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Märkte > Trumps Handelskrieg

Reagieren Anleger viel zu panisch?

(Foto: Picture Alliance / Associated Press / Craig Ruttle)

Investoren fliehen nach Trumps Zollorgie auch aus US-Aktien. Der viel beachtete Finanzanalyst Ed Yardeni hält das für einen Fehler.

Donald Trump hat Wort gehalten. Mehr sogar. Seine im Wahlkampf versprochenen Importzölle werden noch höher und umfangreicher ausfallen, als erwartet. Darüber herrscht seit dieser Woche Gewissheit.

Umgehend, hieß es aus dem Weißen Haus in Washington, sollen gelten: Pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf nahezu alle US-Importe. Dazu abhängig von der Höhe des Handelsdefizits der USA gegenüber dem jeweiligen Handelspartner, noch weit höhere Aufschläge. 20 Prozent sind es für Waren aus der Europäischen Union. Mindestens, denn auf Autos beispielsweise sollen 25 Prozent anfallen. Chinesische Produkte trifft es mit 34 Prozent noch deutlich schlimmer.

Als „Liberation Day“ hatte Trump den Mittwoch, an dem er die Zölle final verkündete, im Vorfeld gepriesen. Der Start für den Aufbruch in ein „neues goldenes Zeitalter“ sollen sie werden. An der Börse allerdings war tags darauf erst einmal „Crash Day“. Weltweit sackten die führenden Indizes deutlich ab, allen voran in den USA selbst. Bis Börsenschluss verloren die im S&P 500 gelisteten Unternehmen 2,4 Billionen US-Dollar an Marktkapitalisierung – der größte Verlust binnen eines Handelstages seit dem Corona-Crash 2020.

Statt einem Start in goldene Zeiten, fürchten sich Investoren vor dem Beginn eines globalen Handelskrieges. Schließlich wird der Rest der Welt wohl mit Gegenzöllen reagieren. Eine protektionistische Zollspirale könnte in Gang kommen und die US-Wirtschaft sowie die Weltwirtschaft in Gänze in die Rezession lenken.

Dass Anleger da zunächst ihre Gewinne aus der Rally der vergangenen beiden Jahre in Sicherheit bringen wollen, scheint mehr als nachvollziehbar. Das gilt insbesondere für den Technologiesektor. Diesem droht zudem Ungemach von der Zinsfront. Höhere Zölle bedeuten höhere Preise, worauf die Notenbanken im Zweifel reagieren müssten, um einen erneuten Anstieg der Inflationsrate zu verhindern. Neben den direkten Auswirkungen der Zölle, wie sie beispielsweise importabhängige Unternehmen wie den weltgrößten Sportartikelhersteller Nike, betreffen, lautet die Sorge: ein Mix aus Handelsbarrieren, Inflation und Rezession, könnte dazu führen, dass die so lange währende Outperformance des US-Aktienmarkts insgesamt ein Ende findet.

Der bekannte Autor und Finanzanalyst Ed Yardeni warnt nun allerdings vor überstürzten Verkäufen, berichtet Business Insider. Yardeni war unter anderem Chief Investment Strategist bei Oak Associates und der US-Aktienabteilung der Deutschen Bank. Inzwischen führt er sein eigenes Unternehmen, Yardeni Research, über das er globale Anlagestrategien bereitstellt. Zwar sieht auch Yardeni eine 45-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Stagflation in den USA, also keine Rezession aber Nullwachstum gepaart mit steigenden Preisen, doch US-Aktien, meint der Stratege, könnte das im internationalen Vergleich sogar attraktiver machen. Freilich, weniger, kein oder sogar Minuswachstum ist immer erst einmal schlecht für den Aktienmarkt, doch kommt es über die USA hinaus global zu Wachstumseinbußen, könnten die US-Aktien als „sicherer Hafen“ angefahren werden. Die US-Wirtschaft verfüge über Vorteile, wie sie andere Nationen nicht hätten, weshalb sie sich in einem Abschwung besser behaupten könne, so Yardeni. „Die USA befinden sich in Vollbeschäftigung, sind ein Nettoenergieexporteur und haben eine dynamische, flexible Dienstleistungswirtschaft“, erklärt Yardeni. Hingegen würde eine zollbedingte US-Rezession besondere Exporteure aus dem Ausland treffen, wie Deutschland und Großbritannien, die beide bereits mit dem Abschwung kämpfen. Die Fed hätte überdies noch mehr Spielraum, um die Zinsen zu senken, um damit gegen eine Rezession anzugehen. Und die hohen Schulden in den USA seien zwar Grund zur Sorge, jedoch im Vergleich zu den Verbindlichkeiten Chinas weniger gravierend. Geht es nach Yardeni, könnten also bei insgesamt sinkenden Aktienkursen, die Papiere der US-Unternehmen im Vergleich immer noch den Rest der Welt outperformen. „Wir halten an unserer Stay Home-Strategie fest und empfehlen Managern globaler Portfolios, US-Aktien überzugewichten.“

Zunächst einmal ging es am Freitag aber weiter abwärts. Der S&P 500 notierte vorbörslich mit knapp drei Prozent im Minus. Der Dax stand am Mittag mit fast Prozent im roten Bereich. Für den Moment scheinen Anleger sich wenig Gedanken darüber zu machen, welche Aktien aus welchem Land sie übergewichten wollen. Alle wollen dafür gleichzeitig raus aus dem Risiko. Trump hat mit seinen Zöllen nämlich auch psychologisch etwas verändert: es dürfte spätestens jetzt allen am Markt klar sein, dass der US-Präsident in seiner zweiten Amtszeit auch eine Rezession und einen Börsencrash in Kauf nimmt, um seine Agenda durchzusetzen. Diesmal schreckt Donald Trump vor nichts und niemandem mehr zurück. Das schürt Ängste über die beschlossenen Zölle hinaus.

 

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