14 Millionen US-Dollar pro Stunde

Das Wachstum lahmt, die Insolvenzen steigen, die Rezession droht. Deutschlands Wirtschaft kommt nicht auf die Beine. Hohe Energiepreise, Fachkräftemangel, schwächelnder Konsum und ein Nachfragerückgang aus China setzen den hiesigen Standort unter Druck. Ein Ende der Durststrecke scheint vorerst nicht in Sicht.

Während dementsprechend vielerorts die Stimmung eher eine missmutige ist, ficht Deutschlands Superreiche die stotternde Konjunktur nicht an. Ganz im Gegenteil. Im vergangenen Jahr sind Deutsche, deren Finanzvermögen bei über 100 Millionen US-Dollar liegt, nicht nur noch reicher, sondern auch mehr geworden. 3.300 Superreiche gab es 2023 laut BCG Global Wealth Report in der Bundesrepublik. 300 mehr als im Jahr zuvor. Im weltweiten Vergleich bedeutet das Rang drei, hinter den USA (26.000) und China (8.300).  Fast ein Viertel des gesamten Finanzvermögens der Deutschen entfällt auf diese 3.300 „Ultra High Net Worth Individuals“. Nirgendwo auf der Welt stieg das Finanzvermögen der Superreichen 2023 so stark an, wie in Deutschland, im Schnitt um mehr als zehn Prozent.

Gleichzeitig gehören rund 66,5 Millionen Deutschen, die weniger als 250.000 US-Dollar besitzen, gerade einmal 42 Prozent des gesamten Finanzvermögens. In den kommenden Jahren dürften die Unterschiede noch größer werden. In fünf Jahren, schätzen die BCG-Studienautoren, dürften rund 26 Prozent des Finanzvermögens in Deutschland den wenigen Superreichen gehören.

Weltweit gab es im vergangenen Jahr 73.000 Superreiche mit einem kumulierten Finanzvermögen von insgesamt 38 Billionen US-Dollar. Die fünf Superreichsten unter den Superreichen haben ihr Vermögen dazu laut einer Studie der internationalen Entwicklungsorganisation Oxfam seit 2020 von 405 auf 869 Milliarden Dollar sogar mehr als verdoppelt. Im Schnitt erzielten die fünf Männer damit einen Gewinn von 14 Millionen Dollar – pro Stunde.

Dass die vermögendsten Menschen der Welt solche Zuwächse erreichen, lag zuletzt vor allem an den hausierenden Finanzmärkten. „Sehr wohlhabende Anleger haben einen höheren Anteil ihres Vermögens am Kapitalmarkt und in renditestarken Anlageklassen wie Private Equity investiert“, erklärt Akin Soysal, BCG-Partner in Zürich. „Weniger Vermögende setzen traditionell auf risikoärmere Anlageklassen wie Bankguthaben, Bargeld oder Versicherungen – zulasten der Rendite.“ Fakt ist aber natürlich auch: wer mehr Geld zu Verfügung hat, tut sich leichter damit, höhere Risiken bei der Geldanlage einzugehen. Verluste wiegen weit weniger schwer. Nicht umsonst heißt es gern: die erste Million ist die schwierigste. Es sei denn natürlich, man erbt sie.

Aber was sind schon Millionen. Bei den reichsten Menschen der Welt geht es, stand Juli 2024, längst um hunderte Milliarden.

 

Die zehn reichsten Menschen der Welt*

 

10. Warren Buffett (128,4 Mrd. US-Dollar)

Mit elf Jahren kaufte Warren Buffett seine ersten Aktien. Heute ist er 93 Jahre alt und leitet nach wie vor seine weltberühmte Investmentholding Berkshire Hathaway, deren Aktienportfolio allein 280 Milliarden US-Dollar schwer ist. Im Juni hat Buffett übrigens Aktien seines eigenen Konzerns im Wert von rund 5,3 Milliarden Dollar für wohltätige Zwecke gespendet.

 

9. Steve Ballmer (130,7 Mrd. US-Dollar)

Im Jahr 1980 war Steve Ballmer der 30. Mitarbeiter, den Microsoft einstellte. Im Jahr 2000 übernahm er den CEO-Posten und behielt ihn bis 2014. Der Aktienkurs allerdings machte in dieser Zeit keine großen Sprünge, dafür sorgte erst Ballmers Nachfolger Satya Nadella. Ballmer kanns egal sein, er hat seine Anteile an Microsoft schließlich gehalten.

 

8. Bill Gates (133,4 Mrd. US-Dollar)

1975 schmiss Bill Gates sein Studium in Harvard hin und gründete Microsoft. Der wagemutige Schritt hat sich ausgezahlt. 1995 wurde Gates zum reichsten Menschen der Welt. Inzwischen reicht es „nur“ noch für Rang acht. Nicht zuletzt, weil der 68-Jährige fleißig spendet. Insgesamt bislang fast 60 Milliarden US-Dollar an die von ihm selbst gegründete Gates Foundation.

 

7. Sergey Brin (143,9 Mrd. US-Dollar)

Sergey Brin gründete gemeinsam mit Larry Page Google. Beide sind auch heute noch im Vorstand von Alphabet, wie der Google-Konzern inzwischen heißt. Die Geschäfte führt seit 2019 CEO Sundar Pichai. Beide Gründer halten nach wie vor erhebliche Anteile und werden so mit steigendem Aktienkurs reicher und reicher.

 

6. Larry Page (150,3 Mrd. US-Dollar) 

Da verwundet es wenig, dass auf Platz sechs der vermögendsten Menschen der Welt direkt Larry Page folgt. Dessen Vermögen stieg ob des Kurssprungs der Alphabet-Aktie allein im Juni um 7,4 Milliarden Dollar. Das ist mal ein Monatsgehalt.

 

5. Larry Ellison (173 Mrd. US-Dollar)

Auch Larry Ellison ist reich geworden, indem er ein Technologieunternehmen gründete und es an die Börse brachte: Von der Gründung von Oracle 1977 bis 2014 war Ellison CEO, heute ist er Aufsichtsratsvorsitzender. Für Aufsehen sorgte der Milliardär 2012, als er die hawaiianische Insel Lanai für 300 Millionen Dollar kaufte.

 

4. Mark Zuckerberg (176,8 Mrd. US-Dollar)

Der Facebook-Gründer und nach wie vor Chef des inzwischen in Meta umbenannten Konzerns, zu dem auch Instagram und WhatsApp gehören, verpasst knapp den Sprung aufs Treppchen. Zuckerberg hält noch 13 Prozent der Anteile am Konzern, den er 2012 an die Börse brachte. 99 Prozent seiner Unternehmensanteile will Zuckerberg auf Dauer spenden.

 

3. Bernard Arnault (193,7 Mrd. US-Dollar)

Der erste Europäer im Ranking – und dann gleich Rang drei. Bernard Arnault hat den größten Luxusgüterkonzern der Welt geformt. Zu LVMH gehören heute rund 70 exklusive Marken, wie Dior, Tiffany oder Sephora. Mit 75 Jahren hat Arnault immer noch den CEO-Posten inne.

 

2. Jeff Bezos (210,2 Mrd. US-Dollar)

Bereits 1994 gründete Jeff Bezos Amazon, damals noch als Online-Buchversand. Über die Jahrzehnte wurde eines der größten Tech-Unternehmen der Welt daraus, das heute über den Online-Handel hinaus auch den Markt für Cloud-Infrastruktur mitdominiert. Bezos war von 2018 bis 2021 reichster Mensch der Welt. Nicht zuletzt eine teure Scheidung, durch die er vier Prozent an Amazon verlor, ließ ihn einen Rang abrutschen.

 

1. Elon Musk (221,4 Mrd. US-Dollar)

Der reichste Mensch der Welt bleibt Elon Musk. Die Explosion des Aktienkurses von Tesla in den Jahren 2020 und 2021 hat Musk bis ganz nach oben katapultiert. Bald schon könnte Musk noch einmal deutlich mehr Vermögen anhäufen. Das Raumfahrtunternehmen, das Musk in den frühen 2000ern gründete und in etwa die Hälfte der Anteile hält, plant wohl den Verkauf von Aktien. Selbst bei einem kleinen Paket, dürfte das Musk Milliarden bescheren. Die Bewertung von SpaceX wird auf 200 Milliarden Dollar geschätzt. Im ersten Halbjahr hat Musk allerdings auch vor allem aufgrund von Kursverlusten der Tesla-Aktie mit 30 Milliarden Dollar so viel Vermögen verloren, wie sonst kein Superreicher.

*(Quelle: Forbes)