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Märkte > US-Kreditwürdigkeit sinkt

Moody’s entzieht den USA das Top-Rating – Märkte reagieren nervös

(Foto: shutterstock)

Die US-Schulden steigen, das Rating fällt – und Renditen ziehen an. Warum der Dollar schwächelt und Anleger jetzt besonders wachsam sein sollten.

USA verlieren ihren letzten Triple-A-Status

Mit der aktuellen Herabstufung durch Moody’s haben nun alle drei großen Ratingagenturen den Vereinigten Staaten die Bestnote entzogen. S&P war bereits 2011 den ersten Schritt gegangen, Fitch folgte 2023 nach dem Schuldenstreit im Kongress. Jetzt verliert die weltgrößte Volkswirtschaft auch bei Moody’s ihren letzten Top-Status auf dem internationalen Kapitalmarkt.

Moody’s warnt vor wachsender Schuldenlast

Die Ratingagentur begründet den Schritt mit der weiterhin steigenden Staatsverschuldung und den wachsenden Kosten für deren Bedienung. Moody’s rechnet damit, dass die US-Staatsschulden bis 2035 auf 134 % des BIP steigen könnten – gegenüber 98 % im Jahr 2024. Schon heute fließen fast 30 % der Steuereinnahmen in den Schuldendienst. Gleichzeitig wirft die Agentur Regierung und Kongress vor, keine wirksamen Maßnahmen zur Konsolidierung der Staatsfinanzen ergriffen zu haben.

Märkte reagieren mit Kursverlusten und steigenden Renditen

Die Herabstufung durch Moody’s sorgte umgehend für spürbare Verwerfungen an den Märkten. Investoren trennten sich von US-Staatsanleihen, woraufhin die Rendite der 10-jährigen Treasuries auf 4,54 % stieg. Die 30-jährige durchbrach erstmals seit Monaten wieder die 5 %-Marke. Auch an den Aktienmärkten zeigten sich Belastungsspuren: Die Futures auf den S&P 500 und den Nasdaq gerieten am Montag vorbörslich unter Druck. Gleichzeitig schwächte sich der US-Dollar weiter ab – der Dollar-Index gab nach und signalisierte zunehmende Unsicherheit über die Stabilität der US-Währung.

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Zwischen Steuersenkung und Spardruck – Moody’s zweifelt am US-Kurs

Das Weiße Haus reagierte umgehend mit scharfer Kritik. Kommunikationsdirektor Steven Cheung warf Moody’s-Ökonom Mark Zandi politische Voreingenommenheit vor, obwohl dieser nicht am Ratingprozess beteiligt war. Die Trump-Regierung versucht derweil, mit einem umfassenden Steuerpaket und geplanten Sparmaßnahmen gegen die steigenden Finanzierungskosten vorzugehen. Ein Kongressausschuss hat das Paket bereits gebilligt, das unter anderem Steuererleichterungen für Unternehmen und Haushalte vorsieht.

Moody’s bleibt jedoch skeptisch: Die erhoffte Wachstumsdynamik könne die sinkenden Staatseinnahmen nicht ausgleichen, heißt es. Zwar plant die Regierung Ausgabenkürzungen und Einsparungen in der Verwaltung, doch ob diese ausreichen, um das strukturelle Defizit spürbar zu senken, bleibt fraglich.

Parallel dazu setzt die US-Regierung verstärkt auf digitale Finanzinnovationen. Dazu zählt die Regulierung von Stablecoins wie Tether, die auf Blockchain-Technologie basieren und bereits signifikante Summen in US-Staatsanleihen investieren. Zudem arbeitet Washington am Aufbau einer „Strategic Bitcoin Reserve“, um Kryptowährungen strategisch zu nutzen. Ergänzend werden erste Pilotprojekte für staatliche Blockchain-Anleihen getestet. Ziel dieser Initiativen ist es, neue Finanzierungsquellen zu erschließen und die USA im globalen Markt für digitale Vermögenswerte zu positionieren.

Timing unter Beschuss – Moody’s-Abstufung wirft Fragen auf

Besonders brisant: Die Herabstufung kommt genau in dem Moment, in dem die Regierung versucht, die steigenden Renditen zu stoppen. Statt einer Entlastung schickt Moody’s die Finanzierungskosten der USA weiter nach oben – ein herber Rückschlag für die Finanzpolitik der Regierung.

Zudem werfen Kritiker Moody’s vor, bewusst politisches Timing zu betreiben. Schließlich seien die Haushaltsprobleme nicht neu und hätten sich bereits unter der Biden-Regierung verschärft, ohne dass Moody’s damals reagierte. Warum also jetzt? Diese Frage dürfte die Diskussion um die Unabhängigkeit der Ratingagenturen weiter anheizen.

Blick auf China – Geopolitische Spannungen belasten den US-Anleihemarkt

Auch die internationalen Kapitalströme verdienen verstärkte Aufmerksamkeit. Große Gläubigerstaaten wie Japan und China halten zusammen rund ein Drittel der ausstehenden US-Staatsanleihen. Vor allem China hat in den vergangenen Jahren bereits begonnen, seine Bestände schrittweise abzubauen – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des anhaltenden Handelskonflikts mit den USA.

Die geopolitischen Spannungen könnten Chinas Bereitschaft, weiterhin als verlässlicher Gläubiger aufzutreten, zusätzlich verringern. Ein beschleunigter Abbau der US-Anleihebestände durch China wäre ein weiteres Belastungssignal für den Dollar und könnte die Refinanzierungskosten der USA zusätzlich in die Höhe treiben. Sollte auch Japan nachziehen, würde der Druck auf die US-Finanzmärkte weiter zunehmen.

Ausblick für Anleger – Welche Entwicklungen jetzt im Fokus stehen

Die Märkte haben die Herabstufung durch Moody’s zunächst mit spürbaren Kursreaktionen verarbeitet. Doch wie nachhaltig der Vertrauensverlust tatsächlich ist, dürfte sich erst in den kommenden Wochen zeigen. Besonders im Blick stehen nun die nächsten Zinsentscheidungen der US-Notenbank sowie frische Konjunkturdaten, die Hinweise darauf geben könnten, ob die US-Wirtschaft den Spagat zwischen Wachstum und Haushaltsdisziplin schafft.

Auch internationale Investoren dürften weiter genau beobachten, wie sich die Kapitalströme aus China und Japan entwickeln. Sollten die großen Gläubigerstaaten weitere Verkäufe von US-Staatsanleihen vornehmen, könnte dies die Nervosität an den Märkten weiter verstärken.

Fazit: Mehr Fragen als Antworten – Märkte bleiben unter Spannung

Die Herabstufung des US-Kreditratings durch Moody’s verstärkt die Unsicherheit an den Finanzmärkten. Während die US-Regierung versucht, die steigenden Renditen zu bremsen und das Vertrauen der Investoren zu stabilisieren, erhöht die Abstufung den politischen und finanziellen Druck – und befeuert neue Debatten über die künftige Haushalts- und Wirtschaftspolitik.

Anleger sollten sich auf anhaltende Schwankungen bei US-Staatsanleihen, dem Dollar und den Aktienmärkten einstellen. Wer Risiken begrenzen möchte, sollte Absicherungsstrategien in Betracht ziehen und gezielt auf alternative Anlageklassen setzen – etwa auf Gold, Rohstoffe oder stabile Währungen wie den Schweizer Franken –, die von einer weiteren Schwäche des US-Dollars profitieren könnten.

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