AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
höchstwahrscheinlich wieder graduell normalisieren. Dies sollte
das Kreditgeschäft lukrativer machen. Zusätzlich sollten technologische
Entwicklungen den Banken dabei helfen werden,
Fixkosten einzusparen. Letztendlich dürfte sich der japanische
Bankensektor erholen und wieder verstärkt die Blicke von Investoren
auf sich ziehen – insbesondere solange die Titel noch
BÖRSE am Sonntag · 19/18
Kolumne
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unterbewertet sind.
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis – ein gängiger Indikator für die
Beurteilung von Bankaktien – liegt derzeit bei japanischen Banken
im Schnitt deutlich unter dem Wert europäischer und amerikanischer
Banken. Wenn sich die Erträge erst einmal stabilisiert
haben, werden die Kurse sicherlich steigen. Schon in den USA
verhalfen Zinserhöhungen den Banken zu deutlichen Gewinn-
und Kurssteigerungen. Die Unternehmensgewinne in der Gesamtwirtschaft
werden aufgrund des wiedererstarkten Yens zwar
erwartungsgemäß etwas zurückgehen, Banken bleiben jedoch vom
Wechselkurs normalerweise recht unberührt. Außerdem winken
hohe Dividenden als Absicherung gegen Kursverluste. Doch nicht
nur Banken sind im Moment interessant für Anleger. Insbesondere
solche, die nur an kurzfristigen Gewinnmitnahmen interessiert
sind, können den Blick etwas weiter schweifen zu lassen.
Seitdem die vor fünf Jahren unter Shinzo Abe eingeläutete Wirtschaftsreform
zum Tragen kommt, haben die Bewertungen japanischer
Aktien um etwa 30 Prozent zugenommen – bis vor Kurzem
jedenfalls. Ein Skandal um den Ministerpräsidenten, ein möglicher
Handelskrieg zwischen China und den USA sowie der starke Yen
ließen den Nikkei225 jüngst um fast 15 Prozent fallen. In weniger
als drei Monaten verkauften internationale Investoren japanische
Dividendenpapiere im Wert von umgerechnet ca. 48,9 Milliarden
Euro. Das entspricht ungefähr 40 Prozent des Betrags, der in den
letzten fünf Jahren in japanische Aktien investiert wurde. Ein Beispiel
für klassisches Herdenverhalten – nicht die Angst vor den
politischen Entwicklungen sorgte für den Massenrückzug, sondern
allein die Angst vor Kursrückgängen durch Verkäufe der anderen
Marktteilnehmer.
Trumps Ankündigungen sollten nicht überbewertet werden und
China wird wohl zu keinen schadhaften Vergeltungsmaßnahmen
greifen. Selbst wenn – die Auswirkungen auf Japan dürften sich in
Grenzen halten. Und sollte der Skandal um Shinzo wider Erwarten
in seinen Rücktritt münden, so bliebe seine Partei sehr wahrscheinlich
Teil der regierenden Koalition. Wirtschaftspolitische
Veränderungen sind jedenfalls in keinem Fall zu erwarten. Welche
Entwicklungen die beiden Brandherde auch nehmen, der einzige
Faktor mit leicht negativem Einfluss auf die Unternehmensgewinne
bleibt der starke Yen. Japanische Aktien werden momentan
am Markt unter Wert gehandelt, was sich jedoch schnell wieder
ändern kann. Besonders bei Aktien von japanischen Finanzunternehmen
ist der Moment besonders günstig: Anleger können sowohl
auf kurzfristige Einnahmen durch Kurssteigerungen als auch
auf längerfristige Gewinne durch die Erholungsphase der Banken
gepaart mit hohen Dividenden bauen.
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