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Märkte > Konjunkturprognose

Goldman Sachs etwas weniger pessimistisch: US-Rezessionsrisiko von 35 auf 30 % gesenkt

(Foto: shutterstock)

Die Wirtschaftsexperten von Goldman Sachs reduzieren ihre Rezessionsprognose aufgrund geringerer Inflationseffekte durch die US-Zölle und verbesserter Wachstumsaussichten.

Die Analysten von Goldman Sachs haben ihre Einschätzung zum Rezessionsrisiko in den USA überarbeitet: Die Wahrscheinlichkeit einer wirtschaftlichen Abschwächung binnen zwölf Monaten liegt laut aktueller Analyse nun bei 30 Prozent – fünf Prozentpunkte weniger als zuvor. Der Hauptgrund: Die befürchteten inflatorischen Effekte neuer US-Zölle scheinen geringer auszufallen als zunächst erwartet.

Zölle wirken schwächer als gedacht

Jan Hatzius, Chefökonom bei Goldman Sachs, nennt drei zentrale Faktoren für die mildere Einschätzung: Erstens zeigen die aktuellen Inflationsdaten nur geringe Auswirkungen der Zölle auf die Verbraucherpreise. Zweitens bleibt der Druck auf die Realeinkommen überschaubar. Drittens sorgt das Abklingen der Mietinflation für zusätzlichen disinflationären Spielraum.

„Wir haben unsere Prognose für die PCE-Kerninflation gesenkt – von 3,6 auf 3,4 Prozent im Jahresvergleich“, so Hatzius. Auch die finanziellen Rahmenbedingungen hätten sich nach der Zolleinführung weitgehend normalisiert. Zudem sorge die Aussicht auf eine Deeskalation in der Handelspolitik für geringere Unsicherheit.

Wachstumsausblick und Arbeitsmarkt leicht verbessert

Die Prognose für das US-Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2025 wurde von 1,0 auf 1,25 Prozent angehoben. Der Grund: Die Spitzenbelastung durch die Zölle dürfte laut Goldman Sachs etwa 0,25 Prozentpunkte geringer ausfallen als befürchtet. Zudem erwarten die Analysten eine etwas niedrigere Arbeitslosenquote – maximal 4,4 Prozent statt 4,5 Prozent.

Leitzins: Keine Änderung trotz positiver Signale

Trotz der optimistischeren Aussichten bleibt die Zinspolitikprognose unverändert. Goldman Sachs rechnet weiter mit dem ersten Zinsschritt der Federal Reserve im Dezember, gefolgt von zwei weiteren im Jahr 2026 auf dann 3,5 bis 3,75 Prozent (aktuell: 4,25 bis 4,50 Prozent). 

„Eine frühere Zinssenkung bleibt möglich, falls die Inflation stärker nachlässt oder das Wachstum überraschend einbricht“, erklärt Hatzius. Allerdings dürfte der Offenmarktausschuss der Fed kurzfristige Zolleffekte zunächst abwarten.

Die Märkte preisen unterdessen bereits eine erste Zinssenkung im September ein und damit früher als von Goldman Sachs prognostiziert.

US-Schuldenlast wächst – jeder Basispunkt zählt

Die gesenkte Rezessionswahrscheinlichkeit durch Goldman Sachs mag kurzfristig beruhigen – doch im Hintergrund lauert eine ganz andere Gefahr: die Schuldenlawine der Vereinigten Staaten.

Bis Ende 2025 müssen 9,2 Billionen US-Dollar an Altschulden refinanziert werden, zusätzlich zu rund 1,9 Billionen Dollar Neuverschuldung. Das ergibt über 10 Billionen US-Dollar, die unter möglichst niedrigen Zinskonditionen neu aufgenommen werden müssen.

Doch genau hier liegt der finanzpolitische Sprengstoff: Viele der auslaufenden Anleihen wurden zu deutlich niedrigeren Zinsen platziert – heute drohen massiv höhere Finanzierungskosten. Mit jedem einzelnen Basispunkt mehr bei der Rendite steigen die Zinslasten dramatisch und belasten die Haushaltsbilanz auf Jahre hinaus.

Eine politisch motivierte Rezession, etwa um Druck auf die Notenbank für Zinssenkungen zu erzeugen, ist daher nicht ausgeschlossen. Die USA stehen fiskalisch mit dem Rücken zur Wand und jeder Anstieg der Zinsen zündet eine weitere Lunte im explosiven Schuldengebäude.

Bereits im Mai hatte die Ratingagentur Moody’s reagiert – und den USA wegen der explodierenden Schuldenlast und steigender Zinskosten das begehrte Top-Rating entzogen.

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