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Japanische Aktien:
Der Wind dreht sich
Japan hat nach langer Zeit erstmals wieder die Aussicht auf eine leichte Inflation. Die Geldpolitik
der japanischen Zentralbank sowie der Arbeitskräftemangel tragen ihren Teil dazu bei.
Der japanische Aktienmarkt wird dadurch wieder interessant – sowohl für kurzfristige als
auch für längerfristige Anlagen.
Fast ein Vierteljahrhundert lang litt die
drittgrößte Volkswirtschaft der Welt unter
deflationärem Druck. Bis die japanische
Zentralbank in den Jahren 2013 und 2014
rigorose Gegenmaßnahmen einleitete.
Jetzt scheint der Plan aufzugehen. Das angestrebte
Ziel einer leichten Inflation ist in
greifbarer Nähe. Es ist nicht das erste Mal,
dass sich in Japan die Anzeichen für ein
Ende des deflationären Drucks verdichten.
Bereits 2013 stieg der Verbraucherpreisindex
um 1,5 Prozent. Grund war allerdings
keine gestiegene Kaufkraft. Im Gegenteil:
Der kurzfristige Inflationstrend war von
einer Schwächephase des sonst starken
Yens gegenüber dem US-Dollar getrieben.
Importierte Güter wurden teurer und die
japanische Bevölkerung reduzierte in der
Folge sogar ihren Konsum.
Dieses Mal ist es anders – die Entwicklung
kommt von innen, in Gang gesetzt durch
die massive quantitative Lockerung sowie
die Niedrigzinspolitik der japanischen
Zentralbank. Seit 2017 brummt die Konjunktur,
dem Arbeitsmarkt geht sogar das
Angebot aus. Und knappes Angebot wird
BÖRSE am Sonntag · 19/18
Kolumne
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stets teurer. Dementsprechend haben sich die Löhne während der
letzten eineinhalb Jahre erhöht. Gleichzeitig sank die Arbeitslosenquote
auf unter 3 Prozent. Mehr Geld gepaart mit einer hohen Arbeitsplatzsicherheit
führt unweigerlich zu höheren Konsumausgaben.
Und so ist es wahrscheinlich, dass die japanische Zentralbank
2018 mit einer leichten Inflation ihr Ziel erreichen wird.
Der Inflationstrend dürfte auch über das aktuelle Jahr hinaus
Bestand haben. Das liegt allerdings nicht nur an den gestiegenen
Löhnen, sondern auch an den veränderten Rahmenbedingungen
der japanischen Wirtschaft. Denn im Gegensatz zu Zeiten des deflationären
Drucks produziert Japan nicht mehr bei Überkapazität.
Dazu hat sich der Arbeitsmarkt ein Stück weit vom Prinzip der
lebenslangen Bindung an einen Arbeitgeber gelöst, was Lohnerhöhungen
sehr zugute kommt. Und auch das Ausland spielt mit:
Produktpreise in China sind momentan höher als in Japan und
dürften die Inflation zusätzlich anheizen.
Besonders die Finanzwirtschaft wird von diesen Entwicklungen
profitieren. Denn auch in Japan hat das Kreditgeschäft immer
noch einen großen Anteil am Umsatz der Banken. Seit der Finanzkrise
sind die Zinsmargen der Banken von 1,5 Prozent auf
derzeit 0,7 Prozent zurückgekommen. Als die Zentralbank 2016
Negativzinsen einführte, vielen die Zinsmagen sogar noch mehr.
Kreditinstitute reagierten daraufhin mit Sparmaßnahmen in
Form von Filialschließungen und Stellenabbau. Bei einer stabilen
Inflationsrate wird die Bank of Japan Ihre Geldpolitik jedoch
Maximilian Kunkel
Chef-Anlagestratege
der UBS Deutschland