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Unternehmen > Expansion in der Onkologie

BioNTech kauft CureVac – Milliarden-Deal für mRNA-Zukunft

(Foto: shutterstock)

BioNTech übernimmt CureVac für 1,25 Mrd. US-Dollar. Der Deal soll die mRNA-Kompetenz ausbauen, birgt aber auch operative und marktseitige Risiken für die ambitionierte Onkologie-Strategie.

Strategischer Ausbau der mRNA-Onkologie

Mit einem Milliarden-Deal will BioNTech (ISIN: US09075V1026) seine Onkologie-Sparte deutlich stärken: Das Mainzer Biotech-Unternehmen kündigte die vollständige Übernahme des Wettbewerbers CureVac (ISIN: NL0015436031) an. Der Kaufpreis beläuft sich auf rund 1,25 Milliarden US-Dollar. Die Transaktion erfolgt über als reiner Aktientausch im Rahmen eines öffentlichen Umtauschangebots, bei dem jede CureVac-Aktie mit rund 5,46 US-Dollar bewertet wird. Das entspricht einer Prämie von 55 % auf den jüngsten Drei-Monats-Durchschnittskurs.

mRNA-Kompetenzen bündeln sich unter einem Dach

Der Schritt gilt als entscheidender Meilenstein in BioNTechs Onkologiestrategie. Durch die Übernahme ergänzt das Unternehmen sein bestehendes Know-how in den Bereichen mRNA-Design, Formulierungsentwicklung und Herstellung. Damit sollen die Forschung und Entwicklung neuartiger mRNA-basierter Krebsimmuntherapie-Kandidaten deutlich gestärkt werden. Gleichzeitig bleibt der traditionsreiche Forschungs- und Produktionsstandort in Tübingen erhalten und wird integriert.

Umtauschangebot für CureVac-Aktionäre

Das Umtauschangebot sieht vor, dass CureVac-Aktionäre BioNTech-ADS erhalten. Das Umtauschverhältnis variiert je nach Kursentwicklung der BioNTech-ADS – ein sogenannter Collar-Mechanismus sorgt für Stabilität. Nach dem Abschluss der Transaktion halten ehemalige CureVac-Aktionäre voraussichtlich zwischen 4 % und 6 % der Stammaktien von BioNTech.

Politische Rückendeckung und breite Zustimmung

Die Transaktion stößt auf breite Unterstützung: Der Hauptaktionär mit ca. 31,3 %, die dievini Hopp BioTech holding GmbH & Co. KG, sowie die Kreditanstalt für Wiederaufbau – der deutsche Bund hält 13,3 % der CureVac-Aktien – haben ihre Beteiligung zugesichert. Damit liegen BioNTech bereits im Vorfeld vertragliche Zusagen von Aktionären vor, die zusammen 50,08 % der CureVac-Anteile vertreten – ein wichtiger Schritt zur Erreichung der erforderlichen Mindestannahmeschwelle von 80 %. Die beteiligten Gremien von BioNTech und CureVac haben der Transaktion einstimmig zugestimmt. Der Abschluss wird noch für das Jahr 2025 erwartet; unter bestimmten Bedingungen kann die Schwelle auf 75 % abgesenkt werden.

CEO-Statements unterstreichen strategischen Fokus

CEO Prof. Dr. Ugur Sahin betonte, dass die Übernahme „ein weiterer Baustein in BioNTechs Onkologie-Strategie“ sei. Ziel sei es, innovative Krebsmedikamente zu entwickeln und neue Behandlungsstandards zu etablieren. CureVac-CEO Dr. Alexander Zehnder hob hervor, dass beide Unternehmen gemeinsam das volle Potenzial der mRNA-Technologie nutzen wollen, um Therapien schneller und breiter verfügbar zu machen.

BioNTech positioniert sich langfristig

Für Investoren könnte dieser Schritt ein Signal für die langfristige strategische Ausrichtung des Unternehmens sein: BioNTech festigt seine Rolle als Pionier im mRNA-Bereich und erweitert sein Portfolio gezielt in der Onkologie. Die Fusion bringt verschiedenste technologische Plattformen und Standorte unter ein Dach, was nicht nur die Forschungskapazität erhöht, sondern auch die Position als mRNA-Schmiede stärkt.

Der strategische Ansatz wirkt plausibel, ist jedoch nicht frei von Risiken. Die Integration eines Unternehmens wie CureVac erfordert erhebliche Managementressourcen und birgt operative Herausforderungen, etwa bei der Zusammenführung von Entwicklungsprozessen, Unternehmenskulturen und Produktionsabläufen. Zudem ist ungewiss, ob die Pipeline tatsächlich kurzfristig marktfähige Produkte hervorbringt. Auch regulatorische Hürden, technologische Rückschläge oder ein verstärkter Wettbewerb im mRNA-Bereich könnten den erwarteten Mehrwert schmälern. Anleger sollten daher neben den Chancen auch die nicht zu unterschätzenden Unsicherheiten im Blick behalten.

Charttechnische Perspektive und Bewertung im Fokus

Seit dem Allzeithoch von knapp 460 US-Dollar im August 2021 hat die BioNTech-Aktie massiv an Wert eingebüßt. Nach dem markanten Tief im August 2024 deutet sich jedoch eine Phase der Stabilisierung an, möglicherweise ein erstes Signal für eine Bodenbildung. In den vergangenen Monaten bewegte sich der Kurs zwischen etwa 82 und 131 US-Dollar, was den volatilen Charakter der Aktie unterstreicht. Ob die angekündigte CureVac-Übernahme kurzfristig als positiver Kurstreiber wirkt, ist offen.

Auch fundamental liefert die Aktie derzeit wenig Argumente für neue Long-Investments. Nach den Rekordgewinnen im Zuge der COVID-19-Impfstoffentwicklung schreibt BioNTech seit 2024 wieder Verluste. Daran dürfte sich mittelfristig wenig ändern. Bei einer Marktkapitalisierung von rund 25 Milliarden US-Dollar und einem Jahresumsatz 2024 von lediglich 2,98 Milliarden US-Dollar stellt sich die Frage, ob diese Bewertung gerechtfertigt ist. Anleger sollten daher vom Potenzial der Entwicklungspipeline überzeugt sein, um auf künftiges Umsatzwachstum und eine Rückkehr in die Gewinnzone zu setzen.

Positiv hervorzuheben ist die solide Finanzlage des Unternehmens. BioNTech ist nur in geringem Maße verschuldet und verfügte zum Ende des ersten Quartals 2025 über liquide Mittel und kurzfristige Investments von mehr als 14,8 Milliarden US-Dollar. Dieses Kapital schafft nicht nur finanziellen Spielraum für Forschung und Entwicklung, sondern unterstützt auch eine gewisse Bewertungsuntergrenze, da der Börsenwert realistischerweise nicht unter den Wert der verfügbaren Mittel und Vermögenswerte abzüglich der Verbindlichkeiten fallen sollte.

 

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