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Rohstoffe > Rekordkäufe

Alle wollen Gold

(Foto: Shutterstock)

Noch nie wurde binnen eines Jahres weltweit so viel Gold gekauft, wie 2024. Selten ist der Preis für das Edelmetall in so kurzer Zeit so stark gestiegen. Wie lange hält die Rally noch?

Mitten im Hype um KI-Aktien ging der sagenhafte Anstieg des Goldpreises im vergangenen Jahr fast unter. Nvidia, Broadcom und Co dominierten die Schlagzeilen, während das Edelmetall Geschichte schrieb. Noch nie wurde innerhalb eines Jahres so viel Geld gekauft, wie 2024. Daten des Branchenverbands World Gould Council (WGC) nach, lag die globale Nachfrage bei knapp 5.000 Tonnen. Gesamtwert: 382 Milliarden US-Dollar. Die Zentralbanken kauften das dritte Jahr in Folge mehr als 1.000 Tonnen des Edelmetalls, die Investorennachfrage lag mit 1.180 Tonnen im Jahresvergleich um rund ein Viertel höher.

Der Preis für eine Feinunze kletterte 40-Mal auf ein neues Rekordhoch. Auf Jahressicht blieb am Ende ein Kursplus von fast 30 Prozent. Im historischen Vergleich ist das eine gigantische Preisexplosion, mit der Gold locker den Dax (plus 18 Prozent) geschlagen hat.

Im neuen Jahr geht es bislang genauso weiter. Anfang der Woche stieg der Goldpreis auf ein neues Rekordhoch bei 2.870 US-Dollar, womit sich 2025 schon wieder ein Kursplus von über neun Prozent aufsummiert hat. Auch damit liegt das Edelmetall – wenn auch nur knapp – vor dem Dax. Die 3.000-Dollar-Marke ist in Reichweite. Bei J.P. Morgan gehen die Rohstoffanalysten davon aus, dass der Preis dieses Jahr bis dahin steigen könnte. Auch beim Vermögensverwalter Wisdom Tree lautet das Konsensszenario 3.030 Dollar – bis zum dritten Quartal 2025. Im optimistischen Szenario halten die Experten zu diesem Zeitpunkt auch 3.360 Dollar für möglich.

Das perfekte Match: sinkende Zinsen bei gleichzeitigen Inflationssorgen

Folgt auf die Mega-Rally 2024 also gleich der nächste steile Preisanstieg? Dafür spricht, dass sich an den Gründen für den hochlaufenden Kurs wenig geändert hat. Der Goldpreis profitiert von fallenden Zinsen, weil das Edelmetall, das selbst keine Zinsen oder Dividenden abwirft, so vergleichsweise attraktiver wird und mit fallenden US-Zinsen der US-Dollar schwächer wird, womit Gold für Käufer außerhalb der USA günstiger wird. Den Experten des World Gold Council nach war die Abschwächung des US-Dollars für die jüngste Gold-Rally ein entscheidender Faktor. Gleichzeitig schätzen Investoren Gold aber auch als Wertabsicherung in Zeiten hoher Inflationsraten. Aktuell stützt beides die Preisentwicklung. Die Zinsen dürften mittelfristig weiter fallen. Kurzfristig befürchten viele Marktteilnehmer aufgrund der Zollpolitik Donald Trumps jedoch eine anziehende Inflation in den USA. Die Zinsen könnten also sinken, während die Inflation wieder leicht zulegt. Für den Goldpreis das perfekte Match.

„Die Sorge vor einer Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und bedeutenden Handelspartnern spielt Gold weiter in die Karten“, schreiben die Experten des Brokers IG. Die Rohstoffexperten der BayernLB wiesen in diesem Zusammenhang kürzlich daraufhin, dass sich einige Marktteilnehmer sogar Gedanken darüber machten, ob Trumps Zölle auch Goldimporte treffen könnten. In der Folge hätten sich „Knappheitserscheinungen“ am Handelsplatz in London ergeben, weil sich Lagerbestände von dort in die USA verschoben.

Geopolitische Risiken weiter im Fokus

„Unseres Erachtens besitzt Gold das Potenzial, in einem Umfeld von Zinssenkungen, geopolitischen Sorgen und einer starken Anlegerstimmung gegenüber dem Edelmetall weiter zu steigen“, fasst WisdomTree-Rohstoffanalyst Nitesh Shah die Gemengelage zusammen. Die geopolitischen Risiken dürften dabei hauptursächlich für das gestiegene Gold-Interesse sein. Mit Blick in den Nahen Osten, die Ukraine oder nach Taiwan gibt es derzeit viele gute Gründe für eine eher defensive Ausrichtung im Portfolio, die zwangsläufig die Krisenwährung Gold mitberücksichtigt. Ohne diese grundsätzlich Skepsis gegenüber diesen und weiteren Konflikten, die jederzeit genügend Eskalationspotenzial aufweisen, um die Börsen weltweit einbrechen zu lassen, wäre trotz der anderen positiven Faktoren die Nachfrage nach Gold wahrscheinlich deutlich geringer.

Denn nach wie vor gilt: Gold erwirtschaftet keine Erträge. Der Wert des Edelmetalls bemisst sich aus Angebot und Nachfrage. Und die Nachfrage ist das Ergebnis menschlicher Psychologie. Gold kann nicht in seine Bewertung hineinwachsen, weil es nicht wächst und keine Bewertung hat. Gold wird daher – richtigerweise – häufig als totes Kapital bezeichnet. Gold ist ein Stabilitätsanker im Portfolio, aber nicht für das Erwirtschaften hoher Renditen zuständig. Ohne die gegenwärtige multiple Krisenlage in der Welt, wäre der Goldpreisanstieg der vergangenen Monate kaum so passiert.

Das allerdings spricht auch dafür, dass sich die Rally weiter fortsetzt. Die bestehenden Krisenherde dürften so schnell nicht verschwinden. Der nun losgetretene Handelskonflikt zwischen China und den USA verspricht eher das Gegenteil.

Zentralbanknachfrage dürfte hoch bleiben, Münz- und Barrennachfrage könnte nachlassen

So geht der WGC davon aus, dass die Nachfrage der Zentralbanken auch 2025 vergleichsweise stark ausfallen dürfte. „Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken auch im Jahr 2025 das Sagen haben werden und dass die Anleger von Gold-ETFs mitmischen werden, vor allem wenn es niedrigere, volatile Zinssätze geben wird“, schrieb WGC-Analystin Louise Street.

Es gibt sich aber natürlich noch, die Pessimisten. Die Ratingagentur Fitch hält 2025 einen Rückgang des Goldpreises auf bis zu 2.000 Dollar für möglich. Das käme einem Crash gleich. Die Analysten gehen davon aus, dass der sehr hohe Goldpreis auf die Nachfrage drückt und zu Gewinnmitnahmen führt.

Bislang ist davon noch nichts zu sehen. Aber auch die Analysten der HSBC sind skeptisch und sehen den Kipppunkt im zweiten Halbjahr. „Eine Kombination aus physischen und finanziellen Marktfaktoren könnte die Rallye bis 2025 bremsen“, heißt es in einem Research-Papier. „Auf dem physischen Markt führen die hohen Goldpreise zu einem deutlichen Rückgang der Goldschmuckkäufe und einer geringeren Nachfrage nach Goldmünzen und -barren. Gleichzeitig steigt die weltweite Goldproduktion in diesem und im nächsten Jahr an, wobei der Bergbau die größte Einzelquelle für neue Lieferungen an den Markt darstellt.“

Natürlich könnten dies aber höhere Zentralbankkäufe ausgleichen. In jedem Fall sollten Anleger bei den derzeitigen Höchstständen trotz vieler für Gold positiver Faktoren Vorsicht walten lassen.

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