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Unternehmen > Produktdiversifikation & Marktexpansion

VW-Currywurst überholt Autoproduktion: Kultprodukt expandiert

Die Kult-Currywurst des Autobauers avanciert vom Kantinenklassiker zum bundesweit erhältlichen Fertiggericht und schreibt damit ein außergewöhnliches Kapitel deutscher Industrie- und Alltagskultur. (Foto: Volkswagen AG )

Mit 8,552 Millionen verkauften Würsten in 2024 übertrifft der Verkaufsschlager die Fahrzeugproduktion der Kernmarke um mehr als 3 Millionen Einheiten.

Die Märkte reagieren auf ungewöhnliche Diversifikationsstrategien: Volkswagen treibt die Expansion seines meistverkauften Produkts voran – und das ist kein Fahrzeug. Mit 8,552 Millionen abgesetzten Einheiten im Jahr 2024 übertrifft die VW-Currywurst die Fahrzeugproduktion der Kernmarke (5,2 Millionen) deutlich. Der Konzern setzt nun auf weiteres Wachstum durch den Eintritt in den Fertiggerichtemarkt.

Die seit 1973 produzierte "Currybockwurst" mit der offiziellen Teilenummer 199 398 500 A entwickelt sich damit vom Kantinen-Klassiker zum ernstzunehmenden Umsatzträger in Zeiten schwächelnder Fahrzeugabsätze.

Strategische Marktexpansion durch Retail-Offensive

Ab Mitte Juni 2025 wird das Kultprodukt erstmals als Mikrowellen-Fertiggericht in den Einzelhandel gebracht. Die Markteinführung erfolgt zunächst regional begrenzt in ausgewählten Edeka- und Netto-Filialen in Nord- und Ostdeutschland. Dietmar Schulz, Leiter der Volkswagen-Fleischerei, zeigt sich siegessicher: "Ich bin überzeugt, dass wir uns sehr schnell über Norddeutschland hinaus entwickeln werden."

Die Produktdiversifikation folgt einem klaren Trend: Während der Autoabsatz des Konzerns zuletzt schwächelte, konnte die Wurst kontinuierlich zulegen. Die Ausweitung der Vertriebskanäle verspricht zusätzliches Wachstumspotenzial in einem Markt, der bereits von etablierten Anbietern wie Meica besetzt ist.

Produktdifferenzierung im gesättigten Markt

Im Gegensatz zu Wettbewerbsprodukten verzichtet VW bei seinem Fertiggericht bewusst auf zusätzliches Currypulver zum Darüberstreuen. "Da ist schon genug Curry drin", erklärt Schulz die Produktphilosophie. Diese Differenzierung könnte ein entscheidender Faktor im Wettbewerb mit etablierten Anbietern sein, die seit 2001 ähnliche Produkte im Sortiment führen.

Die Produktpalette umfasst seit 2010 auch eine vegetarische Variante auf Weizenbasis, was die Marktreichweite zusätzlich erhöht und neue Zielgruppen erschließt.

Die VW-Currywurst: Ein Industrieprodukt mit Kultstatus

Die VW-Currywurst blickt auf eine bemerkenswerte 51-jährige Geschichte zurück, die 1973 mit ihrer Einführung in den Werkskantinen des Unternehmens begann. Was einst als interne Verpflegungslösung für Mitarbeiter konzipiert war, entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem Markenprodukt mit eigener Teilenummer (199 398 500 A) – ein seltener Fall gelungener Produktdiversifikation innerhalb eines Industrieunternehmens.

Die sukzessive Ausweitung des Vertriebs – von der Kantine über regionale Einzelhändler bis hin zur bundesweiten Markteinführung eines Fertiggerichts im Jahr 2025 – folgt einem archetypischen Verlauf industrieller Produktreifung. Besonders augenfällig ist dabei die lange Zeitspanne zwischen der Erstplatzierung im Einzelhandel (2007) und dem aktuellen Schritt in den Convenience-Markt. Diese Verzögerung lässt sich als Ausdruck einer bewusst vorsichtigen, langfristig angelegten Expansionsstrategie interpretieren.

Ein bemerkenswertes Kapitel in dieser Produktbiografie stellt die zwischenzeitliche Auslistung aus einer Werkskantine im Jahr 2021 dar – eine Entscheidung, die nach breiter öffentlicher Kritik und erheblichem Medienecho revidiert wurde. Die Rückkehr der Wurst im Jahr 2023 unterstreicht ihre symbolische Aufladung: Die VW-Currywurst ist längst mehr als ein Kantinenprodukt – sie steht für ein Stück gelebter Unternehmenskultur und kollektiver Identität. Solch ein Grad an emotionaler Bindung ist bei industriell gefertigten Lebensmitteln eine rare Ausnahme.

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