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US-Small-Caps weiter im Aufwind

(Foto: Bigc Studio / Shutterstock)

Die Voraussetzungen für eine weiter gute Entwicklung von US-Small-Caps sind gegeben. Aber können sie auch besser performen als der Rest?

Eine Analyse von Francis Gannon, Co-Chief Investment Officer, Managing Director, Royce Investment Partners

Obwohl Small Caps, gemessen am Russell 2000 Index, Ende 2024 durch Volatilität und eine pessimistische Stimmung gebremst wurden, legten sie im vierten Quartal 2024 um 0,3 % zu und beendeten so das Jahr 2024 mit dem zweiten positiven Quartal in Folge. Doch anders als im dritten Quartal 2024 konnte der Small-Cap-Index nicht mit seinem Large-Cap-Pendant Schritt halten: Der Russell 1000 Index zog im vierten Quartal 2024 um 2,7 % an. Kurioserweise ergibt die Entwicklung der Renditen von US-Aktien im Schlussquartal 2024 eine Art schalenförmige Kurve. Der Russell Microcap Index legte um 5,9 % zu, während der Russell Top 50 Index der Mega Caps um 5,5 % nach oben kletterte. Small Caps erreichten außerdem am 25.11.2024 einen neuen Höchststand – mehr als drei Jahre nach dem vorherigen Höchststand vom 08.11.2021. Dies ist in der mehr als 45-jährigen Geschichte des Index die drittlängste Zeitspanne bis zum Erreichen eines neuen Höchststandes.

Wie schon im dritten Quartal 2024 verbarg sich auch im Schlussquartal des Jahres hinter der positiven Performance ein gewisser Grad an Volatilität. Unabhängig von der Marktkapitalisierung stolperten die meisten Aktien mehr schlecht als recht in Richtung der Ziellinie des Jahres 2024. Die wichtigsten US-Indizes entwickelten sich im Dezember uneinheitlich, wobei diejenigen der Small- und der Micro-Cap-Werte deutlich schlechter abgeschnitten.

Ungeachtet der enttäuschenden Ergebnisse vom Dezember erzielten Small Caps im Gesamtjahr eine fantastische absolute Performance: Der Russell 2000 erreichte ein Plus von 11,5 %. Dennoch lagen Small Caps 2024 das achte Jahr in Folge hinter den Large Caps. Der Russell 2000 konnte den Russell 1000 nur in vier der letzten 20 Kalenderjahre übertreffen. Dabei betrug seine durchschnittliche Outperformance 6,1 %. Die letzte Outperformance verzeichnete der Small-Cap-Index 2016. Damit ist der Zeitraum bis zum 31.12.2024 die am längsten dauernde Underperformance in Kalenderjahren seit der Auflegung der beiden Indizes am 31.12.1978. Und während wir uns bewusst sind, wie lange wir schon darauf warten, dass Small-Cap-Papiere sich über längere Zeit an der Spitze des Marktes behaupten, sehen wir nun vielversprechende Zeichen für Small Caps.

Eine andere Welt

Im vierten Quartal war eine deutliche Auseinanderentwicklung von US-Aktien und globalen Aktien zu beobachten. Der MSCI ACWI ex-USA Small Cap Index und der MSCI ACWI ex-USA Large-Cap Index gaben im vierten Quartal 2024 um -7,7 % bzw. -7,6 % nach. Angesichts der politischen Turbulenzen in Deutschland, Frankreich und Kanada sowie der anhaltenden wirtschaftlichen Schwäche in China war dieser Marktrückgang im vierten Quartal nicht besonders überraschend. Doch mit Sicherheit zeigen diese Ergebnisse der Nicht-US-Indizes auch, wie widerstandsfähig sowohl die Wirtschaft als auch die Märkte der USA seit dem Ende der Coronapandemie sind.

Auf das Gesamtjahr gesehen lagen beide Indizes im Plus, wobei der Large-Cap-Index einen Vorsprung hatte: Der MSCI ACWI ex-USA Small Cap Index gewann 2024 insgesamt 3,4 %, sein Large-Cap-Pendant stieg um 6,0 %.

Entwicklung innerhalb der US-Small-Caps

Wie so oft in der Vergangenheit, wenn Small Caps den Large Caps hinterherhinkten, lag der Russell 2000 Value Index im vierten Quartal 2024 mit einem Minus von 1,1 % hinter dem Russell 2000 Growth Index, der um 1,7 % zulegte. Im Dezember entwickelten sich Value-Aktien allgemein schwächer als Growth-Titel. Dies stellte eine Umkehr des üblichen Performancemusters dar: In der Regel geben Small Caps aus dem Value-Segment in Phasen eines Marktrückgangs weniger nach, selbst wenn diese nur von kurzer Dauer sind.

Was die Marktführung angeht, so fielen die jüngsten Ergebnisse überwiegend zugunsten von Growth-Werten aus; der Russell 2000 Value hatte im 1-, 5- und 10-Jahreszeitraum bis zum 31.12.2024 das Nachsehen. Der Russell 2000 Value übertraf sein Growth-Pendant aber im 3-Jahres-Zeitraum bis zum 31.12.2024 und lag auch in der Zeitspanne vom vorherigen Höchststand der Small-Cap-Werte am 08.11.2021 bis Ende 2024 vorn. Er gewann in dieser Zeit 1,7 %, während der Russell 2000 Growth -7,1 % verlor. Dieses Ergebnis deckt sich eher mit dem langfristigen Muster, denn üblicherweise verliert der Index der Value-Titel aus dem Small-Cap-Segment in Phasen eines Marktrückgangs oder bei stärker volatilen Märkten weniger – oder kann, wie in diesem Fall, sogar zulegen.

Die Sektorstory der US-Small-Caps

Fünf der elf Sektoren im Russell 2000 lagen im vierten Quartal 2024 im Plus. Die größten Positivbeiträge kamen von den Sektoren Informationstechnologie, Industrie und Finanzen, wohingegen das Gesundheitswesen, Immobilien und Energie die größten Verlustbringer waren.

Auf Branchenebene gehörten zwei Segmente des Sektors Informationstechnologie – Software sowie Halbleiter und Halbleiterausrüstung – zu den drei Branchen, die der Wertentwicklung im vierten Quartal 2024 am stärksten zugutekamen. Die sinkenden Zinsen sorgten unterdessen dafür, dass die Banken im Berichtsquartal den zweitgrößten Beitrag beisteuerten. Die Beiträge im Industriesektor waren etwas breiter verteilt, wobei die größte Unterstützung aus dem Bereich Luft-/Raumfahrt und Verteidigung kam. Biotechnologie belastete die Performance am stärksten, aber auch langlebige Haushaltsgüter aus dem Sektor zyklische Konsumgüter, Energieausrüstung und -dienstleistungen sowie Metalle und Bergbau aus dem Sektor Grundstoffe schlugen klar negativ zu Buche.

Im Gesamtjahr stützten zehn von elf Sektoren die Wertentwicklung, allen voran Informationstechnologie, Industrie und Finanzen. Der Sektor Energie war der einzige Verlustbringer, und die geringsten Beiträge kamen aus den Sektoren Versorgungsunternehmen und Grundstoffe. Auf Branchenebene leisteten Banken 2024 den größten Beitrag, gefolgt von zwei Branchen aus dem Sektor Informationstechnologie: Technologiehardware, Speicherung und Peripherie sowie Software. Der Beitrag des Bereichs Bau und Ingenieurwesen im Industriesektor war ebenfalls deutlich positiv. Die Branchen, die die Wertentwicklung 2024 am stärksten schmälerten, waren elektrische Ausrüstung aus dem Industriesektor, Gesundheitstechnologie, Automobilkomponenten aus dem Sektor zyklische Konsumgüter sowie Hilfsmittel und Dienstleistungen für die Biowissenschaften aus dem Gesundheitssektor.

Die Voraussetzungen sind gegeben – werden sich US-Small-Caps nun an die Spitze setzen?

Eine interessante Folge der Stärke des US-Aktienmarktes im Jahr 2024 war die relativ geringe Volatilität bei Large Caps, gemessen am VIX. Der VIX wird häufig als „Angstindex“ bezeichnet und leitet sich aus den Notierungen von SPX-Optionen mit kurzfristigen Fälligkeitsterminen ab. Er generiert eine 30-Tage-Volatilitätsprognose, ein Maß für die Geschwindigkeit, mit der sich Aktienkurse ändern. Bis auf einen starken, aber kurzzeitigen Anstieg Anfang August war das Jahr 2024 für Large Caps ungewöhnlich ruhig, genau wie das Jahr 2023.

Bei den Small Caps sah das Bild etwas anders aus. Wir beobachten nicht nur den VIX, sondern betrachten auch den Prozentsatz der Handelstage mit Ausschlägen von mindestens 1 % für den Russell 2000. Im Durchschnitt der letzten 25 Jahre lag der Anteil der Tage mit solchen Ausschlägen für den Small-Cap-Index bei 42 %. Im Jahr 2024 verzeichnete er an 103 von 252 Tagen (41 %) Schwankungen von 1 % oder mehr – damit war das Jahr für Small Caps nur minimal weniger volatil. Mehr als fünf Jahrzehnte Erfahrung mit Investments in Small Caps lehren uns jedoch, dass dieser Zustand ein Ende haben wird, und zwar unabhängig von der Anlageklasse. Im Jahr 2025 rechnen wir bei US-Aktien insgesamt mit einer historisch gesehen typischeren Volatilität. Dabei möchten wir unseren Anlegern jedoch in Erinnerung rufen, dass wir eine erhöhte Volatilität nicht aus der konventionellen Perspektive des Risikos betrachten, sondern aus der längerfristigen Perspektive der Chancen. Als risikoscheue und preissensible langfristige Anleger versuchen wir stets, kurzfristige Volatilität zu unserem langfristigen Vorteil zu nutzen.

In der Vergangenheit haben Small Caps außerdem nach Phasen erhöhter Volatilität regelmäßig überdurchschnittliche Renditen erwirtschaftet. Wir haben anhand von monatlich rollierenden Renditespannen für den Volatilitätsindex die durchschnittlichen annualisierten Renditen des Russell 2000 und des Russell 1000 der Large Caps nach Zeiträumen analysiert, in denen der VIX erhöht war. Wir haben festgestellt, dass der Prozentsatz der Zeiträume, in denen der Russell 2000 höhere durchschnittliche annualisierte 3-Jahres-Renditen als der Russell 1000 aufwies, nach Zeiten stärkerer Volatilität am höchsten war.

Natürlich kommt es auf den Kontext an. Wichtig ist auch, nicht zu vergessen, dass Small Caps deutlich attraktiver bewertet sind als Large Caps. Gemessen an unserer bevorzugten Indexbewertungskennzahl, dem Verhältnis des Unternehmenswertes zum Gewinn vor Zinsen und Steuern (EV/EBIT), war der Russell 2000 Ende 2024 nicht weit von seinem 25-Jahres-Tief gegenüber dem Russell 1000 entfernt. Aufgrund dieser Tatsache und der beeindruckenden absoluten Stärke von Small Caps, vor allem im zweiten Halbjahr 2024, sind wir zu Beginn des Jahres 2025 vorsichtig optimistisch.

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