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Märkte > Nicht ob, sondern wann.

JPM-Chef Dimon warnt: „Der nächste Schock kommt“

(Foto: shutterstock)

Jamie Dimon, Chef von JPMorgan, warnt eindringlich vor Risiken für Wirtschaft und Anleihemärkte. Seine Botschaft kann so interpretiert werden: Es ist nicht die Frage ob, sondern wann der nächste Schock kommt.

Dimon warnt vor Abkühlung der US-Konjunktur

Steht der US-Wirtschaft ein rauerer Herbst bevor? Jamie Dimon, Vorstandschef von JPMorgan Chase, hat beim US Financials Conference Call von Morgan Stanley am 10. Juni eindringlich vor zunehmenden Risiken gewarnt. Zwar wirken Arbeitsmarkt und Unternehmenslage weiterhin solide, doch hinter der Fassade beginnen sich erste Risse zu zeigen.

Inmitten globaler Unsicherheiten und wirtschaftspolitischer Eingriffe sieht Dimon klare Anzeichen dafür, dass die Phase stabilen Wachstums bald zu Ende gehen könnte. Besonders neue Zölle, die sich aktuell auf rund eine Milliarde US-Dollar täglich summieren, entfalten zunehmend Wirkung. Dimon geht davon aus, dass die konjunkturellen Folgen dieser Maßnahmen spätestens im dritten Quartal 2025 sichtbar werden. Das Szenario einer weichen Landung könnte sich dann spürbar abschwächen.

Inflationsgefahr und steigende Zinsen als Belastung

Ein zentraler Unsicherheitsfaktor bleibt die Inflation. Sollte sie erneut an Fahrt aufnehmen oder in eine Stagflation übergehen, könnte das Finanzsystem unter Druck geraten. Langfristige Zinsen im Bereich von 5,5 bis 6 Prozent sind laut Dimon grundsätzlich tragbar. Kommen sie jedoch mit einer konjunkturellen Abschwächung zusammen, droht eine spürbare Belastung für Kreditnehmer und Investoren. Der JPMorgan-Chef verweist dabei auf eine Gemengelage aus geopolitischen Spannungen, strukturellen Defiziten und handelsseitigen Belastungen, die das Wachstum in den kommenden Monaten bremsen könnten.

Erste Stresssignale am Kreditmarkt

In den Unternehmensbilanzen tauchen zunehmend Schwächen auf. Vor allem im mittelständischen Kreditbereich steigen Ausfälle und Herabstufungen. Zwar ist die Entwicklung noch nicht dramatisch, aber laut Dimon eindeutig negativ. Besonders kritisch sei der gestiegene Verschuldungsgrad vieler Unternehmen. Sollten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kippen, könnte dies zu überraschenden Verwerfungen führen. Auch bei Konsumentenkrediten zeigt sich eine Rückkehr zu höheren Ausfallraten.

Konsumverhalten bleibt fragil

Im Privatsektor ist die Kaufkraft bislang vor allem durch die stabile Beschäftigungslage abgesichert. Die während der Corona-Krise angesparten Rücklagen sind jedoch weitgehend aufgebraucht. Dimon warnt: Sollte die Arbeitslosenquote steigen, ist mit spürbaren Rückgängen bei Ausgaben und Kreditqualität zu rechnen. Damit könnte auch der bislang robuste Konsum als Konjunkturstütze ins Wanken geraten.

Rolle des US-Dollars bleibt an Bedingungen geknüpft

Auch zur Rolle des US-Dollars als globale Leitwährung äußerte sich Dimon deutlich. Solange die Vereinigten Staaten wirtschaftlich, rechtlich und militärisch führend bleiben, sieht er keine echte Konkurrenz für den Greenback. Dennoch mahnt er zu Vorsicht bei der politischen Instrumentalisierung von Sanktionen und Handelsbarrieren, da diese langfristig das Vertrauen in das Dollar-System untergraben könnten.

Dimon schlägt erneut Alarm, diesmal beim Anleihemarkt

Dass Dimon kein Freund übermäßiger Regulierung ist, ist bekannt. Doch seine jüngste Warnung zielt auf eine andere, systemrelevante Baustelle: den US-Anleihemarkt. Bereits am 30. Mai, bei einer Veranstaltung der Reagan Foundation in Kalifornien, sagte er wörtlich: „Sie werden in Panik verfallen, wenn der Bondmarkt bricht.“ Die Aussage richtete sich direkt an anwesende Regulierer. Dimon prognostizierte eine Marktverwerfung, die früher oder später eintreten werde und dann möglicherweise unvorbereitet trifft.

Bereits der Ausverkauf am Anleihemarkt im April hatte Investoren und Behörden alarmiert. Steigende Renditen, schwache Auktionsergebnisse und das Risiko eines wachsenden Haushaltsdefizits sorgen seither für Unruhe. Zwar halfen im Mai einige solide Treasury-Auktionen, die Lage zu beruhigen, doch die strukturellen Schwächen bleiben bestehen.

Wachsamkeit statt Alarmismus

Jamie Dimons Analyse ist keine Panikmache, aber ein Weckruf. Der Vorstand eines der mächtigsten Finanzinstitute der Welt hat Zugang zu Echtzeitdaten, wie sie kaum ein anderer besitzt. Wenn einer der klügsten Köpfe der Branche so konsequent zur Vorsicht mahnt, sei es mit Blick auf die Konjunktur oder den Anleihemarkt, dann sollte man aufhorchen. Die makroökonomischen Rahmenbedingungen bleiben komplex und die Risiken nehmen zu. Kreditmärkte zeigen erste Schwächen, Verbraucherhaushalte verlieren an Puffer und politische Eingriffe erzeugen zusätzliche Unsicherheit. Wer auf Stabilität setzt, sollte diese Entwicklung nicht unterschätzen. Dimons Appell: Vorbereitung, nicht Vorhersage, ist der beste Schutz gegen kommende Verwerfungen.

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