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Nvidia knackt Apples Rekord

Die Aktie des US-Chipherstellers hat ein neues Rekordhoch erreicht. Noch viel beeindruckender ist: Der Kurs hat damit innerhalb von nicht einmal fünf Monaten die Verluste der vergangenen eineinhalb Jahre aufgeholt – und darf nun in einer Reihe mit Apple, Microsoft oder Amazon genannt werden.

(Foto: Michael Vi / Shutterstock)

Die Aktie des US-Chipherstellers hat ein neues Rekordhoch erreicht. Noch viel beeindruckender ist: Der Kurs hat damit innerhalb von nicht einmal fünf Monaten die Verluste der vergangenen eineinhalb Jahre aufgeholt – und darf nunin einer Reihe mit Apple, Microsoft oder Amazon genannt werden.

Mit 2,76 Billionen US-Dollar liegt der Börsenwert von Apple für Nvidia in weiter Ferne. Doch einen anderen Rekord des iPhone-Herstellers hat der Halbleiterkonzern aus Santa Clara, Kalifornien, in der vergangenen Woche knacken können. Den höchsten Tagesgewinn eines börsennotierten Konzerns hält mit einem Plus von 210 Milliarden US-Dollar fortan der Chip-Spezialist. Das ist mehr als Deutschlands wertvollster börsennotierter Konzern SAP insgesamt wert ist, umgerechnet nämlich 160 Milliarden Dollar. Der Rekord brachte Nvidia ganz nah ran an den „1-Billionen-Dollar-Club“. Dieser illustren Runde gehörten bislang nur sieben Unternehmen an: Amazon, Alphabet, Saudi Aramco, Microsoft, Apple und für jeweils kurze Zeit Tesla und Meta (damals noch Facebook). In dieser Woche dann schaffte Nvidia den Sprung über die magische Grenze.

Grund für den exorbitanten Wertzuwachs war eine Zahlenvorlage, die jegliche Erwartungen von Analysten übertraf und somit die Aktie um vorbörslich 30 Prozent und schlussendlich um 24 Prozent klettern ließ. Einen Kurssprung dieser Größenordnung hatte die Nvidia-Aktie letztmals vor sechseinhalb Jahren hingelegt. Die Papiere wurden damals noch zwischen 20 und 30 US-Dollar gehandelt. Diesmal waren es im Vorfeld 300 US-Dollar. Jetzt sind es 395 US-Dollar. Nvidia stellt aktuell die Aktie der Stunde.

Allein in diesem Jahr haben die Titel nun schon über 170 Prozent an Wert zugelegt. Ausgehend vom Tag des Börsengangs sind es inzwischen schier unglaubliche 86.700 Prozent. Im Januar des Jahres 2000 hatte eine Aktie noch weniger als einen US-Dollar gekostet – eine gigantische Erfolgsstory. In diesem Jahr ist die Aktie siebenmal so stark gestiegen, wie der Philadelphia Halbleiter-Index. Nvidia ist nun fast fünfmal so viel wert wie AMD, der ärgste Konkurrent, und rund achtmal so viel, wie Intel, der einstige Platzhirsch im Halbleitersektor.

Es ist eine echte Party, die Anleger da gerade mit der Chip-Aktie feiern. Und auch die Analysten jubeln mit. Reihenweise hoben die Experten nach Nvidias Zahlenvorlage ihre Kursziele an. Man könnte auch sagen: sie verwarfen ihre Schätzungen und stellten gänzlich neue an. Stacy Rasgon, Analyst bei Bernstein Research, setzt sein Kursziel nun bei 475 statt bei 300 US-Dollar. Barclay-Kollege Blayne Curtis verdoppelte sein Kursziel fast von 275 auf 500 US-Dollar. Beide Experten zeigten sich überrascht von einem, wie Curtis schrieb, „außerordentlich starken Quartalsbericht“.

Nvidia erreichte von Januar bis März einen Umsatz von 7,19 Milliarden US-Dollar, die Prognosen waren im Schnitt von 6,52 Milliarden US-Dollar ausgegangen. Der Gewinn je Aktie betrug 1,09 US-Dollar und übertraf damit ebenfalls die Analystenerwartungen von 0,92 US-Dollar.

Das allein aber hätte wohl kaum zu einem derartigen Hype um die Aktie geführt. Denn: Sowohl die Erlöse als auch das Ergebnis je Aktie hatten im Vorjahresquartal sogar höher gelegen. Bahnbrechend war vielmehr die Prognose. Für das zweite Quartal, das aktuell läuft, rechnet Nvidia mit einem Umsatz von elf Milliarden US-Dollar. Analysten hatten hier ebenfalls nur um sie sieben Milliarden US-Dollar anvisiert.
Das zeigt: hier ist etwas in Schwung geraten, was nicht einmal die Experten annähernd in dieser Größenordnung auf dem Schirm gehabt zu haben scheinen. Der Hype um Künstliche Intelligenz, losgetreten noch im vergangenen Jahr mit dem Überraschungserfolg von ChatGPT, beschert Nvidia mindestes eine Sonderkonjunktur, im besten Fall einen Nachfrageschub und neuen Wachstumstreiber für viele Jahre.

„Kein Unternehmen kann ein hochmodernes KI-Rechenzentrum ohne die Technologie und die gesamte Software eines Cloud-Computing-Anbieters aufbauen, aber wir verfügen über all diese Fähigkeiten", sagte Nvidia-Chef Jensen Huang am Rande der Zahlenvorlage. Für den Moment scheint das kein Marketing-Kalkül, sondern schlicht die Wahrheit. An dem Chip-Konzern, der einst durch seine Grafikkarten berühmt wurde, führt bei diesem Thema kein Weg vorbei und profitiert nun davon, dass kein Tech-Konzern diesen Mega-Trend verpassen will. Das belegt wiederum, dass auch schon im ersten Quartal die Umsätze im Bereich der Technik für Rechenzentren um 14 Prozent auf 4,28 Milliarden US-Dollar kletterten. Barclays-Analyst Curtis schrieb: Der Markt bewege sich schnell und Nvidia scheine mit seinen Technologien die einzige Lösung zu sein, diese Welle voranzutreiben. Bernstein-Experte Rasgon gab sich beinahe geläutert. Wer als Anleger auf KI setzen wolle, so der Analyst, sei mit Nvidia wohl doch gut dran. Auch wenn die Aktie zunächst teuer erscheine, wie er anfügte.

Tatsächlich erscheint die Aktie nicht nur teuer, sie ist es auch. Das KGV ist mit 175 ähnlich abenteuerlich hoch wie Aktienkurs und Marktkapitalisierung. Wer jetzt noch einsteigt, tut das unter hohem Risiko. Dass hier zumindest kurzzeitig eine massive Überbewertung vorliegt, ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings deutet die Prognose auf das zweite Quartal einen möglichen Wachstumskurs an, der die Bewertung vielleicht irgendwann rechtfertigt. In die Börsengeschichte geht die Nvidia-Performance der vergangenen Woche auf jeden Fall ein. Wer investiert war, freut sich. Wer nicht, sollte nicht blind hinterherlaufen. Das war an der Börse noch nie ein guter Ratgeber. 

OG

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