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Märkte > Staatsbeteiligungen

Einsteigen, wenn der Staat einsteigt?

(Foto: picture alliance / SvenSimon | Malte Ossowski/SVEN SIMON)

Es gibt Gründe dafür. Aber auch einige dagegen. Ein Schlagabtausch.

Der Staat kann Sicherheit geben!

Von Oliver Götz

Die Staatsbeteiligung hat an der Börse einen wirklich schlechten Ruf. Die Gründe dafür: Oft langt der Staat erst hin, wenn die Firma in der finanziellen Schieflage steckt. Irgendeiner noch in Erinnerung die Sache mit der Commerzbank? Oder in der Corona-Pandemie die Deutsche Lufthansa? In anderen Fällen, wie bei Deutscher Post und Deutscher Telekom, ist die Staatsbeteiligung ein Überbleibsel aus der einstigen Privatisierung. Dass der Staat hier, bei im Kern gesunden und profitabel wirtschaftenden Unternehmen, Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen nimmt, sehen Investoren sehr kritisch. Ja, womöglich stehen politische und nationale Interessen im Vordergrund, jedoch nicht die für eine gute Aktienkursentwicklung relevante Gewinnmaximierung.

Das allein ist jedoch zu einseitig gedacht. Staatsbeteiligungen können sehr wohl auch ein schönes Vertrauenssignal sein, eine Unverzichtbarkeitserklärung an das Unternehmen. Das kann Abwärtstrends stoppen und privaten Investoren Sicherheit geben. Während andere Investoren in Krisenzeiten oft vorsichtig agieren, sichert der Staat damit Unternehmen, die für die Volkswirtschaft von Bedeutung sind. Zumindest hierzulande steigt der Bund nicht aus Jux und Tollerei in Firmen ein, sondern gerade dann, wenn diese als unverzichtbar, als systemrelevant gelten.

Für Anleger bedeutet das die Chance auf günstig bewertete, sichere Häfen. Besonders dann, wenn die betreffenden Unternehmen unverschuldet in Not gerieten. In vielen Fällen liegt der Kurs dann unter dem fairen Marktwert, was Spielraum für Wachstum bietet, wenn eingeleitete Restrukturierungsmaßnahmen greifen.

Jetzt zur Lufthansa: Durch staatliche Mittel in Milliardenhöhe konnte der Konzern während der Pandemie einfach weitermachen und sich als führende europäische Fluggesellschaft behaupten. Mit seinem Einstieg bei 2,56 Euro je Aktie beruhigte der Bund die Anleger 2020. Zwei Jahre später folgte der Verkauf, die letzten Papiere wurden zum Preis von 6,11 Euro am Markt platziert. Ein lohnendes Geschäft für Staat und Steuerzahler – und für diejenigen, die den Staatseinstieg ursprünglich zum Kauf der Aktie nutzten. Steigt der Staat ein, vergrößern sich im Krisenfall die Chancen auf den Turnaround, da auch private Kapitalgeber und Banken wieder eher bereit sind, Kredite oder sonstige Finanzierungen zu geben. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit kann das Engagement des Staates wie ein Sicherheitsnetz wirken und so das Risiko für andere Investoren reduzieren.

Einer der größten Vorteile staatlicher Beteiligungen ist dazu die Aussicht auf langfristige Stabilität. Während viele private Investoren mit einem kurzfristigen Fokus auf Gewinne agieren, gilt der Staat als behäbiger Investor. Wie eingangs skizziert, ist er deshalb als Anteilseigner an der Börse auch eher unbeliebt. Doch wer mit langem Anlagehorizont anlegt, der bekommt wie im Fall der Deutschen Telekom, seit Jahren stabile Dividenden zu stabilen Kursen. Die Deutsche Post-Aktie lief volatiler, überzeugt aber ebenfalls mit einer Dividendenrendite von über vier Prozent. Dass Staatsbeteiligungen am freien Kapitalmarkt grundsätzlich negativ gesehen werden, ist gut. Manches Mal sind sie aber besser als ihr Ruf.

Gott bewahre!

Von Matthias Lauerer

Beim The World Economic Forum heißt es zum Thema: Sollten Regierungen Firmen in der Krise Firmen retten oder
kaufen? „Die Zentralbanken agieren nicht nur als ´Kreditgeber der letzten Instanz´, sondern auch als „Marktmacher
der letzten Instanz“, was zu Fehlanreizen und moralischem Risiko führt, sodass Unternehmen wenig bis gar keine Konsequenzen für eine potenziell übermäßige Risikobereitschaft tragen.“ Und dann noch: „Die Regierungen
sollten die Anreize für Firmen neu ausrichten und die Ausgaben auf Sozialschutzsysteme konzentrieren, die den Einzelnen unterstützen und die wirtschaftlichen und sozialen Folge von Rezessionen abfedern.“

Sicher, für einige Menschen haben solche Rettungsaktionen wie während der Corona-Pandemie Vorteile. Wenn Unternehmen während einer Rezession oder aufgrund von Schließungen wie der Coronavirus- Quarantäne in Schwierigkeiten geraten, sinkt ihr Aktienkurs. Wenn Unternehmen Rettungsgelder erhalten, steigt der Aktienkurs. Das ist positiv für diejenigen, die just dann in die Aktien dieser Unternehmen investieren. Das Problem dabei ist, dass die Rettungsaktionen den Bürgern, die nicht investieren, keine Vorteile bietet und das, obwohl die Rettungsaktionen durch ihre Steuern finanziert werden.

Eigentlich gilt doch: Wenn die Bevölkerung zur Rettung von Unternehmen herangezogen wird, sollte jene auch einen Teil des Nutzens erhalten. Die Lösung muss darin bestehen, allen einen Anteil am Eigenkapital dieser geretteten Butzen zu geben. 2002 schrieb der Spiegel dazu: „Ein privates Unternehmen geht pleite, der Staat springt mit öffentlichen Geldern in die Bresche. Der Fall ´Mobil- Com´ ist für Gerhard Schröder vertrautes Terrain. Der Kanzler profiliert sich gerne als Retter in der Not - sein Herausforderer Stoiber übrigens auch. Langfristig haben die Interventionisten noch keine Firma vor der Pleite bewahrt.“ Hm, der SPD-Kanzler Helmut Schmidt sah das 23 Jahre zuvor noch ganz anders. „Wir sind doch nicht der Reparaturbetrieb des Kapitalismus“ hieß es vom Norddeutschen, als mal eben der, damals zweitgrößte deutsche Elektronikkonzern AEG mit Steuergeldern gerettet werden sollte.

Fast 180.000 Arbeitsplätze standen damals auf dem Spiel. Eine Beteiligung des Bundes? Bitte nicht. „Der Bund hat nicht die Absicht, ein Trödelladen von Unternehmen zu werden, die in Schwierigkeiten stecken.“ Kann man so sagen. Richtig so, denn so ein populistisches Getue hätte man auch dem Ex-US-Präsidenten Ronnie Reagan zu Lebenszeiten nicht zuflüstern dürfen. Der hielt nix von staatlichen Eingriffen, gar nix. Sein Erfolg: „Als Reagan aus dem Amt schied, erlebte die Nation das sechste Jahr wirtschaftlichen Wohlstands in Folge“, wie es die „Ronald Reagan Presidential Library“ schreibt. Ach und wie geht es dem von Ex-Kanzler Gerhard Schröder 1999 geretteten
„Philipp Holzmann AG“ heute? Und der „MobilCom“? Jene Unternehmen sind längst in den Annalen der Geschichte verschwunden ...

 

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