Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Aktien >

Dax-Dividendensaison: Wie Anleger jetzt sinnvoll abkassieren

In den kommenden Wochen schütten der Pandemie zum Trotz zahlreiche Dax-Mitglieder üppige Dividenden aus. Bei vier Konzernen könnte sich der Einstieg deshalb besonders lohnen – auch auf lange Sicht.

Die Allianz-Aktie ist ein von vier Papieren im Dax, die Anleger in diesem Jahr mit fürstlichen Dividenden belohnen und gleichzeitig noch Aufwärtspotenzial haben. (Foto: sylv1rob1 / Shutterstock)

In den kommenden Wochen schütten der Pandemie zum Trotz zahlreiche Dax-Mitglieder üppige Dividenden aus. Bei vier Konzernen könnte sich der Einstieg deshalb besonders lohnen – auch auf lange Sicht.

Die Dividendsaison 2021 läuft hierzulande auf ihre heiße Phase zu. Ein Großteil der 30 Dax-Unternehmen schüttet im April und Mai Teile des Vorjahresgewinns an ihre Aktionäre aus. Es ist die Zeit im Jahr, die traditionell auch die sogenannten „Dividendenjäger“ auf den Plan ruft. Eine Aktie kurz vor der Ausschüttung kaufen, diese anschließend mitnehmen, und das Papier dann wieder verkaufen. Das klingt zweifellos verlockend. Wenn es nur so einfach wäre. Am Folgetag der Ausschüttung sinkt der Kurs nämlich exakt um deren Wert. Steigt der Kurs anschließend nicht wieder an, weil die Aktie vielleicht gar kein Momentum hat, nur wegen ihrer aktuell starken Dividendenrendite gefragt war, oder das Unternehmen dahinter eine schlechte Prognose abgibt, haben Anleger nichts gewonnen. Im Gegenteil: Eine Aktie, die vor der Dividendenzahlung schon hoch bewertet war, wird im Nachhinein gern auch mal abverkauft. Nicht umsonst heißt ein berühmtes Börsensprichwort: „Sell in May and go away.“

Wer hingegen die richtigen Titel auswählt, der kann Dividende kassieren und im weiteren Jahresverlauf sogar noch Kurssteigerungen mitnehmen. Dabei gilt es auf das mittelfristige Momentum zu achten. Welche Aktien haben innerhalb der nächsten Monate noch Aufwärtspotenzial oder präsentieren sich zumindest vergleichsweise gefestigt? Und wo gibt es zusätzlich eine hohe, aktuelle Dividendenrendite?

Diese Kriterien zugrunde gelegt, gibt es in Deutschlands Leitindex gleich vier aussichtsreiche Kandidaten, die vom 29. April bis zum 5. Mai ihre Dividenden auszahlen werden. Die Zeit läuft also.

1. Allianz

Europas größter Erstversicherer ist der Dividendenkönig im Dax. 9,60 Euro bekommen Aktionäre je Aktie. Im Vergleich zum Vorjahr bleibt diese damit zwar gleich. Das ist aber aufgrund der Corona-Belastungen wenn überhaupt eine positive Überraschung. Zwischenzeitlich schienen auch Kürzungen möglich. Auf Zehnjahressicht hat sich die Dividende überdies auch ohne erneute Anhebung mehr als verdoppelt. Insgesamt zahlt der Konzern im Mai rund vier Milliarden Euro aus. Die Dividendenrendite liegt bei einem aktuellen Kurs von knapp 220 Euro bei erstklassigen 4,6 Prozent.

Die Allianz kann sich das leisten. Trotz Pandemie blieb 2020 ein Gewinn von 6,8 Milliarden Euro übrig. 14 Prozent weniger als im Jahr zuvor, aber gemessen an den Umständen ein sehr solides Ergebnis. Schon in diesem Jahr könnte der Gewinn wieder zurück auf alte Niveaus oder sogar darüber klettern. Das könnte dann auch von einer sich fortsetzenden Kurserholung begleitet werden. Das Vorkrisenniveau ist mit 230 Euro in Reichweite. Gibt es keine Rückschritte in Sachen Pandemiebekämpfung sollte sich das Versicherungsgeschäft der Allianz also zügig erholen, in der Vermögensverwaltersparte läuft es ohnehin gut. Für JPMorgan-Analyst Ashik Musaddi sind die Münchner einer der Favoriten im Sektor. Mit einem für 2021 erwarteten KGV von 11 kommt die Aktie dazu noch vergleichsweise günstig daher. Aktuell lässt sich damit nicht absehen, warum der Aktienkurs nach der Dividendenzahlung nennenswert unter Druck geraten sollte. Für Dividendenjäger eine hervorragende Ausgangsposition. Bis zum 5. Mai muss die Aktie aber ins Depot. Denn nur wer die Papiere zum Zeitpunkt der Hauptversammlung hält, wird auch an der Ausschüttung beteiligt.

2. Deutsche Post

Einen Tag später als die Allianz, also am 6. Mai, wird die Deutsche Post ihre digitale Hauptversammlung abhalten. Für die Bonner dürfte sie zum Fest werden. Bei dem deutschen Logistikriesen nämlich läuft es seit Pandemiebeginn prächtig. Der Paketversand boomt, das Expressgeschäft wird zunehmend zur Gewinnmaschine  und nun zieht auch die Weltkonjunktur an und treibt das globale Logistikgeschäft. Die großangelegten Impfstoffverteilungen rund um den Globus bilden dazu die Kirsche auf der Torte.

Anleger stürzten sich deshalb zuletzt beinahe auf die Aktie, deren Kurs in der Folge von Rekordhoch zu Rekordhoch eilte. Fast 50 Euro kostet das Papier jetzt. 90 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Ein Großteil der Analysten gibt aber noch weit höhere Kursziele aus. Bei JPMorgan ist man mit 68 Euro besonders optimistisch. Bei GoldmanSachs ist man mit 56 Euro etwas vorsichtiger, listet die Aktie aber auf der „Conviction Buy List“. Die Post-Aktie also wäre schon weit weg von jeder Dividendensaison gerade einen aufmerksamen Blick wert. Mit den 1,25 Euro pro Aktie, die die Bonner im Mai auszahlen wollen, bekommen Anleger aber noch 3,3 Prozent Dividendenrendite obendrauf. Mit einem KGV von 16 ist die Aktie nach wie vor moderat bewertet. Vorsichtig stimmen sollte allein die jüngste Rally. Auf Jahressicht aber stehen alle Zeichen auf Kurswachstum. Bis 2023 will die Post den operativen Gewinn von 4,8 auf sechs Milliarden Euro steigern. Im Rahmen einer Prognoseanhebung erwartet der Logistiker nun aber schon 2021 ein Ebit von 5,6 Milliarden Euro. Jetzt einsteigen und gleich Dividende kassieren – warum nicht?

3. Vonovia

Weniger gut lief es an der Börse zuletzt für die Anteile von Deutschlands größtem Wohnungsvermieter. Der politische Druck in Sachen Mietpreisbremsen und der bereits existierende Mietendeckel in Berlin machten Anleger nervös. Dabei läuft es operativ weiter gut für die Bochumer. Der operative Gewinn stieg 2020 um elf Prozent. Mit einer Reihe von Übernahmen im Ausland differenzierte der Konzern zuletzt sein Portfolio aus. Überhaupt ist die Vonovia im Vergleich zur Nummer Zwei am deutschen Immobilienmarkt, der Deutschen Wohnen, weniger stark auf Berlin konzentriert und auch im Inland deutlich breiter aufgestellt.

Allen Regulierungs-Schreckgespenstern zum Trotz dürften den Bochumern deshalb steigende Erträge in den kommenden Jahren sicher sein. Dafür spricht allein die angespannte Situation am Wohnungsmarkt insgesamt. Da die Aktie zuletzt nur seitwärts lief, ist 2021 Potenzial für Kurssteigerungen vorhanden. Eine Dividende in Höhe von 1,69 Euro je Aktie gibt es nach der Hauptversammlung am 12. Mai. Das ist dann die siebte Erhöhung in Folge. Die Dividendenrendite liegt bei drei Prozent. Das KGV ist mit elf im DAX-Vergleich niedrig.

4. BASF

Bleibt noch die Aktie des größten Chemiekonzerns der Welt. Die BASF hält ihre Hauptversammlung bereits am 29. April ab. Die Dividende bleibt mit 3,30 Euro stabil. Das bedeutet eine Dividendenrendite von 4,6 Prozent, die damit gleich hoch ist, wie die der Allianz. In den vergangenen zehn Jahren haben die Ludwigshafener die Dividende sogar jährlich angehoben. 2020 allerdings machte die Corona-Pandemie dem Konzern arg zu schaffen. Das allerdings hat auch die Aktie günstig gemacht. In den letzten Monaten erholte sich deren Kurs zwar spürbar, doch Potenzial nach oben könnte es noch reichlich geben, sollte sich die weltweite Konjunkturerholung im Jahresverlauf fortsetzen. Die Nachfrage im Chemiesektor steigt, eine starke Autoindustrie könnte als Zugpferd herhalten und im Konzern selbst versucht sich die BASF seit geraumer Zeit an Verschlankungsmaßnahmen.

Nach eigener Prognose könnte der operative Gewinn bereits 2021 von 4,1 auf fünf Milliarden Euro steigen. Die Aktie ist mit einem KGV von 18 noch nicht sehr hoch bewertet und gehört damit unter den konjunktursensiblen Werten im DAX, die von einem Post-Pandemie-Aufschwung profitieren würden, zu den interessantesten Werten. Da der Kurs den alten Allzeithochs noch ein Stück hinterherhinkt ist die Dividendenrendite aktuell erstklassig. Wer ohnehin mit einem Investment in den Chemiegiganten liebäugelt, bekäme nun also gleich zu Beginn  exzellente „Zinsen“ geboten.

Oliver Götz

Lesen Sie auch: Kunst als Investment