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Märkte > Valides Muster?

TACO-Trade: „Chicken Out“ als Strategie?

(Foto: shutterstock)

Neue Zölle, vertraute Reaktionen? Der TACO-Trade beschreibt ein mögliches Muster: politische Rückzieher nach Börsenverlusten. Was dahintersteckt – und warum Anleger bei dieser Strategie wachsam bleiben sollten.

Die neue Börsenwoche beginnt mit Unruhe: Die Spannungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China nehmen durch frische Zollmaßnahmen aus Washington wieder zu. An der Wall Street sorgten die Ankündigungen bereits zum Ausklang der Vorwoche für Verunsicherung. Aber wie stark und nachhaltig fallen diesmal die Reaktionen an den Märkten aus? Und eine weitere Frage rückt in den Fokus vieler Beobachter: In welchem Maß beeinflussen Marktentwicklungen die politische Entscheidungsfindung? Und was hat es in diesem Zusammenhang mit dem sogenannten „TACO-Trade“ auf sich?

Ein Akronym macht Karriere

Die Finanzwelt liebt griffige Begriffe – besonders dann, wenn sie komplexe Zusammenhänge pointiert auf den Punkt bringen. So steht „TACO-Trade“ für eine besondere Dynamik zwischen Politik und Finanzmärkten. Die Abkürzung TACO steht für „Trump Always Chickens Out“ – eine ironische Umschreibung, die nahelegt, dass Donald Trump wirtschaftspolitische Ankündigungen häufig abschwächte oder zurücknahm, sobald die Finanzmärkte negativ reagierten. Im Englischen bedeutet „to chicken out“ so viel wie „den Mut verlieren“ oder „vor einer Herausforderung zurückschrecken“.

Geprägt wurde der Begriff Anfang Mai 2025 in einer Kolumne der Financial Times. Seither verbreitete er sich rasant, sowohl in den sozialen Medien als auch in Analystenkreisen. Im Kern beschreibt der TACO-Trade ein vermeintlich taktisches Muster: Erst werden neue Zölle oder wirtschaftlich aggressive Maßnahmen angekündigt, woraufhin die Märkte Verluste verzeichnen. Anschließend folgt eine politische Kurskorrektur, mit positiven Effekten auf die Börsen. Aus dieser Beobachtung ergibt sich die These, dass Kursrückgänge nach Zollankündigungen potenzielle Kaufgelegenheiten bieten könnten.

Frische Strafzölle aus Washington – Wie reagieren die Märkte diesmal?

Ist es nun wieder so weit? Die jüngste Ankündigung der US-Regierung, die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus China verdoppeln zu wollen, markiert eine neue Eskalationsstufe im seit einiger Zeit verschärften Handelskonflikt. Die neuen Zölle sollen am 4. Juni 2025 in Kraft treten und betreffen vor allem Produkte, bei denen Washington eine Stärkung der heimischen Industrie anstrebt. Offiziell soll sie helfen, unfaire Wettbewerbsvorteile chinesischer Anbieter auszugleichen.

Kritiker sprechen hingegen von einem gezielten politischen Signal, das vor allem geopolitisch motiviert sei, mit potenziell weitreichenden Folgen für globale Lieferketten. Auch international stößt die Entscheidung auf Kritik. Ob und in welchem Ausmaß die Finanzmärkte reagieren, bleibt abzuwarten. Doch die neuerliche Zuspitzung wirft eine vertraute Frage auf: Beginnt nun eine neue Phase erhöhter Nervosität an den Börsen, mit politischem Gegensteuern inklusive?

Strategisches Kalkül: Trumps Deal-Politik folgt bekannten Mustern

Dabei ist davon auszugehen, dass Donald Trump sehr wohl um die Reaktionen der Märkte auf seine Ankündigungen weiß. Diese Volatilität könnte er jedoch bewusst in Kauf nehmen, um seine bekannte Verhandlungstaktik umzusetzen: Mit Maximalforderungen in Gespräche zu starten, um sich dann schrittweise auf den Verhandlungspartner zuzubewegen – mit dem Ziel, am Ende einen für ihn vorteilhaften Deal zu erzielen.

Dass der Begriff inzwischen auch politisch Wellen schlägt, zeigte sich, als Trump kürzlich öffentlich mit dem „TACO-Trade“ konfrontiert wurde. Nach eigenen Angaben hatte er zuvor noch nie davon gehört – und reagierte deutlich irritiert. Er warf dem Reporter vor, ihn indirekt als „chicken“ zu bezeichnen, und machte seinem Ärger später auch intern Luft. Besonders störte ihn offenbar, dass sein Team ihn im Vorfeld nicht über die wachsende Verbreitung des Begriffs informiert hatte. Für Trump, der seine Zollpolitik stets als strategisches Verhandlungsinstrument versteht, ist jede Deutung als Zeichen von Schwäche ein rotes Tuch.

Kein Automatismus: Warum der TACO-Trade keine Garantie hat

Trotz der Wahrnehmung, dass der TACO-Trade rückblickend in einigen Fällen aufgegangen sein könnte, bietet er keine verlässliche Grundlage für künftigen Erfolg. Politische Kurskorrekturen infolge von Börsenreaktionen mögen beobachtet worden sein – belegt ist dieses Muster jedoch nicht. Möglicherweise handelt es sich lediglich um eine Koinzidenz.

Hinzu kommt das Risiko eines Abnutzungseffekts: Je bekannter das Konzept wird, desto stärker fließt es in die Erwartungen von Marktteilnehmern und politischen Akteuren ein – was seine potenzielle Wirkung abschwächen kann.

Ohnehin gelten politische Börsen als schwer kalkulierbar. Marktreaktionen auf politische Ankündigungen oder Richtungswechsel lassen sich selten eindeutig prognostizieren. Der TACO-Trade bleibt damit ein unsicheres Konstrukt – zumal sich die wirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen ständig verändern.

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