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JPMorgan erwartet S&P 500 zum Jahresende deutlich tiefer

Die Rally an der Wall-Street geht weiter. Der S&P 500 hat unter der Woche ein neues Rekordhoch erreicht. Die Experten der wertvollsten börsennotierten Bank der Welt jedoch mahnen Anleger aus mehreren Gründen zur Vorsicht.

(Foto: Picture Alliance / newscom John Angelillo)

Die Rally an der Wall-Street geht weiter. Der S&P 500 hat unter der Woche ein neues Rekordhoch erreicht. Die Experten der wertvollsten börsennotierten Bank der Welt jedoch mahnen Anleger aus mehreren Gründen zur Vorsicht.

Laufen die Märkte heiß? Seit seinem Zwischentief im Oktober 2023 bei 4117 Punkten ist der marktbreite S&P 500 um 20 Prozent gestiegen. 4903 Zähler bedeuteten unter der Woche ein neues Rekordhoch. Diese Rally zieht auch die Indizes in Europa mit nach oben. Der Dax sprang kürzlich über 17.000 Punkte - ebenfalls ein All Time High. Die Aussicht auf wieder fallende Zinsen treibt Investoren dies- und jenseits des Atlantiks in den Markt. Während viele defensive Value-Werte weiter gefragt sind, steigt deshalb zusätzlich seit Monaten das Interesse an Titeln aus dem Growth-Segment. Die Meta-Aktie, die 2022 im Zuge des Tech-Crashs Ende Oktober nur noch 88 US-Dollar kostete, steht nun bei 393 US-Dollar. Dieses Comeback zeigt eindrucksvoll: Der Zinsschock ist Zinshoffnung gewichen. Die Stimmung hat gedreht und es scheint, als würde das Gros der Marktteilnehmer längst wieder mit langfristig niedrigen Zinsen planen.

Doch wie lange kann diese positive Stimmung die Märkte noch tragen? Die größte US-Bank und nach Marktkapitalisierung wertvollste Bank der Welt schätzt: nicht mehr lange. JP Morgan bleibt pessimistisch. Für den S&P 500 gibt das nach Einstufung des Finanzstabilitätsrat (FSB) systemrelevanteste Geldhaus des Globus ein Kursziel von 4200 Punkten zum Jahresende aus. Das entspräche ausgehend vom jetzigen Stand einem Abwärtspotenzial von fast 15 Prozent. Lahme Gewinnergebnisse und hohe Bewertungen sollten Anleger vorsichtig werden lassen, hieß es in einer Mitteilung der Bank. Die Qualität der bisherigen Ergebnisse zum vierten Quartal seien fragwürdig, schrieben die Analysten Dubravko Lakos-Bujas und Marko Kolanovic. Anleger sollten beachten, dass sich in China das Wachstum verlangsamt habe, sowie sinkende Ersparnisse in den US-Haushalten den Konsum drücken dürften. Hinzu kämen mögliche Enttäuschungen im Hinblick auf die erwarteten Zinssenkungen der Fed. Die Zinsen könnten länger hoch bleiben, sollte beispielsweise die Inflationsrate noch einmal steigen, so die Experten. Auch das derzeitige Wirtschaftswachstum könnte die Währungshüter davon abhalten vorschnell deutliche Zinssenkungen vorzunehmen.

Die Gefahr: sind zu viele positive Erwartungen in den Kursen eingepreist, steigt die Fallhöhe bei Enttäuschungen. Aktien stünden deshalb vor einer hohen Hürde, mahnen Lakos-Bujas und Kolanovic. „Während dieser Berichtssaison wird alles, was keine Unternehmensprognosen enthält, die die derzeit hohen Wachstumserwartungen bestätigen, wahrscheinlich abgestraft werden.“ Ganz besonders gelte das für den Technologiebereich und in diesem vor allem für KI-Aktien. „Diese Papiere könnten abgewertet werden, wenn die kostspieligen Kapitalinvestitionen nicht die versprochenen zusätzlichen Gewinne oder Produktivitätssteigerungen in den kommenden Quartalen erbringen“.

Kolanovic und Lakos-Bujas sind mit ihren Warnungen nicht allein. Zuletzt häuften sich die pessimistischen Kommentare mit Blick auf die langanhaltende Rally. Selbst der bekannte Marktexperte Ed Yardeni, der lange Zeit mit hohen Kurszielen für den S&P 500 für Aufsehen sorgte, beginnt sich Sorgen zu machen. Die Rally könnte zu schnell vonstattengegangen sein, erklärte Yardeni im Interview mit CNBC. Und Yardeni sorgt sich tatsächlich vor Zinssenkungen. Diese könnten einen „Meltup am Markt“ auslösen. Zinssenkungen würden die Aktienrally weiter befeuern, mindestens die Vermögenspreisinflation anheizen, vielleicht sogar die Inflation im Allgemeinen, erklärte der Experte. Dem sei sich wohl auch Fed-Chef Powell bewusst, schätzte Yardeni. Damit geht auch Yardeni davon aus, dass Anleger das Potenzial in Sachen Zinssenkungen derzeit überschätzen könnten.

Es drohen als böse Überraschungen an den Märkten. Wer jetzt noch auf die Rally aufspringt, sollte sich dem bewusst sein. Womöglich bietet es sich an zunächst kleinere Tranchen zu platzieren, um nach oben hin nichts zu verpassen, gleichzeitig aber genügend Cash vorzuhalten um einsteigen zu können, sollten die Märkte Luft ablassen.

OG

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