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Märkte > EZB-Geldpolitik: Zinssenkungszyklus

EZB vor achter Zinssenkung: Einlagensatz könnte auf 1,5 % fallen

EZB-Präsidentin Christine Lagarde: Der EZB-Rat erwägt angesichts schwacher Konjunktur und nachlassender Inflation weitere Zinssenkungen. Analysten erwarten bis 2025 eine Reduzierung des Einlagensatzes auf 1,5 %. (Foto: shutterstock)

EZB-Rat erwägt weitere Zinssenkungen angesichts schwacher Konjunktur und gedämpfter Inflation. Analysten rechnen mit Senkung auf 1,5 % in 2025.

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor ihrer achten Zinssenkung in Folge. Nach sieben Senkungen seit Mitte 2024 liegt der Einlagensatz aktuell bei 2,25 %. Ökonomen erwarten für die Juni-Sitzung eine weitere Reduzierung um 25 Basispunkte auf 2,00 %.

Konjunkturschwäche und Inflationsdruck als Treiber

Die jüngsten Wirtschaftsdaten deuten auf eine anhaltende Konjunkturschwäche im Euroraum hin. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für 2025 von 1,0 % auf nur noch 0,8 % gesenkt. Parallel dazu schwächt sich der Inflationsdruck ab. Für April wird ein Rückgang der Inflationsrate auf 2,1 % erwartet.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde betont die Notwendigkeit einer datenabhängigen Geldpolitik angesichts der hohen Unsicherheit. Gleichzeitig signalisieren mehrere Ratsmitglieder Bereitschaft zu weiteren Zinssenkungen. Der französische Notenbankchef François Villeroy de Galhau sieht "noch immer Spielraum für schrittweise Zinssenkungen".

Analysten erwarten Senkung auf 1,5%

Ökonomen der Bank of America, Deutsche Bank und Morgan Stanley prognostizieren, dass der Einlagensatz bis Ende 2025 auf mindestens 1,5 % sinken wird. Dies würde drei weitere Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte bedeuten.

Einige EZB-Ratsmitglieder wie Olli Rehn und Gediminas Simkus zeigen sich offen für Zinssenkungen in dieser Größenordnung. Andere wie Klaas Knot und Martins Kazaks warnen hingegen vor zu viel Aktivismus und betonen die Unsicherheit über langfristige Auswirkungen aktueller Entwicklungen.

Unterdessen hat sich die Zinsstrukturkurve im Euroraum in den letzten Monaten deutlich abgeflacht. Der Spread zwischen zwei- und zehnjährigen Staatsanleihen ist auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren gefallen. Dies spiegelt die Erwartung weiterer Zinssenkungen am kurzen Ende wider.

Historische Einordnung

Die aktuelle Phase sinkender Leitzinsen erinnert an die Jahre 2019-2020, als die EZB den Einlagensatz von -0,4 % auf -0,5 % senkte. Allerdings startete der jetzige Zinssenkungszyklus von einem deutlich höheren Niveau. Die Geschwindigkeit der Zinssenkungen ist mit sieben Schritten innerhalb eines Jahres historisch betrachtet sehr hoch. Dies unterstreicht die Entschlossenheit der EZB, auf die wirtschaftliche Schwächephase zu reagieren.

Fazit

Für Anleger bedeutet die Aussicht auf weitere Zinssenkungen, dass die Renditen festverzinslicher Anlagen vorerst niedrig bleiben oder weiter sinken dürften. Ausschlaggebend wird sein, ob die EZB den Leitzins tatsächlich auf 1,5 % senkt oder den Zinssenkungszyklus früher beendet. Aus technischer Sicht deutet der aktuelle Trend auf anhaltenden Aufwärtsdruck bei den Anleihekursen hin.

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