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Aktien > Stahlriese wird Holding

Aufspaltung von Thyssenkrupp rückt näher: Stahlsparte vor Verkauf, Marine vor IPO

Das Thyssenkrupp-Logo am Hauptsitz des Konzerns – im Hintergrund das Verwaltungsgebäude in Essen. (Foto: shutterstock)

Thyssenkrupp plant einen radikalen Umbau: Die Stahlsparte soll verkauft, die Marinesparte an die Börse gebracht werden. Investoren hoffen auf versteckte Werte – und die Aktie zieht an.

Der deutsche Industriekonzern Thyssenkrupp steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Laut Berichten der "Bild am Sonntag" plant der Vorstand unter CEO Miguel López, das Unternehmen in eine Finanzholding umzustrukturieren. Ziel ist es, verschiedene Geschäftsbereiche zu verkaufen oder auszugliedern, um den Konzern schlanker und profitabler zu gestalten.

Drastischer Stellenabbau in der Zentrale

Im Zuge der Umstrukturierung soll die Konzernzentrale in Essen massiv verkleinert werden. Von derzeit 500 Mitarbeitern sollen lediglich 100 verbleiben. Zusätzlich sind in der Verwaltung, die aktuell rund 1.000 Beschäftigte zählt, weitere Stellenstreichungen geplant. Ein Insider wird mit den Worten zitiert: "Übrig bleibt nur eine Dachgesellschaft ohne Inhalt."

Verkauf der Stahlsparte und Börsengang der Marinewerft

Die traditionsreiche Stahlsparte von Thyssenkrupp, die im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von 10,736 Milliarden Euro erwirtschaftete und damit rund 30,6 Prozent zum Gesamtumsatz von 35,041 Milliarden Euro beitrug, soll an den tschechischen Investor Daniel Křetínský verkauft werden. Für die Marinewerft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), deren Umsatz im selben Zeitraum 2,118 Milliarden Euro betrug – etwa 6 Prozent des Konzernumsatzes –, ist ein Börsengang vorgesehen. Diese Maßnahmen markieren eine deutliche Abkehr vom bisherigen integrierten Geschäftsmodell des Konzerns und sollen die Grundlage für eine schlankere Finanzholding schaffen.

Stahlhandel mit strategischer Bedeutung – Autozulieferer-Sparte vor Schrumpfkur

Auch der Stahlhandel, der im Geschäftsjahr 2023/24 einen Umsatz von 12,1 Milliarden Euro erzielte und rund 16.000 Mitarbeiter beschäftigt, steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Damit trägt die Sparte rund 34,5 Prozent zum Gesamtumsatz bei – ein erheblicher Anteil, der ihre strategische Relevanz unterstreicht. Ein Börsengang gilt laut Unternehmenskreisen als mögliche Option. In der Autozulieferer-Sparte drohen ebenfalls gravierende Einschnitte. Hier stehen Verkäufe oder Schließungen im Raum. Ein Manager bringt die angespannte Lage auf den Punkt: Bestenfalls werde „nur ein Rumpf“ übrig bleiben.

Aufsichtsrat und Vertragsverlängerung für CEO Lopez

Die weitreichenden Umbaupläne bedürfen noch der Zustimmung des Aufsichtsrats. Laut Insider-Informationen sind jedoch "größere Widerstände nicht zu erwarten". Im Zuge des Umbaus soll auch der Vertrag von CEO Miguel López verlängert werden. Eine Entscheidung darüber wird für den 16. September erwartet.

Aktie mit Kurssprung – Markt begrüßt Umbaupläne

Der Aktienkurs von Thyssenkrupp reagierte zu Wochenbeginn spürbar positiv auf die bekannt gewordenen Umbaupläne. Am Montag legte das Papier um über 6 Prozent zu und notierte zuletzt bei 9,22 Euro. Das deutet darauf hin, dass die seit Monaten diskutierte und vielfach spekulierte Neuausrichtung – insbesondere die Abspaltung der Marinesparte sowie eine Verkleinerung oder ein Verkauf des Stahlgeschäfts – bei Investoren zunehmend Anklang findet.

Seit dem Allzeittief von 2,77 Euro im September 2024 hat sich die Aktie deutlich erholt und im März 2025 mit fast 11 Euro ein vorläufiges Hoch erreicht. Es folgte eine Korrekturphase, in der sich der Kurs derzeit noch befindet. Sollte sich der jüngste Aufwärtstrend seit dem Verlaufstief Mitte Mai fortsetzen, rückt der Bereich zwischen 10 und 11 Euro als erste Zielzone in den Fokus. Ein nachhaltiger Ausbruch darüber könnte weiteres Kurspotenzial freisetzen.

Strategiewechsel mit Signalwirkung für Anleger

Die geplante Aufspaltung und Neuordnung von Thyssenkrupp markiert einen tiefgreifenden Wendepunkt in der deutschen Industriekultur – das Ende eines integrierten Konzerns mit über 200-jähriger Geschichte. Für Investoren bedeutet das eine neue Bewertungslogik: Künftig rückt nicht mehr der Konzern als Ganzes, sondern die Einzelbetrachtung der verbleibenden und ausgegliederten Geschäftsbereiche in den Fokus.

Die mögliche Entflechtung von Stahlsparte, Marinesystemen und weiteren Einheiten könnte – je nach Umsetzung – bislang unerkannte Werte freilegen und neue Spielräume für Investitionen eröffnen. Entscheidend wird sein, wie konsequent und transparent das Management die angekündigten Schritte umsetzt. Die Kapitalmarktbewertung der verbleibenden Einzelteile dürfte dabei zur maßgeblichen Richtschnur für die künftige Kursentwicklung werden – sowohl im Hinblick auf Potenzial als auch auf bestehende Risiken.

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