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Versicherer: Aktien der Stunde?

Krieg, Inflation, steigende Zinsen: Den Märkten geht es gerade an den Kragen. Die Angst vor einer Rezession nimmt zu. Die Aktien vieler Assekuranzen aber zeigen sich erstaunlich robust und könnten zur Anlaufstelle für verunsicherte Anleger werden. Das hat auch Warren Buffett erkannt.

(Foto: sylv1rob1 / Shutterstock)

Krieg, Inflation, steigende Zinsen: Den Märkten geht es gerade an den Kragen. Die Angst vor einer Rezession nimmt zu. Die Aktien vieler Assekuranzen aber zeigen sich erstaunlich robust und könnten zur Anlaufstelle für verunsicherte Anleger werden. Das hat auch Warren Buffett erkannt.

Eine Versicherung gegen den Abschwung. Das wäre schön. Gibt es aber leider nicht. Es sei denn, man baut sie sich selbst auf. Und da könnten in der aktuellen Gemengelage ausgerechnet die Aktien von Versicherern zum wichtigen Baustein werden. Vieles spricht gerade für ein Investment in den Sektor. Daran glaubt wohl auch Investorenlegende Warren Buffett, der über seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway erst vor kurzem für rund 11,6 Milliarden US-Dollar den Erst- und Rückversicherer Alleghany kaufte.

Die Branche hat eine ziemliche Durststrecke hinter sich. Die Niedrigzinsphase und vor zwei Jahren der Coronaausbruch haben viele Titel aus dem Sektor an der Börse stark unter Druck gesetzt. Sowohl die Allianz- wie auch die Münchner Rück-Aktie, also die Papiere der beiden deutschen Größen am Markt, haben es bislang nicht geschafft, ihr Vor-Corona-Hoch zurückzuerobern. Im Vergleich eine miese Performance. Selbst nach den jüngsten Rücksetzern im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine steht der Dax noch immer darüber. Davor waren es zwischenzeitlich knapp 2.500 Punkte Abstand. Eine klare Underperformance der Versicherungsbranche also – und das nicht nur in Deutschland. Auch der Eurostoxx Insurance hat sein Vor-Corona-Hoch bislang noch nicht wieder erreicht, es aber immerhin Anfang des Jahres einmal kurz übersprungen.

Niedrige KGVs und hohe Dividendenrenditen zeichnen den Sektor aus

Das hat viele Aktien aus dem Sektor günstig werden lassen, was schon per se ein Grund ist, sich die Branche als Anleger genauer anzusehen. Das erwartete KGV der Allianz-Aktie für 2022 liegt wie das der Münchner Rück bei zehn. Der Abstand zum Hoch vor Corona beträgt bei der Allianz sieben Prozent, bei der Münchner Rück sind es sogar fast 20 Prozent. Die Dividende haben beide Konzerne kräftig erhöht. Bei der Allianz steigt sie für das Jahr 2021 auf 10,80 Euro, bei der Münchner Rück auf elf Euro. Beide übertreffen damit die ursprünglichen Schätzungen von Analysten. Gemeinsam mit den niedrigen Kursen führt das zu respektablen Dividendenrenditen. Die der Allianz beträgt aktuell 5,5 Prozent, die der Münchner Rück liegt bei 4,7 Prozent. Bei den aktuellen Inflationsraten nimmt man so etwas gerne mit. Die französische AXA bietet sogar fast sechs Prozent.

Vor allem aber laufen die Geschäfte in der Branche rund. Trotz Corona, trotz hoher Schäden durch Naturkatastrophen, machen die Konzerne stattliche Gewinne. Und können nun sogar höhere Prämien durchsetzen. Dabei hilft auch die Inflation. Der Vorteil den die Versicherer haben: Sie profitieren gleichzeitig vom Zinsanstieg, den die Notenbanken nun aufgrund der hohen Inflationsraten durchsetzen. Und: Von Rohstoffen, wie insbesondere Gas und Öl, deren Preisanstieg aktuell Haupttreiber der Inflation ist, sind Versicherer nicht direkt abhängig. Die Inflation könnten den Konzernen also zunächst in die Karten spielen. Ebenso wie die Suche von Anlegern nach sicheren Häfen. Defensive Value-Qualität schlägt schon seit geraumer Zeit offensive Growth-Wetten. Angesichts der wirtschaftlichen und geopolitischen Umstände dürfte das wohl auch erst einmal so bleiben.

Versicherungen braucht der Mensch - immer

Eine Herausforderung bleibt der unruhig gewordene Finanzmarkt, von dessen Stabilität Versicherer, ähnlich wie Banken abhängig sind. Eine Finanzkrise würde die Branche mit als erstes treffen. Für den Moment sieht es aber mehr nach Wirtschafts- als nach Finanzkrise aus. Auch eine solche trifft Versicherer, weil die Nachfrage nach ihren Dienstleistungen zurückgeht. Alles in allem aber weit weniger stark, als beispielsweise die Industrie und das produzierende Gewerbe. Selbst wenn das Neugeschäft ausgebremst werden sollte, die Nachfrage nach Versicherungen ist fast so beständig wie die nach Medikamenten. Zunächst verzichtet wohl ein jeder erstmal auf das neue Auto oder den teuren Urlaub, bevor er seine Feuerversicherung aufkündigt. Und auch Unternehmen brauchen den Versicherungsschutz. Versicherungen sind so etwas wie Infrastruktur. Ohne sie geht es nicht. Eine Versicherung gegen den Abschwung – geht also vielleicht doch.

OG

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