Einstiegschance Aktiensplit? Was Anleger wissen müssen
Nach Apple kündigt nun auch Tesla einen Aktiensplit an. Für Anleger setzt das die Einstiegshürde herab. Doch führt das auch automatisch zu steigenden Kursen?
Nach Apple kündigt nun auch Tesla einen Aktiensplit an. Für Anleger setzt das die Einstiegshürde herab. Doch führt das auch automatisch zu steigenden Kursen?
Warum Aktiensplits zunächst einmal und vor allem für Kleinanleger eine tolle Erfindung sind, zeigt sich besonders deutlich an Warren Buffetts Berkshire Hathaway. Eine A-Aktie der sagenumwobenen Investmentfirma kostet inzwischen rund 320.000 US-Dollar, umgerechnet also stolze 271.000 Euro. Die Marktkapitalisierung liegt jedoch gerade einmal bei 250 Milliarden Euro. Im Vergleich zu Apple ist das wenig. Die Kalifornier sind mit einem Börsenwert von 1,65 Billionen Euro das wertvollste Unternehmen der Welt. Die Apple-Aktie allerdings kostet aktuell „nur“ 437 US-Dollar. Das liegt unter anderem an den bereits vier Aktiensplits, die der iPhone-Konzern schon durchgeführt hat. Ende August soll Nummer Fünf im Verhältnis 1:4 folgen. Dann gibt es eine Apple Aktie noch günstiger, für zirka 110 US-Dollar, zu kaufen. Das ist auch für Kleinst-Anleger erschwinglich. Ohne die Splits hingegen läge der Kurs inzwischen bei rund 24.000 US-Dollar.
Kosmetische Eingriffe mit Folgen
Somit ist klar: Aktiensplits setzen für viele Anleger die Einstiegshürde herab. Wer 24.000 US-Dollar anlegen will, der möchte das im Normalfall breit diversifiziert tun und sich nicht nur eine einzige Apple-Aktie dafür kaufen. Aber was bedeuten die Splits für Aktionäre und Unternehmen? Und vor allem inwiefern beeinflussen sie den Aktienkurs? Sind Aktiensplits Einstiegschancen oder legen sie den Ausstieg nahe?
Zunächst einmal passiert bei einem Aktiensplit – nichts. Weder Anleger oder noch Unternehmen werden durch einen solchen Schritt reicher oder ärmer. Für Investoren erhöht sich zwar die Aktienanzahl, der Anteil am Unternehmen jedoch bleibt gleich. Entsprechend verändert sich auch nichts an der Marktkapitalisierung. Es handelt sich also mehr um eine Art kosmetischen Eingriff.
Split macht Aktien für Kleinanleger attraktiver
Was allerdings mitnichten bedeutet, dass dies kein Folgen hat. Denn schlussendlich werden Aktien nach einem „Schönheits-Split“ für eine ganze Reihe von Investoren attraktiver. Das wirkt sich auch positiv auf das Handelsvolumen aus, da Anleger so eher bereit sind, ein paar Aktien zu kaufen oder zu verkaufen. Ein Split erhöht also quasi die Verkehrsfähigkeit einer Aktie. Gerade bei einem derart bekannten Konzern wie Apple, dessen Produkte Milliarden Menschen nutzen oder zumindest schon einmal gesehen haben, kann das die Kaufbereitschaft ankurbeln. Als starke Marke haben die Kalifornier dazu viele treue Kunden und Fans, die vielleicht nicht über das ganz große Geld verfügen, aber doch gerne ein paar Apple-Aktien halten würden. Bekannte und stark performende Unternehmen, deren Aktien plötzlich wieder für jedermann erschwinglich sind, das kann ein Kaufsignal sein. Über Umwege würde dann also doch etwas passieren und sowohl Anleger als auch Unternehmen können profitieren.
Bei Apple und Tesla lässt allein die Ankündigung den Kurs explodieren
Im Falle von Apple und Tesla reichte bereits die Ankündigung des Splits für Ende August, um den jeweiligen Aktienkurs in die Höhe schnellen zu lassen. Die Apple-Aktie war begleitet von starken Quartalszahlen um rund zehn Prozent gestiegen. Die Tesla-Aktie stieg unter der Woche nachbörslich um sieben Prozent. Nach der beeindruckenden Kursrally in diesem Jahr wurde Elon Musk die Tesla-Aktie mit 1.374 US-Dollar offenbar zu teuer. Ende August soll es deshalb auch bei dem inzwischen wertvollsten Autohersteller der Welt einen Aktiensplit im Verhältnis von 1:5 geben. Eine Tesla-Aktie würde dann gemessen an der aktuellen Bewertung nur noch 275 US-Dollar kosten.
Ob das die Aktie dann noch weiter antreibt? Apple jedenfalls gilt als hervorragendes Beispiel dafür, dass sich Aktiensplits positiv auf die Rendite auswirken können. Anleger, die direkt nach einem der Aktiensplits bei den Kaliforniern eingestiegen waren, erzielten – den Split mitten in der Dotcom-Krise ausgenommen – eine jährliche Rendite von 35 Prozent. Das ist deutlich mehr, als der Durchschnittswert von plus 9,5 Prozent.
Aktiensplit allein ist kein Kaufsignal
Alles in allem lässt sich jedoch kein signifikanter Nutzen aus Renditesicht feststellen. Unter den 30 größten US-Unternehmen, die zwischen 2001 und 2010 einen Aktiensplit einleiteten, erzielte im Jahr nach dem Split nur die Hälfte der Firmen eine positive Rendite. Die andere Hälfte entsprechend eine negative. Allein aufgrund eines Aktiensplits einzusteigen, wäre deshalb leichtsinnig. Passen hingegen die fundamentalen Zahlen und Prognosen und ist man als Anleger vom Geschäftsmodell der Firma überzeugt, kann ein Aktiensplit vielleicht als zusätzlicher Kaufanreiz herhalten.
Bei Berkshire Hathaway gibt es dafür übrigens eine B-Aktie. Die kostet 182 Euro, statt der 271.000 Euro für die A-Aktie. Auch in Buffetts Investment-Imperium kann man also als Kleinanleger investieren, hat dann allerdings weniger Stimmrechte.
OG
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