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Investments in Seltene Erden: Chancen ja, aber nur für aktive Anleger

| Thomas Behnke

Drei metallische Würfel mit chemischen Symbolen für Neodym, Cer und Lanthan liegen auf einem bläulich schimmernden Periodensystem und symbolisieren seltene Erden als Technologiemetalle.
Chemische Elemente wie Neodym, Cer und Lanthan stehen sinnbildlich für die strategische Bedeutung seltener Erden in modernen Technologien. (Symbolbild, KI-generiert; Quelle: Shutterstock)

Seltene Erden sind für Zukunftstechnologien unverzichtbar. Doch der Markt bleibt volatil und von China dominiert. Deshalb müssen Anleger hier aktiv agieren, um Chancen zu nutzen und Risiken zu begrenzen.

China nutzt seine mit Abstand führende Marktposition bei seltenen Erden, um den USA im Zollstreit etwas entgegenzusetzen. Der geopolitische Hebel trifft eine Branche, deren Materialien in vielen Technologien gebraucht werden. Für Anleger ist das spannend, verlangt aber ein aktives Vorgehen und klare Regeln.

Was seltene Erden sind und warum sie wichtig sind

Seltene Erden bezeichnen 17 Metalle. Geologisch sind sie nicht extrem selten, ökonomisch abbauwürdige Lager sind jedoch begrenzt. Der Großteil der geförderten seltenen Erden stammt aus China. Viele Anwendungen drehen sich um starke Permanentmagnete aus einer Legierung von Neodym, Eisen und Bor, wobei Neodym zu den Seltenerdmetallen gehört. Diese Neodym-Magnete finden sich in den Antrieben von Elektroautos und in Generatoren bestimmter Windturbinen.

Ein weiteres Element ist Cer, dessen Oxid zum Polieren von Glas und in der Chipfertigung verwendet wird. Erbium wiederum verstärkt Signale in Glasfasern und ermöglicht stabile Langstrecken-Datenübertragung für Internet und Cloud. Auch in Rechenzentren mit KI-Workloads kommen Magnete auf Basis seltener Erden zum Einsatz. In Displays liefern Europium und Terbium prägnante Farben. Darüber hinaus schützen Beschichtungen mit Seltenerdmetallen Turbinenkomponenten vor Verschleiß.

China am Hebel der Lieferkette

Eigentlich gibt es weltweit auch andere Regionen, in denen seltene Erden abgebaut werden könnten. Länder wie Australien, die USA und Kanada verfügen über aussichtsreiche Lagerstätten und entwickeln eigene Förderprojekte. Der Abbau spielt dort bislang jedoch eine untergeordnete Rolle, da es schwierig ist, mit Chinas niedrigen Preisen zu konkurrieren und der Aufbau neuer Förderkapazitäten viel Zeit erfordert.

Chinas Dominanz bei seltenen Erden

  • Anteil an der Minenförderung: rund 60 Prozent der globalen Seltene-Erden-Minenproduktion
  • Anteil an Trennung und Raffination: etwa 91 Prozent der weltweiten Separation und Raffination seltener Erden
  • Anteil an der Magnetfertigung: etwa 94 Prozent der Produktion gesinterter Neodym-Eisen-Bor-Permanentmagnete, die in Elektroautos, Windturbinen und Industrieantrieben eingesetzt werden
  • US-Abhängigkeit: 2024 zu rund 80 Prozent importabhängig; im Durchschnitt 2020 bis 2023 deckten Importe aus China etwa 56 Prozent des US-Verbrauchs an Seltenerdmetallen

(Stand: 2024/2025; Quellen: IEA, USGS)

Die Zahlen zeigen, wie stark die globale Wertschöpfungskette von China abhängt und wie empfindlich sie auf politische Spannungen reagiert. Im Handelsstreit mit den USA hat Peking zuletzt seltene Erden und daraus gefertigte Magnete mit Ausfuhrkontrollen belegt. Das sorgte für Ärger bei der US-Regierung und der Industrie. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass seltene Erden inzwischen auch wegen ihrer strategischen Relevanz ein Politikum sind, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Preisbildung am Markt.

An der hohen Bedeutung seltener Erden dürfte sich in den kommenden Jahren wenig ändern. Die Nachfrage dürfte mit der fortschreitenden Technisierung vieler Lebensbereiche weiter steigen. Das macht diesen Sektor auch für Anleger interessant. Es gibt eine Reihe börsennotierter Unternehmen in diesem Bereich, viele davon aus China und Australien, was den Zugang für Privatanleger teils erschwert.

VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF im Kurzporträt

Eine Möglichkeit, um breit gestreut zu investieren, bieten daher ETFs wie der VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF (ISIN: US92189H8051). Mit einem verwalteten Vermögen von derzeit 1,31 Milliarden US-Dollar ist er der größte auf seinem Gebiet. Eigentlich ein US-ETF und damit nicht direkt für Anleger aus der EU handelbar, gibt es eine Variante für EU-Investoren: den VanEck Rare Earth and Strategic Metals UCITS ETF mit der ISIN IE0002PG6CA6.

Der ETF strebt an, den MVIS Global Rare Earth Strategic Metals Index nachzubilden. In den Index kommen Unternehmen, die mindestens 50 Prozent ihrer Umsätze im Bereich seltener Erden und strategischer Metalle erzielen. Die fünf größten Positionen sind aktuell Pilbara Minerals (ISIN: AU000000PLS0), Albemarle (ISIN: US0126531013), Lynas Rare Earths (ISIN: AU000000LYC6), MP Materials (ISIN: US5533681012) und Lithium Americas (ISIN: CA53681J1030). Chinesische Aktien stellen mit 27,6 Prozent die größte Gewichtung im ETF, gefolgt von australischen mit 23,6 Prozent, US-amerikanischen mit 20,1 Prozent und kanadischen mit rund 9 Prozent.

Nicht als Langfristanlage geeignet

Der ETF ist seit Oktober 2010 am Markt und weist damit eine relativ lange Historie auf. Dabei zeigt sich jedoch, dass die Kurse starken Schwankungen unterliegen. Der Sektor ist bekannt für seine hohe Volatilität. Die maßgeblichen Gründe sind die sich schnell verändernde Angebots- und Nachfragedynamik, sicherheitspolitische Einflüsse und die starke Rolle Chinas.

Die Beurteilung einzelner Aktien hinsichtlich Chancen und Risiken setzt zudem eine tiefgehende Kenntnis über die jeweiligen Metalle und ihre Marktsituation voraus. Für Privatanleger ist das kaum zu leisten. Viele Unbekannte erschweren belastbare Prognosen. Daher sind langfristige Investments in diesem Sektor, auch über ETFs, ungeeignet. Kaufen und liegen lassen funktioniert hier nicht.

Was stattdessen funktioniert: aktiv und regelbasiert
Das bedeutet nicht, dass Aktien aus dem Bereich seltener Erden grundsätzlich unattraktiv sind. Um hier erfolgreich zu investieren, ist ein aktiver, charttechnisch orientierter Handelsansatz erforderlich. Trendfolgende Strategien können in Verbindung mit einem klar definierten Risikomanagement helfen, Chancen gezielt zu nutzen.

ETFs wie der VanEck Rare Earth and Strategic Metals können dabei als Ausgangspunkt dienen, um sich einen Überblick über die relevanten Unternehmen des Sektors zu verschaffen und darauf aufbauend eigene Watchlisten zu erstellen. Diese lassen sich regelmäßig auf technische Signale prüfen, um bei passenden Setups gezielt zu handeln. So kann der Sektor für aktive Anleger interessante Trading-Möglichkeiten bieten.

Fazit: Chancen nutzen, aber mit System

Seltene Erden bleiben ein spannendes Investmentthema, das technologische Innovationen und politische Interessen verbindet. Die Branche bietet Chancen, ist jedoch nichts für passive Anleger. Buy-and-Hold-Investoren finden in diesem Bereich dagegen kaum stabile Perspektiven. Wer sich aktiv mit Markttrends auseinandersetzt, über ein eigenes Regelwerk verfügt und dieses konsequent beachtet sowie flexibel auf Veränderungen reagiert, kann vom Potenzial dieser strategisch wichtigen Rohstoffe profitieren. In diesem dynamischen Umfeld eröffnen sich immer wieder attraktive Gelegenheiten.

FAQ: Häufige Fragen zu Investments in seltene Erden

Seltene Erden sind komplex und politisch sensibel. Viele Anleger interessieren sich für das Thema, wissen aber nicht genau, wie der Markt funktioniert und worauf zu achten ist. Die folgenden Fragen und Antworten geben einen Überblick und helfen, die wichtigsten Aspekte besser einzuordnen.

Was versteht man unter seltenen Erden?
Seltene Erden sind 17 Metalle, die in vielen Hightech-Anwendungen genutzt werden. Sie kommen zwar weltweit in der Erdkruste vor, wirtschaftlich abbauwürdige Lagerstätten sind jedoch begrenzt. Wichtige Elemente sind Neodym, Europium, Terbium, Cer und Erbium.

Warum spielt China bei seltenen Erden eine so große Rolle?
China kontrolliert rund 60 Prozent der globalen Förderung und über 90 Prozent der Verarbeitung seltener Erden. Das Land dominiert mit über 90 Prozent Marktanteil auch die Produktion von Magneten, die in Elektroautos und Windturbinen eingesetzt werden. Diese Marktkonzentration verschafft China geopolitischen Einfluss.

Wie kann man in seltene Erden investieren?
Der direkte Kauf der Metalle ist kaum möglich. Anleger können stattdessen über Aktien von Förderunternehmen oder spezialisierte ETFs investieren. Bekannte Produkte sind der VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF und dessen UCITS-Variante für europäische Anleger.

Für welche Anleger eignen sich Investments in seltene Erden?
Der Sektor ist stark schwankungsanfällig. Geeignet ist er vor allem für aktive Anleger, die kurzfristig agieren und ein klares Regelwerk befolgen. Für langfristige Buy-and-Hold-Strategien sind seltene Erden eher ungeeignet.

Welche Risiken bestehen beim Investieren in seltene Erden?
Die Kurse reagieren empfindlich auf politische Entscheidungen, Umweltauflagen und Nachfrageschwankungen. Hinzu kommen Währungsrisiken und die starke Abhängigkeit von China. Anleger sollten deshalb nur mit einem klar definierten Risikomanagement investieren.

Welche Alternativen gibt es zu seltenen Erden?
Wer in den Rohstoffsektor investieren möchte, kann sich auch strategische Metalle wie Lithium, Kobalt oder Nickel ansehen. Sie sind für Batterietechnologien und Elektromobilität ebenfalls wichtig, folgen jedoch anderen Preis- und Angebotszyklen.

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