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Märkte > Ausblick von US-Bank

„Diese Titel gehören bei Marktrücksetzern auf die Einkaufsliste“

(Foto: Chansak Joe / Shutterstock)

Wells Fargo-Strategiechefin Tracie McMillion sieht Einstiegschancen bei Tech-Werten. Insgesamt hat die US-Bank vier Sektoren identifiziert, die im zweiten Halbjahr den Markt outperformen könnten.

Während der Dax nach dem von Donald Trump verursachten Zoll-Crash ein schnelles Comeback hinlegte und binnen kürzester Zeit sogar einige neue Rekordhochs aufstellte, hat der S&P 500 sein All-Time-High von vor dem Crash noch nicht wieder erreicht. Zwar stieg auch der marktbreite US-Index zuletzt kontinuierlich, jedoch eher behäbig und ohne einen befreienden Kurssprung. Das liegt nicht zuletzt an den Index-Schwergewichten aus der Tech-Branche, die ihre Zugkraft verloren haben. 

Die Aktien von Apple, Amazon, Alphabet und Meta notieren teils deutlich unter ihren Höchstständen zu Jahresbeginn. Allein Microsoft-Titel stehen höher als noch im Januar und Februar. Die Unsicherheit mit Blick auf die Zollpolitik des Präsidenten, die dadurch erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA bei gleichzeitig hoher Inflation und hohem Leitzins, sowie einmal mehr im Raum stehende Zerschlagungsoptionen marktmächtiger Tech-Multis, setzen den Aktienkursen zu.

Für Wells Fargo-Strategin Tracie McMillion haben sich dadurch Einstiegschancen ergeben. „Diese Titel gehören bei Marktrücksetzern auf die Einkaufsliste“, wird die Bankerin im Ausblick der US-Bank für das zweite Börsenhalbjahr zitiert. In dem Bericht will Wells Fargo insgesamt vier Sektoren identifiziert haben, die in den kommenden sechs Monaten den breiten Markt outperformen könnten, darunter die Technologiebranche. Mit Blick auf die großen und mittelgroßen Konzerne in diesem Bereich schrieb CIO Darell Cronk: „Sie verfügen über genügend Skaleneffekte, um Zölle weiterzugeben und über solidere Bilanzen.“ In unruhigen Zeiten könnten die führenden Tech-Konzerne mit ihrer Größe, Qualität und Preissetzungsmacht punkten, heißt es in dem Outlook-Papier der Bank weiter. Aktien, wie die von Alphabet sind derzeit vergleichsweise günstig zu haben. Das KGV der Google-Mutter liegt bei 18. Bei Microsoft, Amazon und Apple liegen die KGVs bei um die 30. Auch das ist für die nach wie vor wachstumsstarken Technologiewerte langfristig betrachtet eine moderate Bewertung.

Für den Gesamtmarkt ist Wells Fargo in den USA wenig optimistisch. Den S&P 500 sehen die Banker Ende des Jahres bei 6.100 Punkten. Damit hätte der Index, dessen Entwicklung als Indikator für den Zustand der US-Wirtschaft gilt, quasi kein Aufwärtspotenzial mehr. Auch für Ende 2026 rechnet Wells Fargo nur mit 6.400 bis 6.600 Punkten. Aktuell steht der S&P 500 bei 6.038 Punkten. Wells Fargo rechnet nicht mit einer Rezession in den USA, jedoch mit einem Wirtschaftswachstum unter einem Prozent für das laufende Jahr und einer Inflationsrate von 3,5 Prozent zum Jahresende.

Neben dem Technologiesektor glaubt Wells Fargo jedoch noch an drei weitere Sektoren, die das Potenzial haben könnten, einen sich insgesamt eher schwach entwickelnden Markt zu schlagen.

Einmal der Finanzsektor, der von einer unternehmensfreundlicheren Steuerpolitik, wie sie Donald Trump für die USA anstrebt, profitieren würde. „Starkes Kreditwachstum und deregulierender Rückenwind stützen die Branche“, meint Sameer Samana, Senior Global Market Strategist bei Wells Fargo. Preissetzungsmacht und viele verschiedene Einnahmequellen sorgten zudem für Resilienz hinsichtlich möglicher negativer Auswirkungen durch Trumps Einführzölle. Insbesondere Zahlungsabwickler stehen bei dem kalifornischen Geldhaus aufgrund „hoher Margen und starker Cashflows“ hoch im Kurs.

Neben dem Finanzsektor setzt Wells Fargo auch auf die Luft- und Raumfahrt, sowie die Verteidigungsindustrie. Viele Unternehmen sind beiden Branchen zugehörig. Beides seien Bereiche, in denen geopolitische Unsicherheiten vorteilhaft sein könnten, urteilt Investment-Strategin McMillion. Ob nun Zölle oder schwaches Wirtschaftswachstum, beides treffe die Konzerne in den genannten Sektoren kaum, weshalb diese auch als sicherer Hafen taugten, im Umfeld von Krieg und Krisen. Einige Unternehmen der Branche verfügten über schwer zu imitierende Vermögenswerte.

Als vierten Sektor, der den S&P 500 outperformen könnte, nennt Wells Fargo die Energie- und Versorgerbranche. Diese dürfte unter anderem von einer steigenden Energienachfrage durch den Aufbau neuer KI-Rechenzentren profitieren. Versorger garantierten darüber hinaus stabile Cashflows, erklärt McMillion. Die Aktie des größten privaten US-Stromerzeugers, Vistra, konnte sich in den vergangen drei Jahren verdreifachen und gehörte jüngst zu den beliebtesten Aktien in den Depots der Hedgefonds. Für 2025 hat das Unternehmen bereits 100 Prozent seiner erwarteten Energieerzeugung abgesichert, für 2026 sind es 90 Prozent.

Grundsätzlich empfiehlt die Expertin von zyklischen Konsumwerten in defensive Sektoren mit Fokus und Stärke auf dem Binnenmarkt umzuschichten. Dies allerdings nur in sogenannten „Risk-On-Phasen“, während in „Risk-Off-Phasen“ dann wieder zyklische Sektoren übergewichtet werden könnten mit Fokus auf Energie, Technologie und Finanzwerte sowie Aktien, deren Kurse deutlich zurückgekommen sind.

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