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Märkte > Weltwirtschaft

Drei üble Szenarien für eine neue globale Unordnung

(Foto: Shutterstock)

Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft zeigt drastische Folgen geopolitischer Umbrüche. Verbandspräsident Hatz fordert mehr Handelsabkommen und pragmatische EU-Handelspolitik.

Vor gravierenden ökonomischen Folgen einer sich wandelnden Weltwirtschaftsordnung warnt die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Laut einer aktuellen Studie, die die vbw gemeinsam mit der Prognos AG zum Ludwig-Erhard-Gipfel vorstellen wird, droht Deutschland und insbesondere Bayern ein erheblicher Rückgang des Außenhandels, sollte sich die globale ökonomische Architektur weiter von multilateralen Prinzipien entfernen.

„Die regelbasierte Weltwirtschaftsordnung unter dem Dach der WTO steht vor dem Aus“, erklärt vbw-Präsident Wolfram Hatz. Stattdessen zeichne sich eine neue Struktur mit Machtzentren in den USA, China, Indien, Russland und der EU ab – ergänzt durch Ländergruppen wie ASEAN oder MERCOSUR. Diese neue Ordnung sei von geopolitischen Rivalitäten und bilateralen Handelsbeziehungen geprägt.

Die Studie der vbw, Co-Veranstalter des ersten Gipfeltages am Tegernsee, beschreibt drei Szenarien: Im günstigsten Fall verschärfen sich die Spannungen zwischen den USA und China, ohne jedoch in eine offene Eskalation umzuschlagen. Dennoch hätte allein eine Halbierung des Handelsvolumens mit diesen beiden Ländern für Deutschland einen Verlust von rund 250 Milliarden Euro zur Folge – für Bayern wären es etwa 45 Milliarden. Um das auszugleichen, müsste der Handel mit Ländern wie Japan, Südkorea, Kanada und Australien verdoppelt werden – ein ambitioniertes Unterfangen.

Was im Worst Case passieren kann

In einem mittleren Szenario würde die EU selbst zu protektionistischen Maßnahmen greifen. In diesem Fall, so die vbw, drohen nicht nur stärkere Außenhandelseinbußen, sondern auch eine Fragmentierung innerhalb Europas, da nationale Interessen dominanter würden und das Potenzial des Binnenmarkts nicht mehr ausgeschöpft werde.

Das dritte Szenario beschreibt den geopolitischen Worst Case: eine umfassende Konfrontation zwischen dem Westen und China, in die auch die EU hineingezogen wird. Die vbw-Studie zieht Parallelen zum russischen Angriff auf die Ukraine – damals sanken deutsche Exporte nach Russland um 67 Prozent, die Einfuhren gar um 89 Prozent. Vergleichbare Rückgänge seien auch im China-Handel denkbar.

Um gegenzusteuern, empfiehlt die vbw den zügigen Abschluss neuer Handels- und Partnerschaftsabkommen, auch mit pragmatischerem Zuschnitt. „Die Abkommen dürfen nicht überfrachtet sein und müssen schnell umsetzbar sein – etwa als 'EU-only'-Abkommen, die keiner Ratifizierung durch die Mitgliedsstaaten bedürfen“, betont Hatz. Zugleich fordert die vbw eine Vertiefung des Binnenmarkts und eine höhere Wettbewerbsfähigkeit Europas, um auch als globaler Handelspartner attraktiver zu werden.

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Der Ludwig-Erhard-Gipfel am 7., 8. und 9. Mai am Tegernsee wird im Livestream übertragen.  

BAS

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