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Analysen > Aktienstrategie 2025

Chancen jenseits der Mega-Caps suchen

(Foto: orhan akkurt / Shutterstock)

Warum es sich für Anleger lohnen könnte im Technologiebereich Chancen abseits von Big Tech zu ergreifen und wie ein Aktienportfolio 2025 aussehen könnte.

Eine Analyse von Virginie Maisonneuve, Global CIO Equity, Allianz Global Investors

Die Teilnehmer an den globalen Aktienmärkten machen derzeit eine Bestandsaufnahme der neuen politischen Landschaft nach den US-Wahlen. Zwar führt die Wachstums- und Inflationsentwicklung im Jahr 2024 zu einer gewissen Besorgnis, dass ein möglicher Richtungswechsel in der Politik Washingtons preistreibend wirken könnte. Dennoch sind wir nach wie vor zuversichtlich, dass die Konjunktur in den großen entwickelten Volkswirtschaften weich landen und eine ausgeprägte Rezession vermieden wird. Tatsächlich ist in vielen Teilen der Welt und insbesondere in den USA eine widerstandsfähige Konjunktur zu beobachten.

Die Zinssenkung der Fed im September war zwar erwartet worden. Ihr Ausmaß – 50 Basispunkte statt der von einigen erwarteten 25 – war für einige dennoch überraschend. Künftig dürften die robuste Konjunktur und die mögliche Unterbrechung des Disinflationstrend durch die preistreibende Effekte von Zöllen , die Marktteilnehmer dazu veranlassen, den erwarteten Pfad der Normalisierung der Zinsen zu überdenken, insbesondere in den USA.

Chancen jenseits der Mega-Caps suchen

Während die Aktienmärkte weltweit – und vor allem in den USA – bezüglich der Aussichten auf eine zweite Trump-Regierung optimistisch erscheinen, sollten die Anleger wachsam bleiben. Sie sollten die zusätzlichen Unsicherheiten in Bezug auf die möglichen Auswirkungen radikaler Veränderungen in der Handels- und Einwanderungspolitik sowie in anderen Bereichen im Auge behalten. Unterstützt wird der Optimismus am Markt durch die unter der neuen Regierung erwartete Deregulierung in verschiedenen Bereichen – speziell im Technologiesektor. Die Marktkonzentration in den USA ist so hoch wie seit den 1930er Jahren nicht mehr. Wir gehen davon aus, dass die Deregulierung zu einem willkommenen breiteren Martkaufschwung beitragen könnte, wovon Unternehmen jenseits der Mega-Caps profitieren sollten, vor allem im Technologiesektor.

China kündigte vor kurzem ein neues Konjunkturpaket in Höhe von 1,4 Billionen USD an. Dieses sieht die Umstrukturierung der Schulden lokaler Gebietskörperschaften vor und soll die Wirtschaft weniger abhängig vom Immobilien machen. Der Umfang der Konjunkturmaßnahme hat einige Beobachter enttäuscht. Sie ist jedoch sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, und es wird erwartet, dass die Zentralregierung Chinas weitere Maßnahmen ergreift, sobald sich die Richtung der neuen Regierung in Washington klarer abzeichnet. Die jüngsten Daten aus China deuten auf eine Stabilisierung des makroökonomischen Umfelds und im Falle des Finanzsektors sogar auf einen Aufschwung hin. Obwohl die Skepsis der Anleger gegenüber China nach wie vor groß ist, zeigen die jüngsten Initiativen, dass die Behörden die Haushalts- und Geldpolitik aktiv lockern und die Asset-Preise anzukurbeln versuchen. Dies spiegelt einen ganz anderen Ansatz wider als noch vor einigen Monaten.

In Indien weicht die Situation davon deutlich ab. Dort beginnt die Wirtschaft von der vorteilhaften demografischen Struktur mit einer jungen und zunehmend qualifizierten Bevölkerung zu profitieren. Dagegen macht sich in China die demografische Entwicklung allmählich als Belastung bemerkbar. Indien verfügt derzeit über mehrere Vorteile, die in den kommenden Jahren zu einer Steigerung der Produktivität in allen Sektoren führen dürften.

Regierungspläne zu Staatsausgaben, Zöllen und Verteidigung dürften das Marktgeschehen maßgeblich beeinflussen

Trotz der positiven Reaktion der Aktienmärkte auf das US-Wahlergebnis bleiben Herausforderungen bestehen. Im Vordergrund steht die Sorge um die Tragfähigkeit der US-Schulden. So prognostiziert das unabhängige Congressional Budget Office (CBO), dass die Schuldenquote der USA ihren Höchststand von 105 % nach dem Zweiten Weltkrieg überschreiten und bis zum Jahr 2029 auf 107 % steigen wird. Dieses Ausmaß an öffentlicher Verschuldung lässt sich nicht ignorieren. Anleger werden die möglichen Auswirkungen auf die Inflation und die Zinsen im Auge behalten müssen.

Dennoch ist es die Aussicht auf eine erhebliche Erhöhung der Zölle und anderer Handelsbarrieren, die nach den Wahlen für Schlagzeilen gesorgt hat. Es ist unklar, inwieweit Trumps Vorhaben, pauschale Zölle von 10 % oder 20 % auf alle Einfuhren – und 60 % auf die aus China – zu erheben, umgesetzt werden. Solche Maßnahmen könnten jedoch in den USA zu mehr Inflation führen und das Wachstum in Europa und China beeinträchtigen.

Wir gehen davon aus, dass die vorherrschenden globalen Megatrends bis 2025 und darüber hinaus anhalten werden. Faktoren wie Energiewende und Nachhaltigkeit sind inzwischen in den Ansätzen vieler Marktteilnehmer verankert. Daher dürfte eine mögliche Rücknahme „grüner“ Politikmaßnahmen in den USA angesichts der Dynamik der laufenden Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen nicht so negative Auswirkungen haben, wie manche befürchten.

Die Neugestaltung der globalen Lieferketten ist ein weiteres wichtiges Thema angesichts drohender Strafzölle sowie der Tatsache, dass neue Technologien und geopolitische Aspekte einige Unternehmen dazu veranlassen, die Produktion zurück ins Inland zu verlagern. Die erneute „America First“-Politik in Washington könnte die laufende Veränderung der bestehenden Weltordnung beschleunigen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Entstehung rivalisierender „Technologie-Hemisphären" auf beiden Seiten des Pazifiks und den digitalen Verdrängungswettbewerb, der die rasche Einführung von Spitzentechnologie in allen Sektoren vorantreibt.

Aber selbst wenn die weltpolitische Lage keine unerwarteten Schocks auslöst, dürften die wachsenden Spannungen zwischen den Großmächten zu höheren Militärausgaben führen. Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, wie grundlegend sich die Kriegsführung im 21. Jahrhundert verändert hat, und viele Länder werden nicht ins Hintertreffen geraten wollen, wenn sich eine neue Art von Wettrüsten entwickelt. Höhere Militärausgaben werden bestimmten Sektoren und Unternehmen Auftrieb geben. Es besteht jedoch die Gefahr, dass die weltweite Verschuldung dadurch noch stärker ansteigt.

Konstruktion von Aktienportfolios überdenken

Unser derzeitiger Ansatz bei der Portfoliokonstruktion spiegelt unsere Erwartung wider, dass die Volatilität bis ins Jahr 2025 hinein erhöht bleiben wird. Viele Anleger bevorzugen derzeit einen „Barbell“-Ansatz, bei dem Portfolios sowohl am risikoarmen Ende als auch am risikoreichen Ende stark gewichtet sind. Wir empfehlen jedoch, diesen Ansatz aufzugeben und ein Aktienportfolio in Form einer Pyramide in Erwägung zu ziehen. Die Basis der Pyramide, d. h. das größte Segment jedes Portfolios, sollte einen Multi-Faktor-Ansatz verfolgen, um verstärkte Kursschwankungen aufzufangen. Darauf aufbauend sollte auf einer zweiten Ebene echte Qualität in allen Stilen angestrebt werden: Growth, Value und Dividends. An der Spitze unserer Pyramide schließlich finden sich Aktien, die unsere besten Ideen widerspiegeln. Dazu zählen Aktien, die auf Megatrends wie Künstliche Intelligenz und Energiewende ausgerichtet sind, sowie regionale Titel, beispielsweise aus China und Indien.

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