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Märkte > Kryptowährungen in aller Munde

Wie Trump mit Bitcoin die Finanzmärkte umkrempeln könnte

(Foto: tungtaechit / Shutterstock)

Der neue US-Präsident Donald Trump will Bitcoin als strategische Reserve nutzen – ein Schritt mit weitreichenden Folgen, nicht nur für die Finanzmärkte.

Was Donald Trump mit seiner Krypto-Strategie bezweckt, welche Auswirkungen Kryptowährungen als Staatsreserve auf andere Länder, das globale Finanzsystem und Anleger auf der ganzen Welt haben, analysiert Alfred Taudes, langjähriger Vortragender der WU Executive Academy und Leiter des Forschungsinstituts Kryptoökonomie der WU.

Persönliche Memecoins zur Unterstützung für Donald Trump und die First Lady, Bitcoin als Staatsreserve – Kryptowährungen spielen auf der politischen (und persönlichen) Agenda des neuen US-Präsidenten eine zentrale Rolle: Rund 16 Jahre nach der Einführung von Bitcoin ist der Kurs im Dezember 2024 erstmals auf über 100.000 US-Dollar gestiegen.

Maßgeblichen Anteil hatten die Ankündigungen des neuen US-Präsidenten, die Kryptowährung strategisch nutzen zu wollen. Donald Trump will außerdem den ehemaligen PayPal-Chef David Sacks zum Krypto- und KI-Beauftragten ernennen. Was werden die finanz- und geopolitischen Folgen davon sein? Alfred Taudes, Gründer des Forschungsinstituts für Kryptoökonomie der WU und wissenschaftlicher Leiter des Austrian Blockchain Centers, erläutert die möglichen Szenarien.

Bitcoin als strategische Reservewährung

Die USA streben an, Bitcoin als strategische Reservewährung zu etablieren, verwaltet durch den Exchange Stabilization Fund (ESF), der derzeit unter anderem Dollar, Fremdwährungen (vor allem Euro) und Staatsanleihen hält. Eine entsprechende Executive Order wurde bereits vorbereitet und könnte direkt nach der Amtseinführung von Donald Trump unterzeichnet werden. Konkret ist vorgesehen, mindestens 20 Milliarden US-Dollar in Bitcoin zu stecken. Dieses Beschaffungsprogramm soll innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden. Zusammen mit den von den USA konfiszierten ca. 200.000 Bitcoin hätte dann die USA zu heutigen Preisen ca. 400.000 Bitcoin. Damit wäre das Land einer der größten Bitcoinhalter, nach dem unbekannten Bitcoin-Gründer Satoshi Nakamoto, Vermögensverwalter BlackRock und Software-Konzern MicroStrategy. Die gehaltenen Bitcoins sollen gemäß dem Entwurf der Executive Order als strategische Reserve nur in außergewöhnlichen Krisensituationen verkauft und sonst mindestens 25 Jahre gehalten werden; für einen Verkauf bräuchte es eine präsidiale Genehmigung.
Eine solche Executive Order zur Einrichtung einer strategischen Bitcoin Reserve könnte in der zweiten Jahreshälfte umgesetzt werden und braucht keine Zustimmung der US-Zentralbank Fed oder des Kongresses – dafür könnte die Order vom nächsten Präsidenten wieder gekippt werden. Eine andere Variante sieht eine entsprechende Gesetzgebung durch den Kongress vor, was allerdings länger dauern und mehr Diskussionen bedeuten würde. Dafür wäre diese Variante auf Dauer rechtlich stabiler.

Das bezweckt Donald Trump mit seiner Krypto-Strategie

Was will Trump mit dem Fokus auf Bitcoin überhaupt erreichen? „Das hat einen strategischen Hintergrund“, erläutert Taudes. Es gehe um die Stärkung der US-Finanzmacht und des US-Dollars, der weiterhin der zentrale Hebel der Finanz- und Machtstrategie der USA bleibe. Eine Vorreiterrolle bei staatlichen Bitcoin-Reserven könnte eine ähnliche strategische Bedeutung wie jene der Goldreserven im 20. Jahrhundert haben. Bereits jetzt halten Staaten, die unter US-Sanktionsdrohungen stehen, mehr Goldreserven als andere Nationen; die Möglichkeit, internationale Zahlungen ohne Einschaltung des Bankennetzwerks abzuwickeln und Währungsreserven durch staatliches Bitcoin Mining zu erzeugen, macht Bitcoin als Alternative zu Dollar und Goldreserven attraktiv. Indem die USA als erste Nation eine Bitcoin-Reserve anlegt, macht sie diese Option für andere Staaten teurer und verringert damit das Risiko, dass andere Nationen Bitcoin gegen den Dollar einsetzen.

Bitcoin-Kurs und Integration in Finanzmärkte

Die neue institutionelle Nachfrage durch Staaten könnte den Bitcoin-Preis laut Prognosen bis 2027 bzw. Anfang 2028 auf über eine Million US-Dollar treiben. Der Hintergrund: Die strategische Bitcoin-Reserve der USA verringert das freie Angebot und könnte dazu führen, dass weitere Staaten eine analoge Strategie anwenden. Diese konkurrieren dann um die verbleibenden Bitcoins, die dann wiederum vom freien Markt verschwinden – das würde Knappheit und Wert von Bitcoin weiter erhöhen. Bereits in den vergangenen Jahren habe sich Bitcoin von einem „Asset für Nerds in Richtung Corporate Finance“ entwickelt, indem Firmen ihre Cash-Reserven durch Bitcoin ersetzen, sagt Taudes.

Technologie- und Innovationsschub für Krypto?

Eine Nutzung von Bitcoin als staatliche Reserve macht Investitionen in Verwaltung und vor allem Sicherheit nötig. Es brauche die Entwicklung eines „digitalen Fort Knox“ zur sicheren Verwahrung staatlicher Bitcoin-Bestände, einschließlich neuer Cyber-Sicherheitsstandards und quantensicherer Kryptographie. „Die USA werden hier viel investieren und Europa könnte in einer weiteren Schlüsseltechnologie abgehängt werden“, sagt Taudes.
Auch für das Mining, also das Erzeugen von Bitcoin, kann das Folgen haben: Länder mit großer Mining-Kapazität wie Kasachstan würden strategisch aufgewertet, China müsste sein derzeitiges Mining-Verbot möglicherweise überdenken. Mining könnte sogar als strategische Energiereserve genutzt werden; vor allem Staaten mit günstiger erneuerbarer Energie würden profitieren. So etwa hat Bhutan aus staatlichem Mining mit Wasserkraft Bitcoin im Wert von 750 Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Rund um Mining-Hubs könnten auch neue Finanzzentren entstehen.

Wie werden andere Länder reagieren?

Die Zentralbanken bleiben kritisch gegenüber Bitcoin eingestellt: Hohe Volatilität, begrenzte Liquidität und operationelle Risiken bremsen die Akzeptanz des Kryptoassets in diesem Bereich. Die Europäische Zentralbank hat sich bisher ausgesprochen kritisch gegenüber Bitcoin und anderen Kryptowährungen gezeigt. Als Alternative wird der Digitale Euro forciert. „Doch dieser ist keine echte Kryptowährung und könnte Bitcoin als strategische Reserve nicht ersetzen“, erklärt Taudes.

Zuletzt wurde unter anderem in der Schweiz und in Tschechien bereits über die strategische Veranlagung in Bitcoin diskutiert; sogar der frühere deutsche Bundesfinanzminister hat sich für eine Bitcoin-Reserve bei der EZB und Bundesbank ausgesprochen. Auch in mehreren US-Bundesstaaten gibt es Initiativen für eine strategische Bitcoin Reserve.

Fest steht aber, dass auch europäische Staaten neue Sicherheitsstandards und Compliance-Richtlinien benötigen würden, um Bitcoin sicher in ihre Finanzsysteme zu integrieren. Dabei verlieren die Argumente gegen die Kryptoassets – etwa die Nutzung für kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche – zunehmend an Bedeutung.

Die Folgen für Finanzmärkte und Anleger

Mit dem Eintritt von Staaten als aktive Besitzer von Bitcoin geht die Integration von Kryptowährungen in die traditionelle Finanzwelt in ihre nächste Phase. In den USA nutzen Privatanleger bereits Kryptoassets in Form von Bitcoin ETFs zur Diversifikation ihres Portfolios; das könnte auch in anderen Ländern stärker geschehen. Neue Finanzprodukte, Derivate und Portfoliostrategien werden entstehen.

Eine weitere Folge: Auch in Europa könnten Finanzdienstleister wie Bitpanda noch wichtiger werden und traditionelle Banken unter Druck setzen. Sogar auf den Arbeitsmarkt hätte eine Nutzung von Bitcoin als staatliche Reserve Folgen – der Bedarf an Spezialisten auch in Staatsinstitutionen würde steigen; klassische Finanzberufe könnten transformiert werden.

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