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Märkte > Ludwig-Erhard-Gipfel 2025

Der Optimismus-Gipfel

Feierliche Preisverleihung (v.l.): Christiane Goetz-Weimer, Dalia Gybauskaitė, Preisträger Joachim Gauck und Ilse Aigner (Foto: Ludwig-Erhard-Gipfel).

Wie gelingt Deutschland das Wirtschaftswunder nach der Wahl? Darüber debattierten die Top-Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien beim Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee.

Zum Aufbruch mahnen und dabei Optimismus versprühen: So präsentierte sich der Ludwig-Erhard-Gipfel in diesem Jahr. Die Wirtschafts- und Politikkonferenz fand von 7. bis 9. Mai 2025 kurz nach der Vereidigung der neuen schwarz-roten Bundesregierung statt und versammelte die Entscheider der Republik und darüber hinaus zum Diskurs auf Gut Kaltenbrunn in Gmund am Tegernsee. Das Thema lautete: „Deutschland nach der Wahl. Kommt nun das neue Wirtschaftswunder?“ Die Gäste diskutierten die brennendsten Themen unserer Zeit und definierten eine Agenda für Deutschland. Der erste Gipfeltag, den die Bayerische Wirtschaft (vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und bayme vbm) als Co-Veranstalter mit der gastgebenden WEIMER MEDIA GROUP ausrichtete, befasste sich mit dem Thema „Neue Weltwirtschaftsordnung“, ehe der „Future & Finance Day“ sowie der „Innovation & Science Day“ folgten. Schirmherr der Konferenz war der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Es kamen mehr als 100 Redner, mehr als 1700 Teilnehmer und mehr nationale und internationale Journalisten denn je – Rekord.

 

Ein Gipfel als „Antidepressivum“

Christiane Goetz-Weimer, Verlegerin der WEIMER MEDIA GROUP, nannte den Gipfel den „Frühlingsauftakt der Entscheider“. „Die neue Regierung ist auch getragen von dem Erhard-Geist am Tegernsee“, sagte sie. Die Verlegerin und Geschäftsführerin zitierte hierfür die Losung von Ernst Bloch „Seid verliebt ins Gelingen“, die den Gipfel seit jeher begleitet. Das wünsche man auch der neuen Bundesregierung, „um Deutschland nach diesem holprigen Start endlich wieder vorwärtszubringen“. Vom Tegernsee aus würden viele Impulse nach Berlin geschickt. „In den nächsten Tagen wird es darum gehen, was wir von dieser neuen Regierung erwarten“, sagte sie.

Zum Geist der Konferenz gehört es, mit Optimismus auf die drängenden Probleme und Aufgaben zu blicken. „Dieser Gipfel sollte das zum Kongress gewordene Antidepressivum werden“, sagte Goetz-Weimer. Denn – trotz aller Krisen weltweit – gibt es auch positive Nachrichten. Wie die Verlegerin aufzählte, werde nun in der Ukraine nach drei fürchterlichen Kriegsjahren über Frieden verhandelt, Trump komme langsam zur Besinnung, eine Reihe von Schlüsselstaaten erlebe ein Wirtschaftswunder und die Inflation in Deutschland, die auf den höchsten Stand seit 1950 gesprungen war, sei mit einem Wert von zwei Prozent eingedämmt. „Lasst uns selbst der Fortschritt sein, den wir uns für diese Welt wünschen“, ermunterte Goetz-Weimer die Gipfelgäste. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet daran.“

Ihre Hoffnung: „Vielleicht stehen wir auch an der Schwelle zu sieben fetten Jahren.“ Natürlich handelt es sich laut Goetz-Weimer um Schulden, aber wenn man diese gut investiere, könnten neue Chancen entstehen. Positive Anzeichen gibt es: Deutschland sei wieder Europameister im Erfinden und liege weltweit bei den Patenten auf Platz zwei nach den USA. Zu den guten Nachrichten gehöre auch, dass die Energiepreise gesunken seien. Weiteres wichtiges Signal: „Europa rückt zusammen: Ich glaube, dass wir vor einem zweiten Adenauer-Moment der Europa-Geschichte stehen“, sagte Goetz-Weimer. Die Nato wachse und bleibe unsere Lebensversicherung. Große Hoffnung ruhen auch auf der neuen Regierung, eine Regierung der Mitte, wie Goetz-Weimer sie nannte. „Deutschland hat Entscheider aus unserer Gipfelrunde der letzten Jahre, zum Beispiel Friedrich Merz, Lars Klingbeil und Katherina Reiche.“

Politiker sprechen Klartext – auch aus der neuen Regierung

Einblicke und Ansichten aus der Spitzenpolitik lieferten beispielsweise Markus Söder (CSU), Katherina Reiche (CDU), Thorsten Frei (CDU), Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Philipp Amthor (CDU), Hendrik Wüst (CDU), Julia Klöckner (CDU), Christian Wulff (Bundespräsident a. D.), Armand Zorn (SPD), Theo Waigel (CSU-Ehrenvorsitzender) und Alexander Schallenberg (ehemaliger österreichischer Bundeskanzler, ÖVP). Die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hatte auf dem Gipfel ihren ersten öffentlichen Auftritt nach der Vereidigung und stellte ihren Vier-Punkte-Plan gegen die Krise vor. Und Kanzleramtsminister Thorsten Frei erteilte einer möglichen Zusammenarbeit mit der Linken eine klare Absage. Der Gipfel fand ohne die Teilnahme von Linken, AfD und des Bündnisses Sahra Wagenknecht statt. Die politischen Ränder wurden nicht eingeladen, weil sich die Konferenz als Plattform der breiten demokratischen Mitte versteht.

Impulse und Panels

Wie Deutschland wieder den Aufschwung schaffen soll, thematisierten Impulsreden und Panels zu den Themen Energie, Finanzen, Gesundheit, Verteidigung, Bildung, Mobilität, transatlantische Beziehungen, Arbeitsmarkt, KI, Quanten und Robotik, Digitalisierung und (Welt-)Wirtschaft. Auch wenn die Debatten um vielfältige Themen kreisten, wurde aus allen klar: In Deutschland muss sich die Einstellung ändern – weg von Zweifel und Regulierung hin zu mehr Aktion und Mut. Die Speaker aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft waren unter anderem Markus Laubenthal (Nato-General), Andrea Nahles (Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit), Karl-Theodor zu Guttenberg (Autor und Bundesminister a. D), Markus Breitenecker (Geschäftsführer ProSiebenSat.1), Gernot Döllner (Vorstandsvorsitzender Audi), Philipp Justus (Vice President Central Europe bei Google), Prof. Veronika Grimm (Mitglied des Sachverständigenrates Wirtschaft), Carlo Masala (Professor der Universität der Bundeswehr München), Wolfram Hatz (Präsident bayme vbm vbw), Michael Hüther (Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft), Carsten Maschmeyer (Investor) und Ruder-Olympiasieger Oliver Zeidler.

ntv-Talk: Politik trifft Wirtschaft

Politik trifft Wirtschaft hieß es auch beim ntv-Talk, der live im Fernsehen übertragen wurde. Die zentrale Frage der Debatte: Wie geht es nach vorne in Deutschland, wie gelingt jetzt der Aufschwung? Darüber diskutieren leidenschaftlich Philipp Amthor, Parlamentarischer Staatssekretär der CDU, Armand Zorn, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, Christian Dürr, ehemaliger Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat der Wirtschaft, und Investor Carsten Maschmeyer. Die Diskussionsteilnehmer nahmen die neue Bundesregierung unter die Lupe, loteten die Möglichkeiten des Bürokratieabbaus aus, beleuchteten den globalen Subventionswettbewerb sowie die Handelsbeziehungen, forderten ein besseres Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik und wünschten sich mehr Risikofreude und Mut, in Europa und weltweit voranzugehen.

LfA Elevator-Pitch für Start-ups

Unternehmer, die den Sprung in die Öffentlichkeit noch nicht geschafft haben, denen er aber womöglich bald bevorsteht, erhielten beim LfA Elevator-Pitch um den Future Award eine Plattform. Vor dem Gipfel hatte die LfA Förderbank Bayern fünf interessante Jung-Unternehmen ausgewählt: Aves Reality, Exomatter, Ocell, Strategy Bridge AI und Ubimaster. Auf der Bühne erhielten sie jeweils vier Minuten Zeit, um bei einem Pitch ihre Idee vorzustellen.

Die Gipfelgäste überzeugte das Start-up Ubimaster rund um Gründerin Jana Krotsch. Warum funktioniert die Nachhilfe für die Kinder nicht? Sich dauerhaft zu beklagen, ändert nichts, sagten sich Jana und Steffen Krotsch und gründeten 2019 Ubimaster. Das Unternehmen aus Baierbrunn bietet Nachhilfe bei Bedarf für Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse – sieben Tage die Woche. Kern ist eine App, über die die Schüler die Nachhilfekräfte erreichen können – per Chat und Video. Es gibt zwei Angebote zum monatlichen Pauschalpreis: Hausaufgabenhilfe in Mathe und Physik oder komplette Nachhilfe in Chemie, Deutsch, Englisch, Mathe und Physik. Die Nachhilfelehrerinnen und -lehrer werden pro Stunde bezahlt – auch bei Bereitschaft. Firmen wie Flyeralarm oder Hanse Merkur bieten ihren Mitarbeitern Ubimaster als freiwillige Zusatzleistung. Für diese Idee erhielt das Unternehmen den Future Award, der mit Medialeistungen bei der WEIMER MEDIA GROUP in Höhe von 100.000 Euro dotiert ist.

Neues Format DieBusinessPunk

Die Konferenz, die neben der Hauptbühne auch Masterclasses, Hintergrundrunden und Empfänge bietet, wuchs 2025 mit neuen Formaten. So fand beispielsweise DieBusinessPunk erstmals auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel statt. Die Convention am dritten Konferenztag bot ein eigenes Event zur künstlichen Intelligenz und richtete sich vor allem an die New Economy, Start-ups und die Tech-Welt. Investor Carsten Maschmeyer eröffnete den Tag und hielt ein Plädoyer für die Chancen durch künstliche Intelligenz. „Das wird die größte technische Revolution in der Geschichte“, sagte der 66-Jährige.

„Freiheitspreis der Medien“ für Joachim Gauck

Einen Höhepunkt des Gipfels bildet traditionell die Verleihung des „Freiheitspreises der Medien“. In diesem Jahr ging die renommierte Auszeichnung an den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. „Joachim Gauck hat sein Leben der Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie gewidmet. Als Visionär und entschiedener Verfechter unserer freien Welt ist der 85-Jährige ein Vorbild in politisch angespannten Zeiten“, verlas Verlegerin Christiane Goetz-Weimer die Jury-Begründung. „Als Bundespräsident prägte der evangelische Theologe gesellschaftliche Debatten – und prägt sie bis heute.“ Freiheit sei das große Lebensthema des Bundespräsidenten. Sie entbehren zu müssen, prägte seine Kindheit und Jugend in der DDR. „Sie immer neu zu definieren und zu verteidigen habe ihn zum intellektuellen Freiheitskämpfer der Deutschen im 21. Jahrhundert gemacht. Seine wortgewaltige Deutungsmacht, seine menschenfreundliche Entschiedenheit und scharfsichtige Verbindlichkeit machen ihn bis heute zur geistigen Leitfigur einer verunsicherten Nation und ihrer multipel bedrohten Freiheit“, hieß es weiter. „Joachim Gauck ist Deutschlands Freiheitsapostel der Gegenwart“, zitierte die Verlegerin. „Sie haben ihn verdient wie kein anderer“, sagte sie zu Gauck, als sie ihm den Freiheitspreis überreichte. Die Laudatio hielt Dalia Gybauskaitė, ehemalige Präsidentin der Republik Litauen.

Der Preisträger selbst betonte in seiner Dankesrede, dass er sich weniger als Apostel sieht denn als „ein Bürger, der seinen Mund aufmacht“. „Dankbar bin ich und bewegt auch“, sagte Gauck. Ebenfalls bewegt sei er durch die Begegnung mit Dalia Gybauskaitė damals, die Staatsterrorismus erlebt habe. Der Preis würdigte Gauck für seinen Kampf für die Freiheit und seine tiefe innere Überzeugung, dass wir unser Leben verfehlen, wenn wir die Freiheit nicht nutzen. „Doch diese Freiheit ist nicht selbstverständlich“, mahnte der ehemalige Bundespräsident. Es gebe auch eine tiefsitzende Furcht vor Eigenständigkeit – dies sei die Furcht vor der Freiheit, obwohl man sich nach der Freiheit sehne. Das begleite uns Menschen. In der Demokratie gebe es jedoch Möglichkeiten für jeden. „Wir haben einen Raum geschaffen für alle“, sagte Gauck. Doch Verantwortung müsse man erst erlernen.

Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags, hielt eine Democracy Speech zur Preisverleihung. Das Thema Freiheit sei Gaucks Leitthema. „Sie bewegen nicht nur etwas zum Guten, sondern Sie bewegen Ihre Zuhörerinnen und Zuhörer zum Guten“, sagte sie zu Gauck. Weniger positiv beurteilte Aigner indes die Kanzlerwahl. „Es ist für mich ein trauriges Bekenntnis“, sagte sie zur Abstimmung im Bundestag. Nicht jeder habe den Ernst der Lage erkannt. „Eine Kanzlerwahl ist nicht der richtige Ort, um irgendwelche Denkzettel zu verteilen.“ Zudem müsse man sich fragen, was das für ein Umgang in unserem Land sei. Auch in der Bevölkerung habe nicht jeder den Ernst der jetzigen Situation erkannt. Hass und Spott in den Sozialen Medien teile die Gesellschaft und schaffe ein Klima von Wut, sagte Aigner. Umso mehr zählten Menschen, die sich für mehr Freiheit einsetzten.

Gauck zeigte sich im Gespräch mit Sat.1-newstime-Moderatorin Claudia von Brauchitsch erschüttert mit Blick auf die Kanzlerwahl. Die neue Regierung schon gleich von Anfang zu blockieren, während es doch darum ginge, Handlungsdefizite im Land abzubauen, sei „total unangemessen“ gewesen. Den Abgeordneten, die Merz ihre Stimme im ersten Wahlgang verweigert hatten, warf Gauck „Entfernung von der Wirklichkeit vor“.

„Wir dürfen heute stolz auf dieses Deutschland sein“, sagte Gauck. Doch bei den Menschen sei dieses Gefühl nicht vorhanden: „Mir fehlt die Freude daran, dass dieses Land ein Land des Gelingens ist.“ Heutzutage gehöre es sich auch bei den Gebildeten nicht, in Freude auf etwas zu blicken, sondern ein gepflegtes Unbehagen zu besitzen. „Wir haben Werte geschaffen, die es wirklich Wert sind zu verteidigen.“ Gauck appellierte: „Wir Bürgerinnen und Bürger sind dazu da, diese Verantwortung zu leben. Los geht’s!“

Festlicher Rahmen mit Staatsempfang und Gipfel-Nacht

Neben der festlichen Preisverleihung besaßen die Gipfeltage auch einen feierlichen Rahmen abseits des Bühnenprogramms – zu Beginn und am Ende. Mit einem Empfang der bayerischen Staatsregierung endete der erste Konferenztag. Den traditionellen und beliebten Konferenz-Abschluss bildete die Gipfel-Nacht im Hotel DAS TEGERNSEE. Beim Networking in feierlicher Atmosphäre führten die Gäste auch das eine oder andere Thema des intensiven, dreitägigen Optimismus-Gipfels fort.

Weitere Bilder des Gipfels gibt es unter www.ludwig-erhard-gipfel.de

 

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