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Goldpreis auf Rekordhoch: Analyse der Markttreiber und Investmentoptionen

(Foto: shutterstock)

Der Goldpreis erreicht mit über 3.000 US-Dollar pro Unze ein neues Allzeithoch. Experten diskutieren über die Gründe und die weitere Entwicklung.

Der Goldpreis hat im März seine Rekordjagd fortgesetzt und die Marke von 3.000 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) deutlich überschritten. Seit Jahresbeginn verzeichnet das Edelmetall damit einen Wertzuwachs von rund 20 Prozent, nach einem Preisanstieg von rund 40 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten.

Geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten als Preistreiber

Die jüngsten Goldpreis-Rekorde sind eng mit globalen Entwicklungen verknüpft. Geopolitische Konflikte und wirtschaftliche Unsicherheiten haben die Nachfrage nach dem als "sicherer Hafen" geltenden Edelmetall deutlich angekurbelt. Insbesondere die von der Trump-Administration eingeführten neuen US-Zölle haben laut Marktbeobachtern zu verstärkten Goldkäufen geführt.

Olaf Stotz, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management, warnt jedoch vor einer Überinterpretation: "Wenn man sich den Chart von Gold über einen längeren Zeitraum anschaut, dann sieht man wenig starke Anstiege des Goldpreises." Er betont, dass es in den letzten 30 Jahren "im Prinzip nur zwei bis drei" signifikante Preissteigerungen gab.

Zentralbanken als wichtige Nachfragequelle

Ein wesentlicher Faktor für die aktuelle Goldpreisrallye ist die starke Nachfrage. Laut World Gold Council war die Goldnachfrage im Jahr 2024 mit 4.974 Tonnen so hoch wie nie zuvor. Dies sei vor allem auf die anhaltend starken Käufe der Zentralbanken und die steigende Investmentnachfrage zurückzuführen. So haben die Zentralbankkäufe im dritten Jahr in Folge die Marke von 1.000 Tonnen überschritten. Im vierten Quartal 2024 stiegen die Käufe deutlich auf 333 Tonnen, womit sich die jährlichen Käufe der Zentralbanken auf 1.045 Tonnen summierten. Viele Länder nutzen Goldreserven, um ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern und sich gegen Währungsschwankungen abzusichern.

Louise Street, Senior Markets Analyst beim World Gold Council, kommentiert: "Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken auch 2025 das Sagen haben werden und dass Anleger in börsengehandelte Goldfonds investieren werden, insbesondere wenn wir niedrigere, wenn auch volatile Zinsen sehen. Andererseits dürfte der Schmucksektor weiterhin schwach bleiben, da der hohe Goldpreis und das schwache Wirtschaftswachstum die Kaufkraft der Verbraucher schmälern. Geopolitische und makroökonomische Unsicherheiten dürften in diesem Jahr die vorherrschenden Themen sein und die Nachfrage nach Gold als Vermögensspeicher und Risikoabsicherung stützen.

Angebotsentwicklung und Goldförderung

Die hohen Goldpreise haben auch Auswirkungen auf die Angebotsseite. Jon Mills, Analyst bei Morningstar, erwartet eine Ausweitung der Goldförderung: "Jeder versucht, eine Goldmine zu eröffnen, weil es sich lohnt." Besonders in Australien, einem der weltweit größten Produzenten, rechnet er mit einem Anstieg der Fördermengen.

Im Jahr 2024 wurden laut der US Geological Survey weltweit rund 3.300 Tonnen Gold gefördert. China, Australien, Russland und Nordamerika zählen zu den größten Förderländern. Der World Gold Council schätzt, dass seit dem ersten Goldrausch insgesamt mehr als 200.000 Tonnen Gold gefördert wurden.

Investmentmöglichkeiten in Gold

Für Privatanleger bieten sich verschiedene Möglichkeiten, in Gold zu investieren. Neben physischem Gold in Form von Münzen oder Barren existieren auch börsengehandelte Produkte wie Gold-ETFs (Exchange Traded Funds) und Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities). Diese ermöglichen ein Investment in Gold ohne die Notwendigkeit der physischen Lagerung.

Eine weitere Option sind Investments in Goldminenaktien. Zu den größten börsennotierten Minenbetreibern gehören Newmont Mining aus den USA und Barrick Gold aus Kanada. Allerdings weist Experte Stotz darauf hin, dass Investments in Einzelaktien mit höheren Risiken verbunden sind, etwa durch mögliche Insolvenzen oder Betriebseinstellungen.

Fazit

Die Entwicklung des Goldpreises lässt sich nicht allein aus ökonomischer Perspektive deuten – sie ist Ausdruck eines komplexen Wechselspiels zwischen Psychologie, Politik und makroökonomischen Kräften. Gold fungiert nicht nur als materieller Vermögenswert, sondern auch als kollektives Symbol für Stabilität in einer von Unsicherheit geprägten Welt. In Zeiten globaler Umbrüche gewinnt es dadurch eine fast archetypische Bedeutung. Wer in Gold investiert, investiert letztlich in Vertrauen – sei es in das Metall selbst oder in die Konstanz der Krise. Die Zukunft des Goldes ist daher nicht bloß eine Frage von Angebot und Nachfrage, sondern auch von Erwartung und Erzählung.

Geschichte des Goldes – Ein Überblick

  • ca. 3000 v. Chr.: Im Alten Ägypten wird Gold erstmals systematisch verwendet – als Zeichen göttlicher Macht und Statussymbol der Herrschenden.
  • 6. Jahrhundert v. Chr.: Im lydischen Reich (heutige Türkei) werden die ersten standardisierten Goldmünzen geprägt – ein Meilenstein für den Geldverkehr.

  • Mittelalter: Gold wird zur Basis vieler europäischer Währungssysteme und spielt eine zentrale Rolle im internationalen Handel.

  • 19. Jahrhundert: Einführung des Goldstandards – viele Staaten koppeln ihre Währungen an feste Goldmengen, was Stabilität und internationales Vertrauen fördert.

  • 1944: Das Bretton-Woods-System macht den US-Dollar zur Leitwährung, die offiziell mit Gold gedeckt ist – der Dollar ersetzt Gold de facto als globale Referenz.

  • 1971: US-Präsident Nixon hebt die Goldbindung des Dollars auf – das Ende des Goldstandards markiert den Übergang zu flexiblen Wechselkursen.

  • 1980: Infolge hoher Inflation und geopolitischer Unsicherheiten erreicht der Goldpreis erstmals über 800 US-Dollar pro Unze – ein damaliger Rekord.

  • 2011: Nach der globalen Finanzkrise steigt der Goldpreis auf rund 1.900 US-Dollar – getrieben von Unsicherheit und Inflationsängsten.

  • 2025: Mit über 3.000 US-Dollar pro Unze markiert Gold neue Allzeithochs – vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen und globaler Wirtschaftssorgen.

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