Deutsche Telekom: Langeweile als Trumpf!
Die Aktie der Deutschen Telekom macht keine großen Sprünge. Dafür aber auch keine großen Rücksetzer. Die vielleicht langweiligste Aktie im Dax ist aktuell eine der besten.
Die Aktie der Deutschen Telekom macht keine großen Sprünge. Dafür aber auch keine großen Rücksetzer. Die vielleicht langweiligste Aktie im Dax ist aktuell eine der besten.
Die Aktie der Deutsche Telekom ist eine derjenigen, die man beim täglichen Index-Check gern mal übersieht. Das liegt daran, dass sie weder besonders häufig ganz oben, noch ganz unten in der Performance-Liste zu finden ist. Mit großen Kursausschlägen hält sich das T-Papier zurück. Ebenso wie mit brandheißen News, die den Kurs bewegen könnten. Die Telekom-Aktie ist schlicht eine der langweiligsten in Deutschlands Leitindex. Und das seit Jahren. Auf Einjahressicht steht sie mit sieben Prozent im Plus, auf Dreijahressicht mit 28 Prozent, auf Fünfjahressicht mit 19 Prozent, selbst im Zeithorizont von 2004 bis heute hat ihr der Kurs gerade mal um 26 Prozent zugelegt.
Das kommt grundsätzlich einem ziemlichen Armutszeugnis gleich. Der Dax hat sich in dem Zeitraum zwischenzeitlich schon einmal vervierfacht gehabt. Ausgehend vom jetzigen Punktestand entspricht die Wertsteigerung immer noch mehr als dem Dreifachen.
Die Schwerfälligkeit der Aktie ist ihre Stärke
Doch was lange Jahre ein Argument dafür war, die Finger von der T-Aktie zu lassen, wird in der aktuellen Marktphase zum positiven Alleinstellungsmerkmal. Der Kursverlauf keiner Aktie im Dax kommt so langweilig und behäbig daher, wie der des Telekom-Papiers. Es mögen Tage dabei sein, in denen die Aktie einen Sprung macht oder Ansätze eines Rücksetzers erkennen lässt, doch längerfristig gleicht sich vieles wieder aus. Die Aktie, so scheint es, reagiert nicht auf Krieg, nicht auf Inflation, nicht auf steigende Zinsen. Sie setzt unbeirrt ihren gemächlich-positiven Trend fort. In der Zweijahresrückschau hat die Aktie zwar ein ordentliches Plus angesammelt, das liegt aber hauptsächlich an der V-förmigen Erholung im Zuge des Corona-Crashs. Ohne dieses Tal bleibt der Chart weiterhin vor allem langweilig.
Genau das verhilft der Telekom-Aktie aktuell aber auch zu einer der besten Performances im Dax seit Jahresbeginn. Ihr Wert stieg seither von 16,40 auf 18,60 Euro. Das ist besonders deshalb eine Menge wert, weil ein Großteil der Dax-Werte wie auch der Dax selbst im Vergleichszeitraum deutlich im Minus steht. Die Quintessenz: Die Telekom-Aktie braucht in Zeiten wie diesen keine großen Sprünge, um den Index-Rest outzuperformen.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Einmal sind immer noch knapp ein Drittel der Aktien in Staatsbesitz. So etwas sorgt per se für eine gewisse Schwerfälligkeit. Zweitens sind im Telekom-Sektor in Europa nicht nur an der Börse, sondern auch in der Realwirtschaft keine großen Sprünge zu erwarten. Die Wachstumsphantasie hält sich also in Grenzen. Ebenso die Verlustphantasie. Die Aktie der Deutschen Telekom ist eine klassische Value-Aktie, die in volatilen Börsenzeiten ihre Trümpfe ausspielen kann. Stabile Erträge, stabiles Geschäftsmodell, Systemrelevanz, eine relativ sichere Dividendenrendite von fast vier Prozent.
Fels in der Brandung und eine brandheiße Tochter
Dieser Fels-in-der-Brandung-Status ist ein Grund für die aktuelle Standhaftigkeit. Der zweite Grund findet sich in den USA. Hier nämlich hat sich die Telekom mit T-Mobile-US zusätzlich Wachstum gesichert. Die Geschäfte der Tochter laufen nach der Sprint-Übernahme exzellent. Immer wieder übertrifft das Unternehmen die Analystenerwartungen mit Blick auf die abgeschlossenen Neukundenverträge. Im zweiten Quartal hat T-Mobile US so viele neue Vertragskunden hinzugewonnen wie AT&T und Verizon, die beiden größten Konkurrenten, zusammen. Ende Juli erhöhte Chef Mike Sievert mal wieder die Gewinnprognose für das Gesamtjahr, auf nun 26 bis 26,3 Milliarden US-Dollar. Die Tochter sorgt also für positive Spannung!
Dieser Mix führt dazu, dass gerade weder die Aktie noch der Konzern etwas anbieten, das man kritisieren könnte. Das wird sich wohl auch nicht ändern, wenn die Telekom am 11. August ihrerseits Zahlen vorlegt. Möglich sogar, dass nach der Tochter auch die Mutter die Prognose anhebt.
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