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Märkte > Wie Anleger jetzt ihr Depot sortieren sollten

Das Trump-Portfolio

(Foto: Picture Alliance / Associated Press / Evan Vucci)

Donald Trump hat die US-Wahl gewonnen. Schon am Tag danach sorgte das für mächtig Wirbel an den Börsen. Welche Asset-Klassen, Branchen und Einzelaktien jetzt profitieren – und welche nicht.

Euphorie an der Wall Street, Kater an den Börsen in Europa. In einer ersten Reaktion auf die Wahl Donald Trumps zum 47. USPräsidenten haben die Märkte in den „America First“-Modus geschaltet. Trumps am Ende klarer Sieg gegen Kamala Harris im Rennen um das Weiße Haus hat auf dem New Yorker Parkett eine regelrechte Rekordjagd ausgelöst. Der Leitindex Dow Jones Industrial kletterte am Tag nach der Wahl um drei Prozent auf ein neues Rekordhoch bei 43.500 Punkten. Der marktbreite S&P 500 sowie der Technologieindex Nasdaq100 erreichten mit Anstiegen um 1,8 und 1,9 Prozent ebenfalls Rekordniveaus. Der Dax hingegen rutschte nach zunächst freundlicher Eröffnung im Tagesverlauf ins Minus. Der EuroStoxx50 verzeichnete ebenfalls Verluste. Auch einzelne Aktien, der Bitcoin, Gold und der US-Dollar reagierten teils deutlich auf die Rückkehr Trumps nach Washington.

An der Wall Street spielt die Musik

Müssen Anleger ihr Portfolio jetzt neu sortieren? Experten empfehlen in jedem Fall mehrheitlich den Fokus auf US-Aktien zu legen. Das war auch vor der Wahl schon so, doch Donald Trumps Rückkehr als Präsident dürfte die Performance-Lücke zwischen europäischen und US-Aktien noch einmal zugunsten letzterer vergrößern. „US-Aktien sind erst recht nach dieser Wahl ganz klar die Favoriten“, schreibt Eckhard Schulte von MainSky Asset Management.

„Long-US-Aktien und hier insbesondere das Stockpicking sind das Vorgehen, das sich nach der Wahl empfiehlt“, meint Benjamin Bente von Vates Invest. Jochen Stanzl, Chef- Marktanalyst bei CMC Markets, erklärt: „Bestenfalls ist der Dax jetzt nur noch der Nachzügler, die Zugpferde sind jetzt an der Wall Street, dort spielt weiter die Musik.“

Deutsche Autowerte brechen ein

Trump steht wirtschaftspolitisch für Deregulierung und Steuersenkungen, wovon positive Impulse für die US-Wirtschaft ausgehen dürften. Gleichzeitig könnten die von ihm angekündigten Strafzölle die europäische und insbesondere die kriselnde deutsche Industrie zu einem ungünstigen Zeitpunkt treffen. Europa dürfte mit Trump „wenig zu lachen“ haben, schätzt Christian Henke, Analyst beim Broker IG. „Vor allem das Thema Zölle schwebt wie ein Damoklesschwert über den Handelsplätzen auf dem alten Kontinent“, so der Experte. Die Aktien der deutschen Autohersteller gehörten deshalb am ersten Handelstag nach der Wahl zu den größten Verlierern. Die Papiere von VW verloren 4,3 Prozent, Porsche-Aktien sackten um fast fünf Prozent ab, die Titel von Mercedes- Benz und BMW lagen sogar mit über sechs Prozent im Minus. Für die Branche dürften hierzulande nun noch härtere Zeiten anbrechen, analysiert Jürgen Molnar von RoboMarkets.

Rüstung gefragt, Erneuerbare Energie auf Verkaufsliste

Ebenfalls tiefrot notierten unter der Woche die Aktien von RWE, Nordex und SMA Solar. Trump gilt als Verfechter fossiler Energie, hat zudem im Wahlkampf angekündigt, keine Offshore-Windraftanlagen mehr zulassen zu wollen. Im Plus notierten in einer ersten Reaktion auf die US-Wahl hingegen die Papiere der Rüstungsunternehmen Rheinmetall und Hensoldt. Unter Trump ist davon auszugehen, dass der Druck auf Europas Nato-Staaten steigt, mehr in ihre eigene Verteidigung und damit auch Rüstung zu investieren.

US-Bankensektor im Fokus

In den USA schossen derweil die Aktien der Banken zum Teil zweistellig in die Höhe. Goldman Sachs-Titel kletterten um zwölf Prozent, die Papiere von JPMorgan um fast zehn Prozent. Investoren erwarten von Trump eine Lockerung in der Finanzmarktregulierung. Gegenüber dem europäischen Bankensenktor könnten die ohnehin seit Jahren enteilten USInstitute ihre Vormachtstellung damit noch weiter ausbauen. Ebenfalls zweistellig stiegen die Aktien von Cleveland-Cliffs und Nucor, zwei Unternehmen aus der US-Stahlindustrie. Die Branche könnte besonders von Trumps Schutzzöllen und protektionistischen Bestrebungen profitieren. Party feierten darüber hinaus Aktionäre des E-Autohersteller Tesla. Plus 13 Prozent gewann die Aktie innerhalb eines Tages nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse. Tesla-Gründer und Chef Elon Musk hatte Trump im Wahlkampf unterstützt. Hier dürften allerdings viele spekulativ agierende Trader den Kurs nach oben getragen haben. Inwieweit Trump langfristig für eine Rally bei
Tesla sorgen kann, bleibt im Ungefähren.

Mit Blick auf den Aktienmarkt insgesamt bleibt als Fazit: US-Aktien könnten weiter steigen, außerhalb der USA gilt es, wie es Vates Invest-Geschäftsführer Bente empfiehlt „die ein oder andere Branche oder das ein oder andere Unternehmen, das von Vergeltungszöllen betroffen sein könnte, rechtzeitig zu identifizieren und möglicherweise zu meiden und die klaren Gewinner der trumpschen Agenda ins Portfolio zu nehmen“.

Bitcoin bald bei 100.000 US-Dollar?

Der vielleicht größte Gewinner sind die Kryptomärkte. Noch bevor die Wahl endgültig entschieden war, erreichte der Bitcoin-Kurs infolge des sich abzeichnenden Trump-Sieges ein neues Rekordhoch bei 75.300 US-Dollar. Die Branche jubelt. „Die Zukunft für Krypto hat noch nie besser ausgesehen als heute“, schrieb Kris Marszalek, Chef der weltweit zweitgrößten Kryptobörse crypto.com, auf X. Trump hatte im Sommer angekündigt eine staatliche strategische Bitcoin-Reserve schaffen zu wollen, sowie einen Bitcoin- und Kryptorat zu etablieren. Es deutet viel daraufhin, dass die Kryptobranche unter Trump mehr staatliche Aufmerksamkeit und Wohlwollen erfährt, sprich auch weniger Regulierung fürchten muss. Einige Experten halt ein baldiges Erreichen der 100.000 US-Dollar-Schwelle für realistisch.

Kehrt die Inflation zurück?

Deutlich stieg im Zuge des republikanischen Wahlsiegs auch der US-Dollar an. Investoren rechnen damit, dass Trump mit seiner Wirtschaftspolitik die Inflation wieder anschieben wird. Einem Bericht des Peterson Institute for
International Economics (PIIE) nach, könnte Trumps Politik die Inflation bis 2026 wieder auf über neun Prozent steigen lassen. „Unsere Analyse zeigt, dass Trumps Politik die Amerikaner am meisten kosten wird“, schreiben die PIIEExperten. Damit wäre die Fed gezwungen ihren Zinssenkungskurs zu beenden. Und je höher der Zinssatz, desto attraktiver ist der US-Dollar für Investoren. Das könnte die Preise für Gold und Rohöl drücken, da diese sich so für Länder außerhalb des Dollar-Raums verteuerten. Die Aussicht auf weniger schnell sinkende oder sogar wieder steigende Zinsen könnte aber auch die Rally am Aktienmarkt abrupt beenden. Dann wäre die Euphorie an der Wall-Street dahin und im Portfolio würden sich hohe Cash-Bestände bezahlt machen.

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