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Samruk-Kazyna – Kasachstans strategischer Wachstumsmotor

Nurlan Zhakupov, CEO von Kasachstans Staatsfonds.

Nurlan Zhakupov leitet den 82 Milliarden US-Dollar schweren kasachischen Staatsfonds Samruk-Kazyna und treibt damit maßgeblich die wirtschaftliche Entwicklung des Landes voran. Ein Gespräch.

Samruk-Kazyna ist Kasachstans Staatsfonds und ein zentrales Instrument der wirtschaftlichen Transformation des Landes. Mit einem verwalteten Vermögen von über 82 Milliarden US-Dollar steuert der Fonds Schlüsselbereiche wie Energie, Logistik, Digitalisierung und erneuerbare Energien. Unter der Führung von CEO Nurlan Zhakupov treibt Samruk-Kazyna Diversifizierung, internationale Partnerschaften und grüne Innovationen voran. Zhakupov, ein erfahrener Finanzstratege , setzt gezielt auf internationale Co-Investitionen, regionale Integration und den Aufbau von Industrien mit hoher Wertschöpfung – und macht den Fonds damit zu einer tragenden Säule von Kasachstans Aufstieg zur globalen Mittelmacht. Die BÖRSEamSonntag hat mit Nurlan Zhakupov am Rande des diesjährigen Astana International Forums (AIF) in Kasachstans Hauptstadt, gesprochen. 

BÖRSE am Sonntag: Herr Zhakupov, was sind derzeit die strategischen Schwerpunkte von Samruk-Kazyna?

Nurlan Zhakupov: Wir bündeln und optimieren die Schlüsselinfrastrukturen Kasachstans – etwa durch unsere Bahnkooperation mit Aserbaidschan zur Stärkung des Mittleren Korridors. Gleichzeitig digitalisieren wir unsere Logistiksysteme und arbeiten mit internationalen Partnern wie Alstom, TotalEnergies, EDF und Air Liquide zusammen. Alstom produziert zum Beispiel elektrische Lokomotiven in Astana mit einem lokalen Wertschöpfungsanteil von 40 Prozent – ein gelungenes Beispiel für Technologietransfer, Arbeitsplatzschaffung und wirtschaftlichen Mehrwert.

Ist erneuerbare Energie ein vorrangiges Thema?

Unbedingt. Gemeinsam mit der französischen TotalEnergies etwa bauen wir ein Windkraftwerk mit einer Leistung von einem Gigawatt. Darüber hinaus kooperieren wir mit EDF und Air Liquide bei Wasserstoff und der Uranversorgung. Grüne Energie steht im Zentrum unserer Strategie, um die Klimaneutralitätsziele Kasachstans zu erreichen.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern?

Wir pflegen enge politische und wirtschaftliche Beziehungen zur Türkei, wo türkische Investoren im Gesundheitswesen und in der Produktion in Kasachstan aktiv sind. Mit Aserbaidschan haben wir zudem einen Co-Investmentfonds in Höhe von 300 Millionen US-Dollar gegründet und sondieren ähnliche Partnerschaften mit Fonds aus dem Nahen Osten, etwa dem saudischen PIF.

Wie wirken sich geopolitische Spannungen und Sanktionen gegen Russland auf Samruk-Kazyna aus?

Wir teilen eine lange Grenze mit Russland und unterhalten strategische Beziehungen, insbesondere im Energie- und Logistikbereich. Gleichzeitig halten wir uns strikt an alle internationalen Sanktionen – im Sinne guter und verantwortlicher Unternehmensführung. Trotz der Herausforderungen führen wir produktive Dialoge mit russischen wie westlichen Partnern und wahren dabei einen pragmatischen Kurs im Einklang mit geltendem Recht.

Samruk-Kazyna wird oft mit Fonds wie dem norwegischen oder dem aus Abu Dhabi verglichen. Folgen Sie einem ähnlichen Modell?

Unser Ansatz ist anders. Während etwa Norwegen oder Temasek rund 70 Prozent ihrer Anlagen im Ausland halten, sind es bei uns lediglich vier Prozent. Unsere Struktur ist hybrid – mit starkem Fokus auf die nationale Entwicklung. Dennoch wollen wir unsere internationale Präsenz ausbauen: durch Co-Investitionen und Diversifizierung streben wir ein Portfolio von über 100 Milliarden US-Dollar an.

Welche internationalen Beteiligungen haben Sie?

Wir besitzen Häfen in China und Aserbaidschan und bauen Trockenhäfen (Güterverkehrszentren, Anm. d. Red.) in Ungarn, Belarus und Russland. Zudem prüfen wir Engagements in Abu Dhabi und Karachi. Logistik ist unser nächstes großes Thema. Das Transitvolumen durch Kasachstan soll von aktuell 27,5 Millionen Tonnen auf 55 Millionen Tonnen verdoppelt werden.

Vor dem Hintergrund zunehmender Störungen in globalen Lieferketten: Welche strategische Rolle kann Kasachstan als logistisches Drehkreuz zwischen Ost und West spielen?

Derzeit werden nur rund vier Prozent des Warenverkehrs zwischen China und Europa per Bahn transportiert – der Rest geht per Schiff, was im besten Fall 60 Tage dauert, im Fall von Unterbrechungen und Störungen bis zu 100 Tage. Der Bahntransport über Kasachstan dauert dagegen nur 14 bis 16 Tage, und 90 Prozent dieser Transporte führen durch unser Land. Um dieses Potenzial zu heben, investieren wir massiv in die Logistikinfrastruktur. Unsere Bahngesellschaft betreibt einen Hafen im chinesischen Lianyungang, wir errichten ein Trocken-Terminal in Budapest und entwickeln weitere in Belarus und Russland. Auch Karachi und Abu Dhabi sind im Fokus. Unser Ziel: eine Verdopplung des Transitvolumens innerhalb eines Jahres.

Gibt es weitere Investitionsschwerpunkte?

Ja, neben Logistik und Energie setzen wir auf Digitalisierung. Alle unsere Tochterunternehmen nutzen mittlerweile KI-basierte Systeme. Parallel bauen wir erneuerbare Energien massiv aus – mit sechs GW neuer Kapazitäten, darunter 4,6 GW Windkraft und 1,4 GW Solarenergie. Auch die Petrochemie wird erweitert: Ein Polyethylenwerk im Wert von sechs Milliarden US-Dollar ist in Planung.

In Deutschland liegt der Staatsanteil an der Wirtschaft bei rund 50 Prozent, Kasachstan möchte ihn bis Ende des Jahres auf 14 Prozent senken. Wie sehen Sie den deutschen Weg?

Es steht mir nicht zu, Ratschläge zu erteilen – wir respektieren die demokratischen Entscheidungen des deutschen Volkes voll und ganz. Ich hatte jedoch 2023 die Gelegenheit, mit dem damaligen Wirtschaftsminister Robert Habeck während des Besuchs von Bundespräsident Steinmeier in Kasachstan zu sprechen. Er sagte mir, er bewundere Kasachstans Entscheidung, einen Staatsfonds zu gründen – ein Vorhaben, das er selbst in Deutschland seit zehn Jahren verfolgt, aber bislang an den politischen Realitäten, zuletzt der Ampel-Koalition, gescheitert sei. In diesem Sinne ist Demokratie die schwierigste, aber letztlich einzig akzeptable Regierungsform Innerhalb dieses Rahmens haben wir die Privatisierung und wirtschaftliche Öffnung entscheidend vorangetrieben.

Wie erfolgreich ist dieser Prozess bislang?

Wir haben große Fortschritte gemacht. 2014 hatte Samruk-Kazyna noch 593 Beteiligungsunternehmen – heute sind es 328. Der Privatisierungsprozess läuft weiter. Präsident Kassym-Schomart Tokajew hat ein rechtliches Rahmenwerk zur wirtschaftlichen Liberalisierung unterzeichnet, und wir haben eine Liste von Unternehmen definiert, die für eine Privatisierung vorgesehen sind – zur Stärkung von Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz. Das ist auch ein Signal an ausländische Investoren: Kasachstan steht für internationales Engagement offen. Jeder Gast ist bei uns willkommen.

Ist China für Sie eher strategische Chance oder potenzielles Risiko?

Ganz klar: eine Chance. China ist ein wirtschaftliches Schwergewicht, unsere Beziehungen haben mittlerweile strategisches Niveau erreicht. Wir kooperieren in den Bereichen Öl, Gas, Uran, Logistik und erneuerbare Energien. China investiert stark in Kasachstans industrielle und energetische Infrastruktur – von Polyethylen bis Windkraftanlagen.

Und wenn Sie persönlich in einen Bereich investieren müssten?

Kasachstan – ganz klar. Ob Energie, Logistik oder Tourismus: Dieses Land bietet enormes Potenzial. Ich glaube an unsere Zukunft.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Zhakupov.

Die Fragen stellte Oliver Rolofs

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