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Lebensart > Omega Seamaster 300

Prince of Quarz

Unprätentiös: Auch im Plausch mit Actionheld Tom Cruise trägt Prinz William seine Lieblings-Omega mit Quarz-Kaliber.

Uhrennerds müssen jetzt stark sein: Prinz William trägt eine stinknormale Quarzuhr. Was ist da los?

Patek Philippe, Audemars Piquet oder A. Lange & Söhne. Diese Brands verbinden Uhrenliebhaber normalerweise mit einem Königshaus. Schmuckstücke aus dem obersten Regal. Dresswatches, die geschmeidig unter Manschetten verschwinden. Doch Prinz William, der nächste König des Vereinigten Königreichs, ein Mann von Welt, trägt eine batteriebetriebe Quarzuhr. Genauer: William rockt eine Omega Seamaster 300 aus den 90ern – und zwar täglich. Ob er sie nachts abnimmt? 

Swiss made

Omega, Teil der mächtigen Swatch-Gruppe, zählt zwar zum erlesenen Kreis luxuriöser Uhrenhersteller aus der Schweiz, ist aber mehr Audi als Bentley. Gleichzeitig gelten Omega-Uhren als echte Klassiker. Das Modell Speedmaster hat es sogar auf den Mond geschafft – ja, richtig: auf den Mond. Omega ist bekannt für hochwertige Automatikwerke, die allein durch Bewegung des Handgelenkes arbeiten. Die Zeiger gleiten über das Ziffernblatt, Sekundensprünge gibt es nicht. Für diese Art Mechanik brennen Uhrenfans wie Hifi-Liebhaber für Vinyl.

In Williams Uhr hingegen schlägt ein seelenloses Quarzwerk, also ein einfach herzustellendes Werk mit Batterie. Gut, Batterie ist Zukunft, Beispiel E-Autos. Quarzuhren laufen genauer als ihre mechanischen Pendants und müssen seltener gewartet werden. Alles richtig, aber solche Argumente gelten bei den meisten in der Szene nicht. Hier dreht sich alles um mechanische Kunst, um kleinste Rädchen, um hochwertige Materialien. Hier sind Batterien beliebt wie kalter Kaffee. Mechanische Uhren sind in einer modernen Welt die Antithese der Digitalisierung, ein Rückzugsort für Nerds.

Der schlechte Ruf von Uhren mit Batterie geht auch auf die Quarzkrise zurück, die von etwa 1970 bis Mitte der 1980er Jahre andauerte. Sie beschreibt den Umbruch der Uhrenindustrie. Das japanische Unternehmen Seiko war der erste Uhrenhersteller, der eine Quarzuhr auf den Markt brachte. In der unmittelbaren Folge gingen viele Unternehmen in Konkurs, die Zahl der Beschäftigten in der traditionellen Uhrenbranche sank massiv. Mechanische Uhren galten als Relikt der Vergangenheit. Quarzuhren waren plötzlich cool, weil modern. In den 80ern setzte eine krasse Gegenbewegung ein. Der Quarzhype fühlte sich an wie eine schlechte Partynacht inklusive Kater.

Diana, princess of style

Steht William auf schlechte Partys? Unwahrscheinlich. Hinter seiner Liebe für diese Uhr steckt eine noch viel größere Liebe: seine Mama. Die Omega Seamaster war ein Geschenk von Prinzessin Diana, deren Stil ikonisch ist. Das Omega-Modell Seamaster 300 Midsize (Referenz 2561.80.00) wird nicht mehr hergestellt, die Seamaster-Collection gibt es aber noch und beginnt mit einem Einstiegspreis von rund 6.800 Euro. Sie ist eine echte Cashcow im Unternehmen. Das Modell Seamaster 300 hat ihren großen Durchbruch 1995 mit James Bond geschafft. Damals besaß die Uhr von 007, gespielt von Pierce Brosnan, einen Fernzünder für Bomben und einen Laserstrahl mit dessen Hilfe er aus einem gepanzerten Zug entkommen kann. Bond halt. Im Film ist die 41 Millimeter breite Variante zu sehen, William trägt das mittelgroße Modell mit einem zeitlosen Durchmesser von 36 Millimetern. Die Uhr ist bis zu 300 Meter wasserdicht. Allerdings wurde der englische Prinz in derartigen Tiefen nie gesehen.

Ist die Seamaster (Referenz 2561.80.00) eine smarte Investition? Vermutlich. Auf Plattformen wie Chrono24 gibt’s gebrauchte Modelle der William-Uhr für 2.000 Euro aufwärts – je nach Zustand und Zubehör. Laut Uhrenportal ist ihr Wert in den letzten fünf Jahren um insgesamt 38 Prozent gestiegen. Keine schlechte Rendite. Und hübscher als Aktien allemal. Historisch betrachtet haben sich Omega-Modelle – vor allem dann, wenn sie an den Handgelenken von prominenten Persönlichkeiten hingen oder andere Marketingstorys erzählen – wertsteigernd entwickelt. Prinz William ist der nächste König des Vereinigten Königreichs. Anleger dürfen fantasieren, wie sich der Preis entwickeln könnte, wenn er Krone trägt. Dass er selbst in dieser Funktion zu seinem Lieblingsquarzrocker greifen würde, ist wahrscheinlich. Schließlich trug er ihn auch bei der Krönungsmesse seines Vaters – Omega freut’s, die Uhrenszene ist gespalten. Prinz William, ein echter Punker.

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