Aktien & Märkte
DEUTSCHE
TELEKOM:
HALBE SACHEN
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Zwar verdient der „Bonner Riese“, wie Telekomchef
Timotheus Höttges Ende Februar
anlässlich der Bilanzvorlage vorzutragen
wusste, gut und besser. Vor allem, wie schon
länger, in den USA, wo man mit T-Mobile US
einen Gewinnbringer hat, der manches Ungemach
ausgleichen kann. Denn davon gibt
es auf der anderen, der heimischen Seite des
Atlantiks, mehr als genug. Zunächst einmal
wären da die erheblichen Schulden des Konzerns.
Rund 130 Milliarden Euro sind es derzeit.
Den Mitaktionär Bundesrepublik muss
das nicht schrecken, schließlich erhält man
weiterhin seine Dividende, und verkaufen will
der Finanzminister ohnehin nicht. Für die übrigen
Aktionäre ist der Frage da schon eher bedeutsam,
ob denn die Dividendenrendite mit
einem recht niedrigen Kurs, hoher Verschuldung
und wenig erhebendem Ausblick erkauft
ist, fremdfinanziert sozusagen.
Im Angesicht einer baldigen Zinswende wäre
man da sicher gern so aufgestellt wie Apple
zum Beispiel, wo das Guthaben aus allen
Ritzen quillt. Um ein wenig abzutragen vom
Geliehenen, will man gedanklich vom Schuldenturm
zum doch erheblich sympathischeren
Funkturm, beziehungsweise zum Verkauf
des letzteren schreiten, von welcher Gattung
man nämlich Tausende besitzt, die so herumstehen
und unter ihren Möglichkeiten bleiben.
Man beobachtet daher das Schicksal des
Unternehmens Vantage Towers. An die Börse
gegangen im März 2021, entwickelte sich das
Schliekers Börsenjahr
Der Telekom-Chef
klemmt zwischen Baum
und Borke: Der teilstaatliche
Konzern müsste die
Russland-Sanktionen
besonders konsequent
umsetzen. Doch die
Telekom hat sich entschieden,
in Russland zu
bleiben. Auch dafür gibt
es gute Gründe. Aber
kann Höttges das
durchhalten?
Papier recht ordentlich – bei Vantage Towers
handelt es sich um die ehemalige Funkturmsparte
der Telekom-Konkurrentin Vodafone,
die auch noch mit überwiegender Mehrheit
beteiligt ist.
Das Charmante an einer Veräußerung, Fusion
oder einem IPO ist dabei einfach die
Tatsache, dass man – neben möglicherweise
bis zu 18 Milliarden Euro Erlös – leichter
seine Übertragungskapazitäten auch Unternehmensfremden
vermieten und damit, bleibt
man beteiligt, dauerhafte Erträge generieren
kann. Es könnte jetzt recht schnell gehen mit
der Umsetzung solcher Pläne, aber damit
kommt die Telekom, soviel sei schon einmal
gemutmaßt, nicht ganz aus einer insgesamt
misslichen Lage heraus.
Neben allen rational-geschäftlichen Plänen
für 2022 befindet sich das Unternehmen
nämlich auch noch in einer etwas eingezwängten
Position. Der Angriffskrieg des
russischen Machthabers Putin lässt die Bonner
Köpfe rauchen: Klar positioniert sich die
Telekom als Freund der Ukraine, färbt im
Internet das eigentlich unantastbare magentafarbene
„T“ im Aussehen der ukrainischen
Nationalflagge, und bietet Flüchtlingen aus
dem bedrohten Land kostenlose Gespräche
nach Hause, freie SIM-Karten und weitere
Unterstützung an. Gleichzeitig aber weiß
man offenbar nicht, wie man sich aus der
russischen Klemme herauswinden kann.
Deutsche Telekom in Euro Stand: 16.03.2022
SCHLIEKER