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Unternehmen > Sanierungsplan zu optimistisch

Varta-Aktie: Sturz ins Bodenlose

(Foto: MDart10 / Shutterstock)

Die eingeleitete Sanierung des schwäbischen Batterieherstellers zielt zu kurz, die Geschäfte laufen noch schlechter als gedacht. Anleger ziehen endgültig die Reißleine.

Varta-Aktien verloren am Freitag in der Spitze mehr als 30 Prozent und markierten ein neues Rekordtief bei 9,40 Euro. Damit setzt der schwäbische Mittelständler seinen dramatischen Kursverfall an der Börse fort. Ausgehend von dem im Januar 2021 aufgestellten Rekordhoch bei 181,30 Euro haben Varta-Papiere inzwischen rund 95 Prozent an Wert verloren. Auch wer direkt zum Börsengang noch vergleichsweise günstig Varta-Aktien kaufte, hat sein eingesetztes Kapital inzwischen fast halbiert. Im Mai droht der Ausschluss aus dem SDax.

Varta-Aktie

Zwischen 2018 und 2021 war die Varta-Aktie eine der beliebtesten Aktien bei Privatanlegern, angesteckt von der Euphorie um Mikrobatterien, die die Schwaben unter anderem für die Bluetooth-Kopfhörer von Apple produzierten. Trends, wie die Energiewende und die E-Mobilität sorgten zusätzlich für Wachstumsfantasie im Markt für Batterien. Varta steckte viel Geld in die Entwicklung einer eigenen Auto-Batterie, und war bereits im Geschäft mit Energiespeichern für Photovoltaikanlagen aktiv. So entstand reichlich Kursfantasie.

Schon damals allerdings hatten viele Experten vor der starken Konkurrenz aus Asien gewarnt. Beliebt wurde die Aktie sodann auch bei einigen Shortsellern, die an der Börse auf fallende Kurse wetten.

Letztere dürften prächtige Geschäfte gemacht haben, denn auf den Hype folgte der von vielen Anlageprofis prognostizierte Nachfrageeinbruch, weil Billigangebote der Konkurrenz den Markt zu überschwemmen begannen. Es folgten mehrere deutliche Kurseinbrüche, die Varta-Blase platzte auf mehreren Etappen. Der erneute Kurssturz in dieser Woche rührt derweil nicht mehr aus einem „Luft ablassen“, sondern vielmehr daher, dass selbst der deutlich gesunkene Kurs noch zu hoch ist für das, was Varta seinen Aktionären aktuell anbietet.

Wie Varta selbst in einer Mitteilung am Donnerstagabend bekannt gab, ist das Ziel bis Ende 2026 auf einen „profitablen Wachstumskurs zurückzukehren“ nicht mehr erreichbar. Dieses war im Zuge eines erst vor zirka einem Jahr ausgehandelten Sanierungsplans ausgegeben worden. Nun aber laufen die Geschäfte noch schlechter als befürchtet. Die Nachfrage im Bereich der kleinformatigen Lithium-Ionen-Zellen erweise sich als volatil, die Nachfrage nach Energiespeicherlösungen gehe bei den Endverbrauchern zurück und im Handel hätten sich hohe Lagerbestände aufgetan. Hinzu kämen anhaltende Lieferkettenprobleme, sowie die Auswirkungen des Cyberangriffs, der Varta im Februar ereilte und die Produktion mehrere Wochen lahmlegte.  

Varta droht nun akut die finanzielle Schieflage. Die Banken hatten ihre Kredite bis Ende 2026 auf Basis der vorgelegten Sanierungspläne, die nun offenbar nicht einzuhalten sind, verlängert. Varta schrieb in der Mitteilung von Donnerstag: „Es hat sich gezeigt, dass die im bestehenden IDW-S6-Gutachten getroffenen Annahmen sowie die auf Basis dieser Annahmen vereinbarten Restrukturierungsmaßnahmen und die empfohlene Unternehmensstrategie der aktuellen wirtschaftlichen Situation der VARTA-Gruppe nicht mehr angemessen sind.“

Bis Mitte des Jahres soll AuxilPartner nun einen neuen Sanierungsplan erarbeiten. Zudem arbeitet Varta mit der Investmentbank Rothschild zusammen. Gemeinsam sollen „strategische Optionen in Bezug auf potenzielle Rekapitalisierungs- und Finanzierungsmaßnahmen“ ausgearbeitet werden.  

Fazit

Statt Wachstumsfantasie liefert Varta Anlegern aktuell eine ordentliche Portion Unsicherheit. Für 2023 fehlt aufgrund des Cyberangriffs noch der Jahresabschluss, die Schulden belaufen sich auf insgesamt 485 Millionen Euro. Die Nachfrage nach den einstigen Hoffnungsträgern geht immer weiter zurück. Varta droht der Saft auszugehen.

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