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Bilanzen und Fed
im Fokus „Handelskrieg“
BÖRSE 10 am Sonntag · II | 2018
Märkte im Überblick
Glaubt man den offiziellen Konjunkturdaten
sowie den Frühindikatoren, läuft der Konjunkturmotor
in den USA derzeit mit einer
relativ hohen und damit sehr soliden Drehzahl.
Unter anderem kommen demnach
weiterhin positive Signale vom Arbeitsmarkt,
dem Konsumklima und den Einkaufsmanagerindizes.
Und auch die US-Notenbank
(Fed) sieht die US-Wirtschaft weiterhin auf
Wachstumskurs. Der für die Geldpolitik
zuständige Offenmarktausschuss (FOMC)
hatte daher im März bei seinen turnusmäßigen
Beratungen wie vom Markt erwartet
beschlossen, den maßgeblichen Leitzins, die
Fed Funds Rate anzuheben. Nach bislang
1,25 bis 1,50 Prozent wurde die Zielspanne
auf 1,50 bis 1,75 Prozent angepasst. Es war
die erste Anhebung in diesem Jahr und
dürfte wohl nicht die letzte gewesen sein. Die
Fed hatte für 2018 insgesamt drei Zinserhöhungen
angedeutet. Die nächste Anpassung
könnte im Juni erfolgen. Für diesen Monat
ist derzeit die aus den Fed-Funds-Futures
abgeleitete Wahrscheinlichkeit einer weiteren
Anhebung am größten. In den nächsten
Wochen dürften an der Wall Street aber vor
allem die Unternehmensdaten im Fokus stehen.
Die Berichtssaison für das Auftaktquartal
2018 ist gestartet. Nachdem die Firmen
im Schlussquartal 2017 im Durchschnitt
eine steigende Wachstumsdynamik bei den
Ergebnissen gezeigt hatten, gehen die Erwartungen
abermals von einem anziehenden
Momentum aus.
Ein heißes Thema in der Börsenberichterstattung
im März waren die von den
USA angekündigten Strafzölle auf Stahl
und Aluminium. Das Schlagwort „Handelskrieg“
machte die Runde. Es wird befürchtet,
dass die protektionistischen Maßnahmen
der US-Regierung andere Länder
bewegen könnte, mit ähnlichen Mitteln zu
reagieren. Insbesondere die EU und China
als große Handelspartner der USA waren
nicht sonderlich erfreut und polterten zurück,
wenn bislang auch nur verbal. Die
Stimmung ist aufgeheizt, was die Frage
aufwirft, ob vielleicht sogar eine weltweite
Spirale an neuen Handelsbeschränkungen
droht? Das wäre ein Problem. Denn ein
global funktionierender Handel ist essenziell
wichtig für die weltweite wirtschaftliche
Entwicklung. Käme es hier nun zu
stärkeren Einschränkungen, dürfte dies
nicht ohne Auswirkungen bleiben. Offen
ist, wie stark dann die negativen Effekte auf
die globale Konjunktur wären. Oder wird
die Suppe doch nicht so heiß gegessen, wie
sie gekocht wurde? Ist die aktuelle Aufregung
über die US-Strafzölle vielleicht sogar
übertrieben? An den Börsen dürfte das
Thema weiterhin genau beobachtet werden.
So auch am deutschen Aktienmarkt, an
dem sich viele Firmen tummeln, die stark
von den Exporten abhängig sind. Ein sich
verstärkt anbahnender weltweiter Handelskrieg
könnte ein belastender Faktor für die
weitere Kursentwicklung sein.
EZB ändert
Wortwahl
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat
auf ihrer Sitzung im März die Leitzinsen
unverändert gelassen. Wie ebenfalls erwartet,
gab es auch keine Anpassungen bei
dem Wertpapierkaufprogramm. Allerdings
änderten die Notenbanker ihre Wortwahl
zur künftigen Geldpolitik. Die EZB erwägt
nun anders als bislang keine Ausweitung
des Kaufprogramms bei einer Verschlechterung
des Ausblicks. Einige Analysten
bewerten dies als Indiz für eine gestiegene
Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbank die
Wertpapierkäufe bis zum Jahresende ganz
einstellen wird. Gleichwohl bekräftigte die
EZB ihre Aussage, wonach das Programm
bis Ende September 2018 oder länger umgesetzt
werden soll und es erst zu einer Anpassung
kommt, wenn die Entwicklung der
Teuerungsrate mit dem Inflationsziel von
knapp 2 Prozent nachhaltig vereinbar ist.
Bezüglich der Leitzinsen hielt sie daran fest,
dass diese für längere Zeit und weit über
das Ende der Wertpapierkäufe hinaus auf
dem aktuellen historisch niedrigen Niveau
verbleiben werden. Es bleibt also dabei, dass
vor 2019 wohl nicht mit Zinserhöhungen in
der Eurozone zu rechnen ist. Der Hauptrefinanzierungssatz
als wichtigster Leitzins
der EZB liegt derzeit bei 0 Prozent. Der
Einlagensatz, also der Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken
kurzfristiges Kapital bei der
EZB parken können, ist mit -0,4 Prozent
weiterhin negativ und kommt damit einer
Strafgebühr gleich.
S&P 500 Stand 23.3.2018 DAX 23.3.2018 EURO STOXX 50 Stand 23.3.2018