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Unternehmens-News > US-Zölle

Bye-bye, Q5! Audi sagt den USA vorerst „Servus“

(Foto: shutterstock)

Der Ingolstädter Autobauer reagiert auf die neuen 25-Prozent-Zölle für Importe in die USA. 37.000 Fahrzeuge sind noch auf Lager.

Als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle hat der deutsche Automobilhersteller Audi alle Lieferungen in die Vereinigten Staaten vorerst eingestellt. Laut Unternehmensangaben betrifft dies sämtliche Fahrzeuge, die nach dem 2. April 2025 in die USA gelangt sind. Diese drastische Maßnahme folgt auf die Einführung eines zusätzlichen 25-prozentigen Zolls auf Autoimporte durch die Trump-Administration, der am 3. April in Kraft trat.

Lagerbestand von mehr als 37.000 Fahrzeugen in den USA

Audi verfügt derzeit über einen Lagerbestand von mehr als 37.000 Fahrzeugen in den USA, die nicht von den neuen Zöllen betroffen sind. Diese Menge reicht nach Einschätzung des Unternehmens für etwa zwei Monate. Die Ingolstädter setzen nun darauf, dass ihre Händler sich auf den Abverkauf dieser Lagerbestände konzentrieren.

Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten betreibt Audi keine eigene Produktionsstätte in den USA und ist daher vollständig auf Importe angewiesen. Der Verkaufsschlager Q5 wird in Mexiko gefertigt, während die übrigen Modelle aus Werken in Deutschland, Ungarn und der Slowakei stammen. Diese Abhängigkeit von Importen macht Audi besonders anfällig für die neuen Zölle.

Reaktionen anderer Automobilhersteller und Länder

Nicht nur Audi, sondern auch andere Automobilhersteller reagieren auf die neue Zollsituation. Volkswagen hat laut Medienberichten ebenfalls die Auslieferung von Fahrzeugen aus Mexiko und den Häfen vorübergehend gestoppt. Der britische Hersteller Jaguar Land Rover kündigte ähnliche Maßnahmen an.

Auf politischer Ebene erwägen viele Länder Gegenmaßnahmen. Die Europäische Union plant, am 9. April erste Vergeltungsmaßnahmen in Kraft zu setzen. Dabei geht es um die Wiedereinführung von EU-Sonderzöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter.

Langfristige Folgen für die Automobilindustrie

Die langfristigen Auswirkungen der Zölle auf die globale Automobilindustrie sind noch schwer abzuschätzen. Unternehmen wie Thyssenkrupp, die als Zulieferer eng mit der Branche verbunden sind, befürchten negative Folgen. Der Konzern analysiert derzeit, wie sich mögliche Anpassungen der Produktions- und Vertriebsstrategien seiner Kunden mittel- bis langfristig auf das eigene Geschäft auswirken könnten.

Zölle auf Automobile haben eine lange Geschichte, die bis in die Anfänge der Automobilindustrie zurückreicht. 

  • In den 1920er Jahren erhoben viele Länder hohe Einfuhrzölle, um ihre heimische Automobilindustrie zu schützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten internationale Handelsabkommen wie das GATT zu einer schrittweisen Reduzierung der Zölle.
  • Ein historisches Beispiel für Handelskonflikte im Automobilsektor ist der "Hühnerkrieg" zwischen den USA und der EWG in den 1960er Jahren. Als Reaktion auf europäische Importbeschränkungen für Geflügel erhöhten die USA die Zölle auf leichte Nutzfahrzeuge, was besonders die deutsche Automobilindustrie traf.
  • In den 1980er Jahren kam es zu Spannungen zwischen den USA und Japan aufgrund des wachsenden Marktanteils japanischer Autos. Japan reagierte mit freiwilligen Exportbeschränkungen, was zur Verlagerung der Produktion in die USA führte.

Die aktuellen Zölle erinnern an diese früheren Konflikte, unterscheiden sich aber durch ihre globale Reichweite. Lehren aus der Geschichte zeigen, dass Handelskonflikte oft zu Produktionsverlagerungen und Marktanpassungen führen.

Die Situation verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen kurzfristigen politischen Interessen und langfristigen ökonomischen Prinzipien. Es stellt sich die Frage, inwieweit nationale Souveränität in einer globalisierten Wirtschaft aufrechterhalten werden kann und sollte.

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