viel Boden gut gemacht. Inzwischen steht ihr KGV mit einem Wert von 49 nicht mehr niedrig. Aber während Google und Facebook mit Datenschützern kämpfen und immer wieder Image-Schäden verkraften müssen, Netflix und Amazon gemessen an ihren für das Jahr 2018 erwarteten KGVs von 126 und 145 fast schon schwindelerregend hoch bewertet sind sowie deutlich weniger Gewinn erwirtschaften und Apple immer wieder für seine Abhängigkeit vom iPhone kritisiert wird, läuft bei Microsoft derzeit alles fast beneidenswert unaufgeregt in die richtige Richtung. In Zeiten gestiegener Volatilität könnte die Aktie daher für viele Anleger zwar keinen sicheren Hafen aber vielleicht einen vergleichsweise ruhigen darstellen.