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Rohstoffe > Mega-Rally

Der Goldrausch

(Foto: itti ratanakiranaworn / Shutterstock)

Seit Jahrzenten ist der Goldpreis nicht mehr so stark gestiegen, wie in diesem Jahr. Woher kommt das? Geht das so weiter? Und wie steigt man am besten ein?

Plus 30 Prozent in zehn Monaten. Auf Zwölfmonatssicht entspricht das dem stärksten Anstieg seit 45 Jahren, wie die Rohstoff-Experten der Commerzbank kürzlich in einer Analyse feststellten. Der Goldpreis kennt 2024 kein Halten. Ein Rekordhoch folgt auf das Nächste. Ende Oktober kostete eine Feinunze 2.748 US-Dollar und damit fast 700 US-Dollar mehr als Anfang Januar. Mit dieser Preisexplosion schlägt Gold mühelos den Dax, der zum selben Zeitpunkt mit knapp 18 Prozent im Plus lag. Nicht einmal der Nasdaq100 kann da trotz eines Anstiegs um über 23 Prozent mithalten. Seit Mitte 2019 hat sich der Preis für das begehrte Edelmetall bereits mehr als verdoppelt.

Das weckt Begehrlichkeiten, die allein schon dafür sorgen, dass der Kurs weiter nach oben klettert. Die seltene Mega-Rally will kein Investor verpassen. Plötzlich wirft Gold saftige Renditen ab, statt bloß als Inflationsschutz und Stabilitätsanker das Portfolio zu diversifizieren.

An der Börse und darüber hinaus ist ein wahrer Goldrausch entstanden. Einem Bericht des World Gold Council zufolge hat die weltweite Nachfrage nach Gold im zweiten Quartal 2024 mit 1.258 Tonnen ein Rekordniveau erreicht. Daten des Beratungsunternehmens Metals Focus nach, lag die Nachfrage von April bis Juni damit 44 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019. Dazu trugen nicht zuletzt die Käufe der Zentralbanken bei, die im zweiten Quartal 183 Tonnen erwarben und mit einer nachgefragten Gesamtmenge von 483 Tonnen im ersten Halbjahr ebenfalls einen neuen Rekord aufstellten. Aber auch die private Nachfrage ist hoch. Die Goldbestände deutscher Privathaushalte haben sich seit 2010 um rund 20 Prozent erhöht. Aktuell besitzen die Deutschen laut einer Studie der Steinbeis-Hochschule Berlin rund 9.000 Tonnen Gold. „Das entspricht rund 750 Milliarden US-Dollar oder etwa 20 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts“, schreibt die DZ-Bank. Im Juli floss mit 3,7 Milliarden US-Dollar zudem so viel Geld wie seit April 2022 nicht mehr innerhalb eines Monats in Gold-ETFs.

Die Gründe – Geopolitik, Zinssenkungen, US-Wahlen

Dieser Goldrausch hat viele Ursachen. Mit an erster Stelle dürften die geopolitischen Spannungen stehen. „Angesichts der sich zuspitzenden Konflikte im Nahen Osten strömen Anleger in den sicheren Hafen Gold“, meint Alexander Zumpfe vom Edelmetall-Händler Heraeus. In der Ukraine tobt derweil nach zweieinhalb Jahren noch immer Russlands Angriffskrieg. Chinas immer aggressiveres Vorgehen in der Taiwan-Frage verunsichert zusätzlich. Vor kurzem hielt die Volksrepublik erneut eine große Militärübung rundum den Inselstaat ab und bezeichnete diese als „ernste Warnung“ an die „separatistischen“ Kräfte der Republik. Es dürfte gleichzeitig auch eine Warnung an die USA gewesen sein, die Taiwan im Falle eines chinesischen Angriffs Hilfe bei der Verteidigung zugesagt haben. Die Sorge vor einer militärischen Auseinandersetzung zwischen den beiden Großmächten wächst. Viele gute Gründe also für eine eher defensive Ausrichtung im Portfolio, die mehr oder minder zwangsläufig die Krisenwährung Gold mitberücksichtigt.

Daneben werfen die Präsidentschaftswahlen in den USA ihre Schatten voraus. „Die aktuellen Umfragen zeigen Donald Trump im Aufwind, sollte er im Januar wieder ins Weiße Haus zurückkehren, dürften die Inflationsrisiken merklich zunehmen“, schreibt Commerzbank-Rohstoffanalyst Carsten Fritsch. Und eine steigende Inflation sei positiv für Gold, sollte die Fed nicht angemessen darauf reagieren. „Dieses Risiko besteht, da Trump auch Einfluss auf die Zinsentscheidungen der Fed nehmen will“, erklärt Fritsch.

Für den Moment verhält es sich noch andersherum. Die Inflation ist deutlich zurückgegangen und die Notenbanken haben damit begonnen die Zinsen zu senken. Damit wird Gold für viele Investoren attraktiver, da dessen großer Nachteil, nämlich keine Zinsen oder anderweitige regelmäßige Ausschüttungen abzuwerfen, so weniger stark ins Gewicht fällt. Sinkende Zinsen in den USA führen zudem tendenziell zu einem schwächeren US-Dollar. Gold, das überwiegend in US-Dollar gehandelt wird, wird damit für Käufer außerhalb der USA günstiger. Den Experten des World Gold Council nach war die Abschwächung des US-Dollars für die jüngste Gold-Rally ein entscheidender Faktor.

Ein weiteres Argument für den stark steigenden Preis des exklusiven Rohstoffs sei die „aktuell positive Marktstimmung“, meinen die Experten der Commerzbank. „Preisrückgänge werden derzeit von den Marktteilnehmern als Kaufgelegenheit erachtet, sodass diese nur von kurzer Dauer sind und wenig ausgeprägt ausfallen“, heißt es in einem Kommentar. Zudem würden durch den Preisanstieg weitere Anleger angelockt.

Die Aussichten – 3.000 US-Dollar oder Korrektur?

Reichliche Argumente also, mit denen sich der Goldpreisanstieg erklären und rechtfertigen lässt. Allein, sind sie auch Grund genug, um jetzt noch Gold zu kaufen? Die US-Banken Citi und Bank of America gehen davon aus, dass der Goldpreis in den kommenden drei bis sechs Monaten sogar die 3.000-Dollar-Marke knacken könnte. Seit kurzem tut das auch die Schweizer UBS. Bein einem Treffen des Branchenverbands LBMA haben Händler, Bergbauunternehmer und weitere Teilnehmer zudem einen durchschnittlichen Preis von 2.917 US-Dollar je Feinunze vorhergesagt. Die Berliner Morgenpost zitiert den CEO des Goldhändlers Degussa mit den Worten: „Gold wird auf 5.000 Dollar steigen, ich kann nur noch nicht sagen wann.“

Gold hat kein KGV, legt keine Geschäftszahlen oder Wachstumsprognosen vor. Es lässt sich schlicht nicht sagen, ob der Preis aktuell zu hoch oder zu niedrig ist, ob eine Überbewertung vorliegt, oder nicht. Gut möglich also, dass die Experten recht behalten und sich das Edelmetall im derzeitigen Umfeld noch weiter verteuert. Die Analysten der Commerzbank warnen hingegen: „Wir sehen im aktuellen Preisanstieg auch Anzeichen für eine Übertreibung, sodass eine Korrektur überfällig erscheint.“ Wann und von welchem Niveau aus diese einsetzen werde, lasse sich nicht prognostizieren, nur steige mit dem Preisniveau vermutlich auch deren Ausmaß.

Den perfekten Einstiegszeitpunkt gibt es wie immer nicht. Wer in Gold investiert, sollte langfristig von dessen Eigenschaften als Krisenwährung und Inflationsschutz sowie dessen Seltenheitswert überzeugt sein. Schwankungen gilt es auszuhalten. „Gold ist bereits seit Jahrzehnten aufgrund seiner Wertstabilität fester Bestandteil professioneller Portfolios“, sagt Jakob Hafner, Investment Manager beim Vermögensverwalter LIQID. „Vor allem in Zeiten unruhiger Märkte hat das Edelmetall Schwankungen im Portfolio reduzieren können und gleichzeitig über lange Zeiträume stabile Renditen geliefert.“

Die Anlageoptionen – Münzen, Barren, ETCs

Wer also trotz oder gerade ob des starken Laufs, jetzt noch in Gold investieren will, hat verschiedene Optionen. Da Gold-ETFs in Deutschland nicht zugelassen sind, sind es im Kern zwei. Anleger können das Edelmetall physisch erwerben, beispielsweise über Barren und Münzen, oder über Wertpapiere wie ETCs.

Für Goldmünzen oder Barren spricht der tatsächliche Besitz sowie die Tatsache, dass der Veräußerungsgewinn bei einer Haltedauer von mindestens einem Jahr in Deutschland steuerfrei ist. Von vornherein ist Gold darüber hinaus von der Umsatzsteuer befreit. Schmuck ist derweil wegen der häufigen Aufpreise zum eigentlichen Wert des Goldes weniger als Geldanlage geeignet. Beim Barrenkauf sollten Anleger die Spannen zwischen Spot- und Verkaufspreis im Blick haben. Je nach Größe der Barren kann es hier deutliche Unterschiede geben. Für Privatanleger eignen sich deshalb wohl eher Münzen, die den Goldpreis direkt abbilden und leicht handelbar sind. Krügerrand oder Maple Leaf, keine Sondermünzen. Ein Nachteil von Barren und Münzen sind mögliche Verwahrentgelte, soll das wertvolle Metall nicht zu Hause auf dem Dachboden liegen. Oberste Regel beim Kauf von physischem Gold: über seriöse Adressen kaufen. Das können entweder die eigene Bank oder bekannte Edelmetallspezialisten wie Degussa, Philoro und Pro Aurum sein.

Wem all das zu kompliziert ist und wer die Möglichkeit zum schnellen Kauf und Verkauf haben möchte, dem bleibt das Investment an der Börse. Dort lassen sich – mit unterschiedlichem Hebel - klassische Zertifikate erwerben, die den Goldpreis abbilden. Hierbei handelt es sich allerdings mehr um Spekulation als um Geldanlage, zudem besteht meist ein Emittentenrisiko. Heißt: geht der Zertifikate-Anbieter pleite, ist das angelegte Geld futsch. Für Privatanleger dürften sich daher sogenannte ETCs (Exchange Traded Commodities) besser eignen. Diese Schuldverschreibungen ähneln rechtlich Zertifikaten, auch hier besteht ein Emittentenrisiko. Allerdings sind sie in der Regel durch physisches Gold besichert, womit das Risiko nur theoretisch besteht. Ein bekanntes Beispiel für einen solchen ETC ist das Xetra-Gold der Deutschen Börse. Wie bei Fonds oder ETFs fallen hier allerdings Gebühren an.

Indirekt ließe sich darüber hinaus auch über Investments in Goldminen-Aktien von steigenden Preisen für das wertvollste aller Edelmetalle profitieren. Steigt der Goldpreis, steigen die Papiere der Bergbaukonzerne normalerweise mit. Schließlich erhöht sich so deren Rentabilität. Für Privatanleger, die ihr Risiko streuen möchten, eignet sich hier am besten ein Branchen-ETF, wie der iShares Gold Producers UCITS ETF. Letzterer liegt seit Jahresbeginn mit 41 Prozent im Plus, schlägt damit also sogar den Goldpreis. Allerdings laufen Goldminen-Aktien wesentlich volatiler als das Edelmetall selbst und da es sich wie bei jeder Aktie um Anteile an einem Unternehmen handelt, hat ein solches Investment auch nicht mehr viel mit dem in den Rohstoff Gold zu tun. 

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