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Kehrt mit Donald Trump die Inflation zurück?

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS / John Bazemore)

Er hat angekündigt sie zu beseitigen, könnte sie am Ende aber womöglich zurückholen. Ökonomen glauben mehrheitlich, dass Trump mit seiner Politik neue Preisschocks auslöst.

Donald Trump will die Inflation in den USA komplett beseitigen. Er verspricht es sogar, sollte er am 5. November zum zweiten Mal zum Präsidenten der größten Volkswirtschaft der Welt gewählt werden. „Wenn ich gewinne, werde ich die Preise sofort runterbringen“, sagte er kürzlich auf einer Wahlkampf-Veranstaltung in Bedminster.

Tatsächlich hat sich die Teuerungsrate zuletzt deutlich abgeschwächt und lag im September mit 2,4 Prozent so niedrig wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Die US-Notenbank FED senkte daraufhin den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte. Weitere Zinssenkungen gelten als wahrscheinlich, sollte sich die Inflation auf dem gegenwärtigen Niveau stabilisieren oder sogar noch weiter sinken. Damit befinden sich die USA aktuell in einer deutlich komfortableren Lage, als ursprünglich befürchtet. Politik und Währungshütern ist es gelungen, die Inflation zu bändigen, ohne dabei das Wachstum abzuwürgen.

Geht es nach führenden Wirtschaftsexperten des Landes, könnte es hingegen Donald Trump sein, der als Präsident die Preise wieder in die Höhe schnellen lassen würde. Einer Umfrage des Wall Street Journal zufolge erwarten 68 Prozent von insgesamt 50 befragten Ökonomen, dass die Inflationsrate unter Trump, entgegen dessen anderslautender Beteuerungen, stärker ansteigt als unter seiner demokratischen Kontrahentin Kamala Harris. Nur zwölf Prozent glauben, dass es sich andersherum verhält. 20 Prozent können gegenwärtig keinen Unterschied erkennen. „Seit Juli ist uns klar geworden, dass Trump noch viel mehr gegen Freihandel ist als Harris“, erklärte einer der Befragten. Damals hatten den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner mit 56 Prozent noch deutlich weniger Experten als die größere Gefahr für steigende Preise gehalten.

Hauptursache für die angewachsene Skepsis sind Trumps Ankündigungen rundum die Zollpolitik der USA. Der 78-Jährige will nicht nur Zölle von mindestens 60 Prozent auf Einfuhren aus China erheben, sondern grundsätzlich zehn bis 20 Prozent auf alle Importe. Mit dem Argument die US-Wirtschaft damit zu stärken, indem er sie vor der ausländischen Billigkonkurrenz schützt, sammelt er eifrig Wählerstimmen ein. Allerdings hat schon Trumps erste Amtszeit gezeigt, dass die von ihm erhöhten Zölle in höheren Kosten für die eingeführten Produkte mündeten. Die Importeure habe ihre Mehrkosten einfach an die Endverbraucher weitergegeben. Würde Trump als Präsident die Zölle also so drastisch erhöhen, wie er es auf den Wahlkampfbühnen verspricht, dürfte das die Preise deutlich steigen lassen. „Wenn die Zölle so wirken, wie Ökonomen denken, dass sie wirken, müssen sich die Menschen auf eine äußerst fiese Überraschung einstellen“, warnt einer der Wirtschaftsexperten gegenüber dem Wall Street Journal. Bereits im Juni hieß es in einem Brief mehrerer Nobelpreisträger: „Wenn Donald Trump seine Agena umsetzt, wird das die Inflation erhöhen.“ Ein neuerer Bericht des Peterson Institute for International Economics (PIIE) kommt zu dem Schluss, dass Trumps Politik die Inflation bis 2026 wieder auf über neun Prozent steigen lassen könnte.

Gleichzeitig schätzen 59 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage des Wall Street Journal, dass Trumps Zollpolitik zunächst sogar Arbeitsplätze kosten könnte, anstatt neue zu schaffen. Darüber hinaus glauben 65 Prozent, dass Trumps Politik in Gänze das Haushaltsdefizit in den USA deutlich anwachsen lassen dürfte, indem er bereits eine wahre Ausgabenorgie angekündigt hat. Trump will nicht nur deutlich mehr Geld ins Militär stecken, vor allem will er Steuern für Unternehmen und Reiche senken, sowie solche auf Renten oder Überstunden ganz abschaffen. Das und noch einiges mehr könnte der NGO „Committee for a Responsible Federal Budget“ nach den Schuldenstand mit einem Plus von 7,5 Billionen US-Dollar doppelt so stark steigen lassen, als dies bei Kamala Harris erwartet wird. „Unsere Analyse zeigt, dass Trumps Politik die Amerikaner am meisten kosten wird“, schließen die Experten des PIIE.

Alles in allem könnte das auch die Zinsen wieder steigen lassen und damit die Rekordrally an der Börse jäh beenden. 61 Prozent der vom Wall Street Journal befragten Ökonomen glauben, dass die Zinsen unter einem Präsidenten Trump stärker steigen, als sie das unter einer Präsidentin Harris tun würden.

BAS

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