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Beyond Meat schmeckt Anlegern

Die Fleischersatz-Firma Beyond Meat verdreifacht ihren Börsenwert in nur zwei Tagen und legt damit den erfolgreichsten Börsengang aller US-Unternehmen seit 2008 auf dem Parkett der Nasdaq hin. Investoren reißen sich um die Papiere, die Anfang Mai zu einem Preis von 25 Dollar ausgegeben wurden und derzeit rund 72 Dollar kosten. Lohnt sich der Einstieg?

BÖRSE am Sonntag

Die Fleischersatz-Firma Beyond Meat verdreifacht ihren Börsenwert in nur zwei Tagen und legt damit den erfolgreichsten Börsengang aller US-Unternehmen seit 2008 auf dem Parkett der Nasdaq hin. Investoren reißen sich um die Papiere, die Anfang Mai zu einem Preis von 25 Dollar ausgegeben wurden und derzeit rund 72 Dollar kosten. Lohnt sich der Einstieg?

Erbsen, Bohnen und Rote Bete statt Steak. Die Idee, Fleischersatz für Burger und Tacos herzustellen, ist nicht wirklich neu und stellt keine spezielle Innovation dar. Dennoch trifft das Unternehmen mit seinem Produkt zur richtigen Zeit auf einen Trend und löst damit ein regelrechtes Börsenfieber aus. Bereits zu ihrem Handelsbeginn an der elektronischen Börse Nasdaq wurde ein Anteilsschein für 46 Dollar verkauft und schoss bis zum Handelsschluss am selben Tag auf nahezu 66 Dollar hoch. Kurz vor dem Börsenstart hat die BBC noch gefragt, ob das Unternehmen aus Kalifornien die geplante Börsenbewertung von 1,5 Milliarden Dollar tatsächlich wert sei. Wenige Tage später wissen Anleger: In Wahrheit ist Beyond Meat drei Mal so viel wert, nämlich rund vier Milliarden Dollar. Doch Börsianer wissen, Wertigkeiten an der Wallstreet sind relativ.

Insgesamt wurden rund 9,6 Millionen Anteilsscheine ausgegeben, deren Verkauf bisher etwa 240 Millionen Dollar in die Kassen des kalifornischen Food-Startups gespielt haben. Das eingenommene Geld will das vor zehn Jahren gegründete Unternehmen unter anderem für Investoren in den Herstellungsprozess sowie für seinen Bereich Forschung und Entwicklung nutzen. Außerdem sollen neue Mitarbeiter eingestellt werden, heißt es aus der Chefetage. Board-Chef und Co-Investor Setz Goldman, möchte den Vertrieb auch in Deutschland starten – mit dem Wiesenhof-Konzern PHW als Partner. „PHW ist der größte Geflügelproduzent in Deutschland. Die Gruppe hat die nötige Größe und ein Führungsteam, das über den Tellerrand hinausdenkt. Sie haben uns zuerst angesprochen. So jemanden wollen wir als Partner, der den Wandel der Kundenwünsche als Chance, nicht als Gefahr sieht.“ Weil die US-Firma mit der Produktion des veganen Bratlings aber nicht hinterherkommt, muss der Deutschlandstart, der bereits für August 2018 geplant war, verschoben werden. Seit November ist der Fleischersatz zumindest in einigen ausgewählten Restaurants hierzulande und bei der Handelskette Metro erhältlich. Im zweiten Quartal 2019 soll der Erbsenprotein-Bratling, so eine Sprecherin von Wiesenhof, im deutschen Einzelhandel erhältlich sein.

Beyond Meat strebt wie viele andere Produzenten danach, die Fleisch-Alternative hinsichtlich des Geschmacks, Geruchs, Aussehens und der Konsistenz nahe an das Original zu bringen. Berichten zufolge soll der pflanzliche Burger tatsächlich nach Fleisch schmecken – und sogar ähnlich faserig aussehen. Die Rote Bete sorgt für die blutige Farbe, Raucharoma für den fleischigen Geschmack.

Zu den prominentesten Investoren zählen Hollywoodstar Leonardo Di Caprio, Microsoft-Gründer Bill Gates, die beiden Twitter-Gründer Evan Williams und Biz Stone sowie der Venture Capitalist Kleiner Perkins, der Fleischproduzent Tyson Food und die Tierschutzorganisation Human Society of the United States. Beyond Meat ist nach eigener Darstellung überzeugt, dass ein abnehmender Fleischkonsum dabei helfen werde, den Problemen rund um „menschliche Gesundheit, Klimawandel, Ressourcenerhalt und Tierwohl“ zu begegnen. Kurzum: Die Kalifornier wollen die Welt verbessern. Profitabel ist das Unternehmen damit noch nicht. Im vergangenen Jahr machte das Start-Up einen Verlust von 30 Millionen Dollar. In den bei der US-Börsenaufsicht eingereichten Papieren wies es darauf hin, dass Profite auch weiterhin auf sich warten lassen könnten. Besonders streng dürften Investoren zukünftig aber auf die Ausgaben des Start-Ups blicken, denn nur wenn das Unternehmen dauerhaft profitabel ist, kann das von Ethan Brown gegründete Unternehmen nachhaltig gesundes Wachstum sicherstellen. Geht es nach Setz Goldman soll Beyond Meat vor allem eines: schnell wachsen. „Wir haben globale Ambitionen. Fleisch ist die größte Kategorie im Lebensmittelbereich, wir haben einen Vorsprung – daher glaube ich, dass wir eine bedeutende Weltmarke aufbauen. Unsere Zentrale liegt in Kalifornien bei Los Angeles nahe des Orts Manhattan Beach. Daher nennen wir unser Vorhaben scherzhaft auch das „Manhattan Beach Project“ – nach dem Atombombenprojekt „Manhattan Project“ der USA im Zweiten Weltkrieg. Beide Male geht es um ernsthafte Antworten auf eine globale Gefahr.“

Beyond Meat hat einiges vor. Und der Börsenerfolg der Kalifornier zeigt, dass der Hype um vegane Burgerpatties aktuell nicht abreißt. Erst Anfang 2019 nahm beispielsweise die amerikanische Burger-Kette Carl’s Jr. den Beyond Burger in ihr Menü und bietet diesen in den rund 1.100 Restaurants an. Als einer der größten Konkurrenten gilt der ehemalige Anteilseigner Tyson Foods. Knapp 34 Millionen Dollar investierte der US-Fleischvermarkter in Beyond Meat, verkaufte seine Anteile nach dem Börsengang aber wegen angeblicher Spannungen zwischen den beiden Unternehmen. Tyson Foods hatte angekündigt, eigene vegane Burger auf den Markt zu bringen. Impossible Foods, das unter anderem Burger King für seinen fleischlosen Burger beliefert, gilt als weiterer Konkurrent. Potential hat aber auch die Nestlé-Firma Garden Gourmet. Das Unternehmen produziert die plantlichen Patties für McDonald’s in Deutschland.

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BaS