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Märkte > Ein Bilanz nach zwei Monaten Trump

Geraten die Märkte ins Wanken?

(Foto: Shutterstock)

Die neue US-Regierung hat ihre Zeit im Amt mit einem Feuerwerk an Maßnahmen eingeleitet. Was das für die US-Wirtschaft und Anleger bedeutet.

Eine Analyse von Sonal Desai, CIO von Franklin Templeton Fixed Income

Die neue US-Regierung hat ihre Zeit im Amt mit einem wahren Feuerwerk an Maßnahmen, Plänen und Ideen begonnen, die wiederum eine Flut von Reaktionen im In- und Ausland hervorgerufen haben. All dies hat dazu geführt, dass unzählige Informationen zu verarbeiten sind und viel Rauschen ausgeblendet werden muss. Daher ist es mittlerweile äußerst schwierig, die Risiken für das makroökonomische Umfeld abzuwägen. Ziehen wir einmal eine Bilanz, wo wir stehen.

Zwei der frühen Maßnahmenschwerpunkte der Regierung haben das Potenzial, erhebliche Turbulenzen auszulösen, was Befürchtungen über negative Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit geschürt hat. Die angedrohten Zölle sind das offensichtlichste Beispiel, da sie Unternehmen dazu veranlassen könnten, Investitionen aufzuschieben, bis sie sicher wissen, wie sie ihre Lieferketten ggf. umgestalten oder höhere Inputkosten auffangen können. Das zweite Beispiel sind die Kürzungen bei den Staatsausgaben und die Verkleinerung des Staatsapparats durch Personalabbau – beides Maßnahmen, die vom neu geschaffenen Department of Government Efficiency (DOGE, dt. „Abteilung für Regierungseffizienz“) vorangetrieben werden. Diese haben Angst vor Beschneidungen öffentlicher Dienstleistungen sowie vor direkten negativen Auswirkungen auf die Gesamtbeschäftigung aufkommen lassen.

Aus den jüngsten Daten lassen sich einige Anzeichen von Schwäche ablesen. Besonders besorgniserregend ist das von der University of Michigan und von The Conference Board verzeichnete gesunkene Verbrauchervertrauen im Januar.

Der Vertrauensverlust der VerbraucherInnen ging mit einem Rückgang der Konsumausgaben einher und trug dazu bei, dass die Atlanta Federal Reserve (Fed) ihre Wachstumsprognose für das erste Quartal nach unten korrigierte – wenngleich der Hauptgrund dafür eindeutig die Zunahme der Importe ist. Die enttäuschenden ISM-Daten für das verarbeitende Gewerbe im Februar signalisieren ebenfalls einen schwächeren Start ins neue Jahr.

Aus meiner Sicht ist das Hauptproblem die zeitliche Abfolge der politischen Maßnahmen. Bisher konzentrieren sich die Maßnahmen hauptsächlich auf Zölle und auf das DOGE. In den Bereichen Deregulierung und Steuersenkungen, die entscheidend sind, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und gleichzeitig die Inflation einzudämmen, sind weniger konkrete Fortschritte zu verzeichnen.

Infolgedessen herrscht in den Haushalten und Unternehmen derzeit eine erhöhte Unsicherheit (die von den Medien wie erwartet aufgebauscht wird), während der Preisdruck aufgrund der weiterhin hohen Inflation kaum nachlässt und es keine eindeutig guten Nachrichten in Bezug auf die Steuern gibt.

Es ist jedoch noch zu früh, um ein Urteil zu fällen, da die neue Regierung erst seit knapp über einem Monat im Amt ist. Dass der Fokus sofort auf Kostensenkungen und Personalveränderungen in sämtlichen Regierungsbehörden gelegt wurde, erschwert logischerweise Fortschritte bei der Deregulierung. Denn die Behörden, die für die Reform des Regulierungsrahmen in ihrem jeweiligen Bereich zuständig sind, werden dadurch aus dem Gleichgewicht gebracht. Diese Verzögerung der geplanten Deregulierungsmaßnahmen ist zwar enttäuschend, lässt für uns aber noch keinen Zweifel am Engagement der Regierung in dieser Hinsicht aufkommen. Präsident Trump hat wiederholt betont, dass die Verringerung der Regulierungslast eine Priorität sei, und die Bilanz seiner ersten Amtszeit bestätigt dies. Dem entschlossenen Ansatz des DOGE, die Verwaltung schlanker und effizienter zu gestalten, scheint eine ähnliche Haltung gegenüber der Regulierung zugrunde zu liegen.

Unterdessen haben das Repräsentantenhaus und der Senat kürzlich zwei separate Haushaltsentwürfe vorgelegt, in denen erhebliche Steuersenkungen sowie Ausgabenkürzungen vorgesehen sind. Fortschritte in diesem Bereich werden allerdings schwerer zu erzielen sein und mehr Zeit in Anspruch nehmen. Der Kongress und die Regierung müssen ambitionierte Steuersenkungsziele mit der Notwendigkeit vereinen, das Haushaltsdefizit (das in den letzten Jahren durchschnittlich 6–7 % des Bruttoinlandsprodukts betrug) auf ein tragbareres Niveau abzubauen. Da Kürzungen bei der Sozialversicherung und bei Medicare allem Anschein nach nicht mehr zur Debatte stehen, werden sich ausreichende Ausgabenkürzungen nur schwer umsetzen lassen. Bis zu einer Einigung über einen neuen fiskalpolitischen Rahmen ist es also noch ein langer Weg.

Eine gewisse Unterstützung ist vom DOGE zu erwarten, das offenbar kontinuierlich Regierungsausgaben von zweifelhaftem Wert aufdeckt. Dies ist wenig überraschend. Im vergangenen Jahr schätzte das Government Accountability Office die Höhe der zu Unrecht geleisteten Zahlungen im Haushaltsjahr 2023 auf etwa 240 Mrd. USD und in den letzten zehn Jahren auf insgesamt 2,7 Bio. USD. (Als zu Unrecht geleistete Zahlungen gelten Überzahlungen, Zahlungen an nicht berechtigte Personen oder Organisationen und in einigen Fällen Betrug.) Es gibt also definitiv Einsparpotenzial. Ungeachtet der bisherigen Entwicklungen halte ich einen solideren langfristigen Kurs in der US-Fiskalpolitik jedoch unverändert für schwierig, wenn nicht bei den Leistungsansprüchen angesetzt wird. Das DOGE kann zwar den Haushalt entlasten und durch einen effizienteren öffentlichen Sektor ein stärkeres Wachstum fördern, doch die langfristige fiskalische Herausforderung wird es nicht bewältigen können. Dieses zentrale politische Problem muss vom Präsidenten und vom Kongress angegangen werden.

Alles in allem weisen die Maßnahmen der neuen US-Regierung nach wie vor auf wachstumsfördernde politische Veränderungen hin. Die damit einhergehende Unsicherheit birgt einige Risiken, und wir müssen sowohl die Stimmung als auch die Konjunkturindikatoren genau im Auge behalten. Ich habe den jüngsten Rückgang des Verbrauchervertrauens erwähnt, der Anlass zur Sorge gibt. The Conference Board hat aber auch einen starken Anstieg des Vertrauens unter den CEOs verzeichnet, die in Bezug auf den Wirtschaftsausblick anscheinend weiterhin optimistisch sind. Und auch wenn der Privatkonsum im Januar zurückging, so war dies im Januar des Vorjahres ähnlich, worauf ein kräftiger Anstieg über das gesamte Jahr 2024 folgte. Insgesamt bleibt die Wirtschaftstätigkeit robust und der Arbeitsmarkt ist nach wie vor in sehr guter Verfassung. Die Bedenken hinsichtlich der potenziellen negativen Auswirkungen der Zölle auf das Wachstum sind berechtigt, sollten jedoch nicht übertrieben werden: Wie ich in einem früheren Artikel dargelegt habe, sind die USA eine große und größtenteils geschlossene Volkswirtschaft, und der Handel hat nur begrenzte Auswirkungen auf das Wachstum. Vorsicht ist geboten, aber Pessimismus wäre meiner Meinung nach verfrüht. Das diesjährige Wachstum der US-Wirtschaft wird nach meiner Einschätzung immer noch über dem Potenzialwachstumliegen.

Ich gehe außerdem weiterhin davon aus, dass der Inflationsdruck stabil bleibt und die Gesamtinflation zum Jahresende in etwa auf dem aktuellen Niveau liegen wird. Und nachdem die Fed bereits Vorsicht signalisiert und Zölle als potenzielles Inflationsrisiko eingestuft hat, bin ich nach wie vor der Ansicht, dass der aktuelle Lockerungszyklus vorbei oder fast vorbei sein könnte, auch wenn die Märkte in letzter Zeit nicht mehr nur eine, sondern zwei weitere Zinssenkungen einpreisen.

Eine nachlassende Wirtschaftstätigkeit könnte den Aufwärtsdruck auf die Anleiherenditen abschwächen, allerdings nur geringfügig. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Fiskalpolitik so locker bleibt, wie sie derzeit ist. Ich erwarte weiterhin, dass die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen zum Jahresende in der Spanne von 4,75 % bis 5 % liegen wird. Allerdings könnten fehlende Fortschritte bei der Deregulierung dazu führen, dass sie sich eher am unteren Ende meiner engen Prognosespanne befinden wird. Eine deutliche weitere Vergrößerung des Haushaltsdefizits könnte die Rendite hingegen über die 5-Prozent-Schwelle treiben.

Es ist weiterhin mit einem hohen Maß an Rauschen und Volatilität zu rechnen. Ein Aspekt, den wir in den kommenden Wochen jedoch genau beobachten sollten, sind die Fortschritte bei der Steuerreform und der Deregulierung und die entsprechenden positiven Auswirkungen auf die Stimmung, denn das sind die entscheidenden Faktoren für ein nachhaltig starkes Wachstum.

 

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