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Rohstoffe > Edelmetall

Gold-Warnung der EZB – wie Anleger reagieren sollten

(Foto: itti ratanakiranaworn / Shutterstock)

Wenn die EZB warnt, macht sie das aus gutem Grund. Die Experten vom Brokerhaus XTB haben sich das genauer angeschaut und ordnen es ein.

Ein Kommentar von Jens Chrzanowski, Deutschland-Chef XTB

Mit ihrer Warnung vor Lieferengpässen bei Gold hat die Europäische Zentralbank (EZB) für Unsicherheit bei Goldanlegern gesorgt. Üblicherweise ist die EZB nicht für Alarmismus bekannt – wenn sie warnt, sollte also genauer hingeschaut werden. 

Hier der Hintergrund: Im Rahmen ihres jüngsten Financial Stability Review berichtet die EZB, dass diese möglichen  Lieferprobleme schlimmstenfalls einen Schock auslösen könnten, der sogar das Potenzial hätte, große Banken zu betreffen. Ursache sei die enorm zugenommene Nachfrage nach Gold-Terminkontrakten mit physischer Lieferung.

Gold war speziell in den vergangenen Monaten stark gestiegen, da vor dem Hintergrund der Entwicklungen in den USA, insbesondere in Bezug auf das Thema Strafzölle, die Unsicherheiten zugenommen haben. Da Gold gemeinhin als einer der „sicherersten Häfen“ unter den Anlageklassen gilt, haben sich mehr und mehr Marktteilnehmer für ein Investment in Gold entschieden – entweder in physischer Form, sprich in Form von Goldbarren bzw. –münzen, oder als Wertpapier, das auf Anfrage auch eine physische Lieferung ermöglicht, beispielsweise als Terminkontrakt.

Das Worst-Case-Szenario, das die EZB nun beschreibt, würde dann eintreten, wenn viele Besitzer dieser Terminkontrakte sich dafür entscheiden sollten, sich ihr Gold physisch ausliefern zu lassen. Die Nachfrage würde dann das Angebot des Edelmetalls deutlich übersteigen und könnte in diesem Fall zu einem Gold-Squeeze sorgen – Händler oder Banken wären etwa aufgrund eines plötzlichen Anstiegs des Goldpreises dazu gezwungen, Goldbestände teuer zurückkaufen zu müssen, um die Nachfrage zu bedienen. Das könnte einige Institute erheblich in Schieflage bringen.

Zur Erklärung: Ein Goldkurs-Squeeze ist im Finanzjargon eine Preisexplosion, ausgelöst durch eine kurzfristige, enorm hohe Nachfrage der Emittenten von Gold-Finanzinstrumenten nach Gold. Der aktive Anleger und Daytrader könnte sich fragen, ob aus dieser Warnung nicht eine Kaufempfehlung für Gold abzuleiten sein könnte. Das Szenario, in denen künftig der Kurs aus welchen Gründen auch immer „explodieren“ könnte, könnte sich von einer Warnung auch zum Kurstreiber entwickeln …

Für Anleger mit entsprechendem Risikoappetit könnte sich folglich eine Gelegenheit ergeben: Wenn physisches Gold stark nachgefragt wird, aber wegen eben dieser hohen Nachfrage in physischer Form nicht zu erhalten ist, können Börsianer auf Wertpapiere ausweichen, die die Goldpreisentwicklung abbilden, ohne eine Option auf Lieferung des Goldes zu beinhalten. Das können etwa Hebelinstrumente sein, bei denen der erfahrene Anleger bei der Wahl eines entsprechenden Hebels sogar die potenzielle Rendite erhöhen kann – wobei er sich natürlich der entsprechenden Erhöhung des Risikos bewusst sein sollte. Solche Instrumente sind etwa Hebelzertifikate oder Contracts for Difference (CFDs).

Am heutigen Handelstag liegt der Goldpreis aktuell auch schon wieder zum Vortag rund 1% im Plus. Die Warnung der EZB richtet sich zwar eher an professionelle Marktteilnehmer wie Banken und Institutionen, aber völlig außer Acht lassen sollte sie auch der private Anleger nicht. Kursturbulenzen werden in stark gestiegenen Märkten wie Gold wahrscheinlicher. Anleger sollten stets auf eine ausgewogene Mischung der Anlagen achten. Als Beimischung ist Gold nach wie vor geeignet, aber nicht als alleinige Anlage.

 

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