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Activision-Übernahme durch Microsoft vor dem Aus

Die US-Kartellbehörde FTC reicht Klage gegen den 75 Milliarden Dollar schweren Deal zwischen dem Softwaregiganten und dem Spielentwickler ein. Die Microsoft-Aktie reagiert zunächst positiv. Langfristig wäre das Platzen des Deals aber wohl fatal.

(Foto: BaroneFirenze / Shutterstock)

Die US-Kartellbehörde FTC reicht Klage gegen den 75 Milliarden Dollar schweren Deal zwischen dem Softwaregiganten und dem Spielentwickler ein. Die Microsoft-Aktie reagiert zunächst positiv. Langfristig wäre das Platzen des Deals aber wohl fatal.

Es sollte die teuerste Übernahme in der Geschichte von Microsoft werden. Jetzt steht der 75 Milliarden US-Dollar schwere Kauf von ActivisionBlizzard vor dem Aus. Nachdem bei den Wettbewerbshütern dies- und jenseits des Atlantiks schon seit längerem Bedenken hinsichtlich des Deals kursierten, macht die US-Kartellbehörde FTC nun ernst und reicht Klage ein. „Microsoft hat bereits bewiesen, dass es seinen Spielekonkurrenten Inhalte vorenthalten kann und wird“, begründete FTC-Wettbewerbsdirektorin Holly Vedova den Schritt. „Heute wollen wir Microsoft daran hindern, die Kontrolle über ein führendes unabhängiges Spielestudio zu erlangen und es zu benutzen, um den Wettbewerb in mehreren dynamischen und schnell wachsenden Spielemärkten zu schädigen.“ Die EU-Kartellbehörde beobachtet den Fall ebenfalls und will im April über das weitere Vorgehen entscheiden. Auch in Großbritannien gibt es Widerstand gegen die geplante Fusion.

Microsoft würde bei einer Übernahme zum drittgrößten Gaming-Anbieter werden

Die Bedenken der Wettbewerbshüter kommen nicht von ungefähr. Microsoft hat die Gaming-Branche als Wachstumsmarkt für sich entdeckt und baut seine Marktstellung diesbezüglich seit Jahren aggressiv aus. So gehört unter anderem der „Minecraft“-Hersteller Mojang Studios bereits zum Windows-Konzern. Hinzu kommen viele weitere, kleine Entwicklerstudios. Mit der Activision-Übernahme würde Microsoft zum drittgrößten Gaming-Anbieter weltweit werden. Nur Tencent aus China und Sony aus Japan wären dann noch größer. Zu Activision gehört unter anderem der beliebte Ego-Shooter „Call of Duty“, sowie nach dem Zusammenschluss mit Blizzard das Rollenspiel „World of Warcraft“. Dabei handelt es sich um zwei der erfolgreichsten Videospiele aller Zeiten.

Microsoft hat mit dem „Game-Pass“ für seine Xbox-Spielekonsole zum Großangriff auf die Branche geblasen. Für den Game-Pass zahlen Spieler einen gewissen Betrag im Monat und haben dann unbegrenzt Zugriff auf alle darin enthaltenen Spiele. Damit hat Microsoft das Netflix des Gaming erschaffen. Ein kluger Schachzug, denn der Markt wächst rasant. Zudem baut Microsoft über den Game-Pass einen Burggraben für seine Spielekonsole auf. Je mehr Spiele Microsoft anbieten kann, desto mehr rentiert sich für die Kunden der Game-Pass. Und desto eher, wenden sie sich von der Konkurrenz ab, die unattraktiver wird.

Eine große Wachstumsstory droht zu enden

Diese Strategie leuchtet ein. Dass sich die Kartellbehörden einschalten, erscheint allerdings ebenso logisch. Für Microsoft wäre ein Platzen des Deals jedoch ein schwerer Schlag, würde dies schließlich eine Menge Wachstumsphantasie vernichten. Dass der Kurs der Aktie zunächst sogar leicht positiv reagiert, liegt wohl daran, dass Investoren die eingesparten 75 Milliarden US-Dollar gutheißen. Längerfristig jedoch würde ein platzender Deal Microsofts Ambitionen im Sektor deckeln. Das wiederum dürfte bei Anlegern nicht gut ankommen. Hinzu kommt: Die FTC lässt nach vielen Jahren, in denen sie vieles durchgehen ließ, eine neue Strenge walten. Bereits im Dezember des vergangenen Jahres verhinderte die US-Behörde die 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Chipentwicklers Arm durch Nvidia. Ein Einspruch reichte aus, dass beide Unternehmen von den Plänen Abstand nahmen. Jetzt also der Microsoft-Activision-Deal, an dem beide Parteien jedoch festhalten wollen, womit es zum Verfahren kommt. „Wir sind nach wie vor der Meinung, dass dieser Deal den Wettbewerb erweitern und mehr Möglichkeiten für Spieler und Spieleentwickler schaffen wird“, gibt sich Microsoft-Präsident Brad Smith kämpferisch. Man hätte sich zudem von Anfang an verpflichtet, wettbewerbsrechtliche Bedenken auszuräumen.

Scheitert der Deal, könnte das Anleger skeptischer mit Blick auf Microsofts zukünftigen Wachstumskurs machen. Der Konzern aus Redmond profitierte in den vergangenen Jahren schließlich immer wieder von Übernahmen, mit denen sich neue Geschäftsfelder eröffneten. Darunter befindet sich als wohl prominentestes Beispiel das Karrierenetzwerk LinkedIn. Nun wird immer klarer: Die Wettbewerbshüter schauen bei Übernahmen im Tech-Sektor genauer hin. Wachstum aus eigener Kraft wird damit wichtiger. Doch gerade da könnten die großen Technologiekonzerne an Grenzen stoßen.

OG

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