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Aktien > Aktie am explodieren

Rheinmetall-Euphorie: Einsteigen oder aussteigen?

(Foto: Karolis Kavolelis / Shutterstock)

Der deutsche Rüstungskonzern könnte unter Umständen selbst ambitionierteste Erwartungen noch übertreffen, heißt es in einer JPMorgan-Analyse. Sollten Anleger jetzt noch zugreifen?

Die Rheinmetall-Aktie hat unter der Woche erneut ein Rekordhoch erreicht. Der Kurs des deutschen Rüstungskrösus stieg am Mittwoch zwischenzeitlich um fast elf Prozent auf 1279,50 Euro. Die nächste von inzwischen unzähligen solcher Kursexplosionen, die der Aktie seit Beginn des Ukraine-Kriegs widerfahren sind. Verzwölffacht hat sich deren Wert in diesem Zeitraum, allein in den ersten zweieinhalb Monaten 2025 hat er sich verdoppelt. Europas Aufrüstungspläne, insbesondere seit kurzem die deutschen, lassen Anleger wie verrückt zugreifen. Rheinmetall bringt das „für die kommenden Jahre Wachstumsperspektiven, wie wir sie noch nie erlebt haben“, erklärte Vorstandschef Armin Papperger am Rande der Zahlenvorlage für 2024.

Ein Geheimnis ist das am Markt längst nicht mehr, weshalb die Frage naheliegt: müssten die kühnsten Erwartungen an den Düsseldorfer Konzern nicht langsam im Kurs der Aktie eingepreist sein? Wie aus der Zahlenvorlage hervorgeht, steigerte Rheinmetall im vergangenen Jahr den Umsatz zwar um 36 Prozent auf 9,75 Milliarden Euro, unterschritt damit aber die selbst prognostizierte Marke von zehn Milliarden Euro. Auch Analysten hatten im Vorfeld mit leicht höheren Einnahmen gerechnet. Das operative Ergebnis stieg um 61 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro, auch das lag leicht unter den Erwartungen. Unter dem Strich blieben nach 535 Millionen Euro im Vorjahr 717 Millionen Euro übrig. Für das laufende Jahr kündigte CEO Papperger ein langsameres Wachstum an als 2024. Wie lässt sich vor diesem Hintergrund ein zweistelliger Kursanstieg rechtfertigen? UBS-Analyst Sven Weier wies sogar noch daraufhin, dass „nach der Kursrally wohl kein Ergebnis gut genug gewesen“ wäre.

Rheinmetall-Aktie

Doch Fehlanzeige. Anleger greifen weiter bei Rheinmetall zu. Ein Fehler? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Rheinmetall kündigte nämlich auch an, dass „im weiteren Jahresverlauf gegebenenfalls Prognoseanpassungen“ möglich sind. Die Milliarden, die Union und SPD durch ihr anvisiertes Schuldenpaket frei machen wollen, sind im Ausblick des Konzerns noch nicht enthalten. Positive Überraschungen im Jahresverlauf gelten als so gut wie sicher. Zudem steht der sogenannte Backlog, der Auftragsbestand und erwartbare Abrufe aus bereits bestehenden Rahmenverträgen addiert, mit 55 Milliarden Euro auf einem Rekordhoch. Am spannendsten aber dürfte laut JPMorgan-Experte David Perry ein Hinweis aus der Telefonkonferenz mit Analysten sein. Bis 2030, schätzt Rheinmetall, könnten Europas Nato-Staaten eine Billion Euro in ihre Verteidigungsfähigkeit investieren. 20 bis 25 Prozent davon könnten den eigenen Angaben nach bei Rheinmetall landen. Sollte dies so kommen, meint Analyst Perry, würde Rheinmetall selbst die höchsten Erwartungen noch deutlich übertreffen. Auch UBS-Experte Weier glaubt noch an ein deutliches Aufwärtspotenzial bei den Umsatzschätzungen des Konzerns bis 2030.

Allerdings ist die Aktie mit dem jüngsten Anstieg nun auch schon über die optimistischen Prognosen von UBS (1.208 Euro) und JP Morgan (1.200 Euro) geklettert. Die Bewertung zu rechtfertigen, wird für Rheinmetall so nicht einfacher. Überdies kommt hinzu: Die Aussicht auf eine explodierende Nachfrage ist das eine, die Produktionskapazitäten dafür bereitzustellen das andere. Insbesondere, da es schnell gehen muss. Neue Mitarbeiter und neue Standorte müssen im Eiltempo eingestellt und gefunden werden. Das könnte auch zulasten der Marge gehen. Ebenso besteht das Risiko, dass Aufträge an andere Rüstungskonzerne gehen, die kürzere Lieferzeiten anbieten können.

Rheinmetall steht zweifellos ein goldenes Jahrzehnt ins Haus, aber inwieweit Anleger jetzt noch davon profitieren können, bleibt offen. Wer investiert ist, kann einen Teil seiner Gewinne realisieren und mit dem Rest auf die Fortsetzung der Rally spekulieren. Wer neu einsteigen will, sollte dies vielleicht scheibchenweise tun.

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