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Märkte > Wirtschafts-Umfrage

Deutsche CEOs besonders pessimistisch

(Bild: Shutterstock)

Mehr als 70 Prozent der CEOs weltweit und in Deutschland rechnen für 2024 mit geringem oder gar keinem Wachstum der Weltwirtschaft.

Eine Analyse von EY

Aus Sicht deutscher und internationaler Unternehmenschefs bleibt die Weltwirtschaft in turbulentem Fahrwasser: 76 Prozent der CEOs weltweit und 72 Prozent in Deutschland sind der Meinung, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2024 kaum oder gar nicht wachsen wird. Ähnlich viele Unternehmenslenker sind der Ansicht, dass Zinsen und Inflation hoch bleiben werden. In Bezug auf das eigene Unternehmen sind die meisten Manager aber deutlich weniger pessimistisch: 64 Prozent der CEOs weltweit rechnen mit Umsatzwachstum, nur sechs Prozent erwarten eine rückläufige Umsatzentwicklung. Die Chefs deutscher Konzerne sind deutlich zurückhaltender: Nur 51 Prozent gehen von Umsatzwachstum aus, immerhin 17 Prozent rechnen mit sinkenden Umsätzen.

Auch die Margenentwicklung wird von deutschen CEOs besonders pessimistisch beurteilt: Weltweit gehen nur sieben Prozent der Unternehmen von einer sinkenden Marge aus – in Deutschland liegt der Anteil hingegen bei 18 Prozent. Nur in Mexiko rechnen noch mehr CEOs mit einer sinkenden Profitabilität – dort liegt der Anteil bei 22 Prozent. In den USA erwarten hingegen nur fünf Prozent eine sinkende Marge, in Großbritannien nur 2 Prozent, in China sogar nur ein Prozent der Unternehmenschefs.

Das sind Ergebnisse des aktuellen CEO-Survey von EY. Basis der Studie ist eine Umfrage unter 1.200 Vorstandsvorsitzenden weltweit – davon 100 in Deutschland. Die Umfrage wurde im November 2023 und Januar 2024 durchgeführt.

„Die Hoffnungen auf eine Konjunkturerholung haben sich weitgehend zerschlagen. Wir erleben eine Phase wirtschaftlicher Stagnation bei hohen geopolitischen Risiken. Gerade deutsche Unternehmen sind derzeit mit einer erheblichen Nachfrageschwäche bei gleichzeitig hohen Kosten konfrontiert. Die Stimmung ist aktuell in kaum einem Land so schlecht wie in Deutschland“, beobachtet Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter des Bereichs Strategy and Transactions bei EY in der Region Westeuropa. Er führt dieses Stimmungstief auch darauf zurück, dass deutsche Konzerne mit ihrer starken Internationalisierung besonders sensibel auf die Verschärfung der geopolitischen Lage reagieren: „Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf überwiegen aus Sicht vieler Manager die Risiken: Die Wahl in den USA, der Krieg in der Ukraine, die Krise im Nahen Osten – die Probleme werden eher größer als kleiner, keiner der Krisenherde entwickelt sich derzeit zum Positiven.“

Hinzu kämen in Deutschland eine ganze Reihe hausgemachter Probleme: „Es gibt in Deutschland derzeit kaum Impulse, die für eine konjunkturelle Belebung sorgen könnten. Stattdessen sehen wir eine starke Verunsicherung aufseiten vieler Unternehmen, weil sich die politischen Vorgaben und Rahmenbedingungen ständig verändern. Fehlende Planungssicherheit ist aber Gift für langfristige Investitionen“, kritisiert Gall. Zudem würden Unternehmen durch eine überbordende Bürokratie ausgebremst. Viele bürokratische Hürden könnten durch eine umfassende Digitalisierung von Behörden und Verwaltung zumindest entschärft und dadurch Entscheidungen und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt werden – aber auch hier bewege sich seit Jahrzehnten in Deutschland einfach zu wenig. All das frustriere Unternehmenslenker in Deutschland massiv, so dass Investitionen immer häufiger dort getätigt würden, wo ein wirtschaftsfreundlicheres Klima herrsche: im Ausland. „Es ist längst nicht ausgemacht, dass Deutschland mittelfristig seine starke Position in der Weltwirtschaft behaupten kann – das bereitet den Unternehmenslenkern Sorgen“, mahnt Gall.

Interesse an Zu- und Verkäufen auf Rekordtief – aber immer mehr Allianzen

Die ungewissen Konjunkturaussichten und die anhaltend hohen Zinsen führen dazu, dass Investitionen verschoben oder ganz abgesagt werden. Insbesondere das Interesse an Zu- und Verkäufen von Unternehmen bzw. Unternehmensteilen nimmt deutlich ab. Aktuell planen nur noch 30 Prozent der weltweit befragten Unternehmen mindestens eine Fusion oder Übernahme in den kommenden 12 Monaten – vor einem Vierteljahr lag der Anteil bei 35 Prozent, vor einem halben Jahr sogar bei 59 Prozent. In Deutschland ist der Anteil der Unternehmen mit entsprechenden Transaktionsplänen sogar auf 20 Prozent gesunken – und damit auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2010.

„In der aktuellen Phase der Unsicherheit werden gerade große Investitionsvorhaben sehr gründlich überdacht. Ganz große Transaktionen sind die absolute Ausnahme. Die Mehrzahl der Unternehmenslenker wartet lieber ab, wie sich die Lage entwickelt – oder setzt auf Allianzen und Kooperationen mit anderen Unternehmen“, so Gall.

Im Vergleich zu Übernahmen, bei denen es oft zu einer erheblichen Kapitalbindung kommt, haben strategische Allianzen den Vorteil, dass mit der Transaktion geringere Kosten und eine geringere Bindung von Unternehmensressourcen verbunden sind. „Allianzen sind auf dem Vormarsch – nicht nur wegen des geringeren finanziellen Engagements, sondern auch, weil sie oft die richtige Antwort auf technologische Herausforderungen sind und gleichzeitig Flexibilität bieten“, beobachtet Gall. „Derzeit stehen die Unternehmen unter einem enormen Druck, in Innovationen und neue Geschäftsbereiche zu investieren – aber gleichzeitig zu sparen und schlank und flexibel zu bleiben.“

Gerade deutsche Unternehmen erweisen sich bei Allianzen als besonders aktiv: 53 Prozent der deutschen Konzerne und 41 Prozent der Unternehmen weltweit planen, in den nächsten 12 Monaten ein Joint Venture oder eine strategische Allianz mit einem weiteren Unternehmen einzugehen. Zum Vergleich: Vor einem Vierteljahr lag der Anteil der Unternehmen, die Allianzen eingehen wollten, in Deutschland nur bei 33 Prozent, weltweit hingegen bei 48 Prozent.

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